Bruneck: Begehrte Fraktionen, TZ, 121111

Am 20. November wird in Bruneck, Reischach, St. Georgen, Dietenheim und Stegen gewählt. Besonders spannend wird die Fraktionswahl aber in Reischach und in Bruneck Stadt. Dort müssen sich zwei  gegen die Widerstände mächtiger Lobbys durchsetzen.

Von Silke Hinterwaldner

Die Luft brannte. Am Donnerstagabend hat die Fraktionsverwaltung von Reischach zur Abschiedsversammlung geladen. Andernorts geht kaum jemand zu einer derartigen Veranstaltung hin, anders in Reischach. Der Saal war brechend voll, die Diskussion ordentlich aufgeheizt.

Der Hintergrund: Am 20. November finden Fraktionswahlen statt. Wer verfolgt hat wie sehr die Reischacher wegen des Kronplatz-Projektes Ried gestritten haben, weiß auch, dass es eine spannende Wahl werden wird. In den vergangenen fünf Jahren hat Walter Huber die Fraktion geführt. Es ist jener Mann, der sich auch gegen den Bau der Ried-Piste engagiert hat und seit eineinhalb Jahren für die Bürgerliste im Gemeinderat sitzt. Wird er wieder gewählt werden? „Wenn die Leute wollen, mache ich weiter“, sagt er selbst. Aber er weiß ganz genau, dass vor allem die Volksparteiler und die Kronplatz-Lobby im Ort ihn loswerden wollen. Sie haben einen eigenen Kandidaten nominiert, der

Walter Huber herausfordert. Sein Name: Michael Bergmeister.

Kaum irgendwo im Land wird bei Fraktionswahlen ein derart harter Wahlkampf erwartet wie in Reischach. In den allermeisten Fraktionen geht es in erster Linie darum, jemanden zu finden, der bereit ist die Besitztümer der Fraktion zu verwalten. In Johann Hilber hat beispielsweise Stegen einen Mann gefunden, der sich seit 31 Jahren in der Fraktionsverwaltung engagiert. Er traut sich auch seine Meinung zu sagen, wenn es sein muss. Etwa sobald es darum geht, dass die Stadtverwaltung nichts gegen die Wildcamper am Stegener Marktplatz unternimmt. „Jedes Jahr“, sagt Hilber, „um Ferragosto stehen rund 100 Camper dort. Sie bringen nichts als einen Haufen Müll und Probleme mit sich.“ Johann Hilber will weiterkämpfen, auch wenn er keinen Wahlkampf führt, um als Präsident der Fraktionsverwaltung bestätigt zu werden. In Stegen bleibt die Parteipolitik außen vor, genauso wie in St. Georgen, Aufhofen oder Dietenheim. Dort sind im Moment Michael Piffrader, Robert Berger und Engelbert Niederstätter vorne dran.

Mit mehr Spannung wird die Fraktionswahl in Bruneck Stadt erwartet. Dort ist seit zehn Jahren einer am Ruder, der von der Nomenklatura der Stadt nicht immer gern gesehen ist: Walter Harpf. Der Kaufmann aus der Stadtgasse hat in den vergangenen Jahren inbrünstig die Pfründe der Fraktion verteidigt. Immerhin liegt in Händen der Fraktion einiges an wertvollem Kulturgrund, der immer wieder von der Stadtverwaltung beansprucht wird. Auch in Bruneck Stadt gilt ähnlich wie in Reischach: Die SVP wird versuchen, ihre Kandidaten durchzubringen. Noch ist der Ausschuss bunt gemischt. Er besteht aus Walter Harpf, Hans Kofler, Johanna Ganthaler, Lucio Manzolli und Ivo Tschurtschenthaler. Letzterer wird nicht mehr kandidieren.

„Wir möchten weiter frei von politischer Bevormundung arbeiten können“, sagt Harpf, „ich bin bemüht um Transparenz und Offenheit.“ Über mangelnde Arbeit konnte er sich nie beklagen. Aber der Job scheint Spaß zu machen.

Foto:Liftpfeiler stehen bereits: Das Projekt Ried bleibt politisches Thema

Foto: Walter Huber: „Ehrlichkeit und Offenheit sind erstes Gebot“

Foto: Walter Harpf: „Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung verbessern“

ZITAT „Wir möchten weiter frei von politischer Bevormundung arbeiten können. Ich bin bemüht um Transparenz und Offenheit.“ Walter Harpf

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