Neues Jahr

Hans Karl Peterlini, „Quer gedacht“, Kath. Sonntagsblatt 1/2 2015 – So ist nun auch das neue Jahr schon angebrochen: Was über Weihnachten bewegt hat, ist abgeklungen, was besänftigt war, erfährt jene stetige Verunsicherung, der gegenwärtiges Leben ausgesetzt ist. Mit viel Verspätung ist dies auch in Südtirol angekommen – nichts, was über Jahrzehnte für fraglos galt, ist mittlerweile garantiert, weder der Arbeits- oder Studienplatz noch der bereits einkalkulierte oder gar schon ausgegebene Landesbeitrag, weder die erhoffte Rente noch das Krankenhaus in der Nähe. Es ist dies kein besonderes Unglück, das über uns kommt, sondern – in einem auch nur flüchtigen Rundumblick – wohl eher die Normalität. Dass in Europa so lange Frieden herrschte, dass Wirtschaft und Wohlstand wie nach Plan wuchsen, dass Bildungsmöglichkeiten explodierten, dass ein dichtes soziales Netz über die Menschen gebreitet war, dass nicht Hunger, sondern Verfettung zur häufigsten Todesursache wurde, all dies war ein Jahrhundertgeschenk nach verheerenden Kriegen und der Not früherer Generationen, in einer weiterhin rauen und kriegführenden Welt. Wenn dies nun vorbei scheint, ist es kein Grund zum Verzagen, sondern aufzuwachen: Nichts von dem, was wir haben und möchten, ist selbstverständlich, es bedarf des täglichen Mutes, der Freude am Tun, der Verantwortung für Welt und Mitmenschen.

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