„Baumi“, so sagte der Festivaldirektor Dieter Kosslick noch im Februar 2014 auf der Berlinale, sei der bedeutendste unabhängige Filmproduzent Deutschlands. Plötzlich und unerwartet ist der 64-jährige Südtiroler nun verstorben.
Geboren in Bruneck, groß geworden in der Welt, gestorben in Frankfurt, dass er krank war, war bekannt. Als Regieassistent zog es „Baumi“ 1970 nach Rom, ein Jahr später ging er nach Frankfurt am Main und wurde Teil des Kollektivs der „Harmonie“, einem der besten Arthouse-Kinos in Deutschland. 1981 gründeten Karl Baumgartner und Reinhard Brundig den Pandora Filmverleih, einen der führenden europäischen Filmverleihe für Arthouse-Filme. (salto.bz, 18.03.2014)
Ticino online, 18.03.2014: Morto il produttore Karl Baumgartner
Hollywood Reporter, 19.03.2014: Karl Baumgartner, Producer of ‚Le Havre‘ and ‚Underground‘ Dead at 65
Andreas Pichler auf salto.bz, 19.03.2014: Karl Baumgartner der Film-Partisan
ff 12, 20.03.2014: Das Kino, das war seine Heimat
Nachruf: (gm) Vor etwas mehr als einem Monat wurde Karl Baumgartner, Filmproduzent aus Bruneck, bei den Filmfestspielen in Berlin mit der Berlinale-Kamera ausgezeichnet. Er hatte noch einmal alle Kraft zusammengenommen, um die Auszeichnung entgegen zu nehmen. Ein halbes Jahr vorher war bei ihm ein Tumor in der Lunge festgestellt worden, jetzt ist er im Alter von 65 Jahren gestorben. Ja, geraucht hat er viel.
Ohne ihn würde es viele Filme nicht geben, die für Menschen, die das Kino lieben, wichtig sind: Filme von Kusturica, Jim Jarmush, Kim Ki Duk oder Aki Kaurimsmäki, Filme wie „Luna Papa“, „Stranger than Paradise“, „The Piano“, „Samsara“, „Bella Martha“ oder der „Mann ohne Vergangenheit“. Und viele Filme, die kaum jemand anderer gemacht hätte.
Karl Baumgartner wurde in einem Wirtshaus geboren (in der „Blitzburg“ in Bruneck), sein Heimat war das Kino, er verbrachte das Leben mit dem Kino. Im Alter von fünf 15 Jahren trampt er nach München, um ins Kino zu gehen, bis zu fünf Mal an einem Tag, er fliegt von der Schule, weil er dauernd fehlt, er haut mit 17 nach Rom ab, er kommt dort bei Ivo Micheli unter, einem anderen Brunecker Filmemacher. Dann zieht er nach Frankfurt, um der Revolution zu dienen, als Botschafter von „Lotta continua“. Später spielte er dort mit Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit Fußball.
Der Revolution hat er dann anders gedient. 1976 warfen er und ein Freund eine Münze, so hat Karl Baumgartner es wenigstens erzählt: Buchhandlung oder Kino. Es wurde das Kino, aus dem Kino erwuchs ein Verleih und eine Produktionsfirma, die „Pandora-Film“. Er hatte den Mut zu Filmen, die ihm gefielen, die meisten Filme, die er produzierte, hatten kein Millionenpublikum. Er suche, sagte er im Gespräch mit ff, nach der „Magie des Kinos, nach dem Film, der die Realität im Kopf verändert.“
messe morgen, 22.03.2014, 14:00h pfarrkirche bruneck
Unser Beileid an Margit Baumgartner/Sinner
Ein großes Danke an einen Mann, der in aller Bescheidenheit Großartiges für die weltweite Filmkultur geleistet hat.
Hanspeter Niederkofler