Ensembleschutz Bruneck: Spitalmühle – Abbruch und Neubau?

Dolomiten, 05.06.2013 – Gebäude: Erstes grundsätzliches Ja zu Aufhebung der Ensembleschutzbindung – Bernhard Lösch tritt aus Ensembleschutzkommission aus

Bruneck (ru). Mehrheitlich haben sich die politischen Vertreter der erweiterten Ensembleschutzkommission vergangene Woche grundsätzlich damit einverstanden erklärt, dass die Ensembleschutzbindung, mit der die Spitalmühle belegt ist, aufgehoben wird. Für Stadtmetzger Karl Bernardi könnte sich damit nun die Möglichkeit auftun, das Gebäude abzubrechen und an dessen Stelle einen Neubau zu errichten.

Für Architekt Bernhard Lösch aber war diese Entscheidung der Ensembleschutzkommission ,,der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, wie er sagt. Am Montag hat er daher seinen Rücktritt aus der Kommission eingereicht. Im Laufe der Jahre habe sich immer wieder gezeigt, dass die Politik in Bruneck wirtschaftliche und andere Interessen vor kulturelle und stadtgeschichtlich wichtige Fakten stelle. ,,Ich erinnere an die Villa Moser, an den italienischen Kindergarten, das Bahnhofsareal usw.“, schreibt Lösch. ,,Nun soll auch die Spitalmühle der Spitzhacke geopfert werden“. Er frage sich, wo das öffentliche Interesse bleibe.

Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler lässt seine Kritik nicht gelten. Man habe keines der genannten Gebäude leichtsinnig zum Abbruch freigegeben. Bei der Villa Moser sei der Zug schon abgefahren gewesen, beim Bahnhofsareal sei auf Intervention der Gemeinde Bruneck vom Abbruch des Hauptgebäudes abgesehen worden und den italienischen Kindergarten habe man auf großen Wunsch nicht an eine andere Stelle verlegt, sondern am bestehenden Standort erweitert und die Nordfassade erhalten.

Ensembleschutz

Bezüglich Spitalmühle, wo Bernardi aufgrund eines alten Durchführungsplanes etliche zusätzliche Kubatur verbauen dürfte, bemühe man sich seit Jahren um eine gute Lösung, sagt Tschurtschenthaler. Im Oktober 2007 hat Bernardi ein Projekt dafür eingereicht. ,,Um nichts zu versäumen“, habe der Gemeindeausschuss zwei Monate darauf das Gebäude mit der Ensembleschutzbindung belegt, die 2009 definitiv wurde.

Viele Aspekte

In all den Jahren seien Verhandlungen geführt worden, gehe es doch um städtebauliche Aspekte, um Verkehrssicherheit und auch um wirtschaftliche Gründe, betont Tschurtschenthaler. Lange schon sei es ein Anliegen, eine attraktive Fußgängerverbindung zwischen Spitalkirche und -Mühle zu errichten, um die enge und gefährliche Stuckstraße zu entlasten. Aus städtebaulicher Sicht gehe es darum, aus einer Hinterhofssituation einen neuen attraktiven Stadtraum zu schaffen. Nicht zu vernachlässigen sei schließlich auch der wirtschaftliche Aspekt. Bernardi fühle sich mit dem Zentrum verbunden, wolle mit seiner Produktion in der Stadt bleiben und hier auch etwas Zusätzliches bieten.

,,An Tradition festhalten und diese weiter entwickeln“

,,Wir sind kein Industrieunternehmen, sondern ein solider Handwerksbetrieb und das wollen wir auch bleiben“, sagt Karl Bernardi, der mit seinem Speck, seinen Wurstwaren und seinem Hirsch – und Rindsgulasch in Dosen in Fachgeschäften in ganz Europa vertreten ist. ,,Ich will an bewährter Tradition festhalten, diese aber auch weiter entwickeln, denn ohne Weiterentwicklung stirbt sie“, betont er. Dafür aber brauche er Weiterentwicklungsmöglichkiten, zusätzliche Räume für Lagerung, Verpackung usw. Und diese will er in der Spitalmühle unterbringen, ,,nicht irgendwo draußen in einem anonymen Industriegebiet“.
Gegen die Ensembleschutzbindung hat Bernardi seinerzeit Rekurs eingereicht, der immer noch behängt. Lieber allerdings wäre ihm eine einvernehmliche Lösung, ,,denn ich will hier ja etwas Schönes bauen, etwas das sich gut einfügt und eine Bereicherung für dieses Viertel wie die ganze Stadt wird“, sagt er.
Das mehrheitliche grundsätzliche Ja zur Aufhebung der Ensembleschutzbindung ging in der erweiterten Ensembleschutzkommission einher mit der Auflage, ein Projekt auszuarbeiten, das den städtebaulichen, verkehrstechnischen und denkmalschützerischen Anliegen Rechnung trägt. Das letzte Wort werde dann der Gemeinderat haben, sagt der Bürgermeister.

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