Leserbrief Michil Costa: Krisenbewältigung, FF, 260209

Die Krise hat uns überrannt.
Wir müssen investieren.
Wir müssen mehr konsumieren.
Wir müssen neue Fremdenverkehrsgebiete erfinden, die Handwerkszonen ausweiten, neue Liftverbindungen schaffen.
Wir müssen Straßen verbreitern und Autos kaufen.
Wir müssen Neubaugebiete ausweisen.
Wir müssen dort kaufen, wo es am wenigsten kostet.
Kein Problem, wenn wir dafür dann keine lokalen Produkte bekommen.
Und was schert uns Fair Trade?
Speck muss billig sein.
Es macht nichts, wenn die Schweine in ihrem Leben nie die Sonne gesehen haben und aus Ungarn importiert wurden.
Sind ja bloß Schweine.
Hauptsache das McDonald’s-Brötchen schmeckt mit pseudo-Südtiroler Speck.
Kann sein, dass auch unser Nachbar nie mehr die Sonne sehen wird, denn sie haben ihm gerade ein schönes Hotel vor die Nase gesetzt.
Mit 200 Betten mindestens.
Die Krise steckt auch im Baugewerbe.
Wir müssen investieren.
Wenn wir die Krise überwunden haben werden – nachdem wir die Diäten unserer Abgeordneten erhöht haben, die mit ihren überwältigenden Ideen für die Zukunft unserer Kinder gesorgt haben – müssen wir die Friedhöfe erweitern, um größere Gräber schaufeln zu können.
Schließlich wollen wir all unser Kapital ja mit ins Jenseits nehmen – sollte was übrig bleiben.
In der Zeit, die du gebraucht hast, um diesen Text zu lesen, sind 14 Personen an Hunger gestorben.

Michil Costa, grüner Wirt, Corvara

Dieser Beitrag wurde unter Der bemerkenswerte Leserbrief, Leserbriefe abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.