Der Behutsamkeit das Wort reden

Dolomiten, 07.08.2012 – Kultur: ,,Weiterbauen auf dem Land“ – Ausstellung in der Alten Turnhalle von Bruneck – Vortrag von Waltraud Kofler Engl

Bruneck (ru). ,,Zuviel Wertvolles ist schon zerstört, zuviel einst schöne Bauten durch unsachgemäße Sanierung die Seele graubt worden“, sagt Albert Willeit, Ausschussmitglied des Heimatpflegeverbandes Pustertal. Daher müsse ,, verstärkt an der Vermittlung positiver Beispiele gearbeitet werden“. Dieser Aufgabe kommt die Ausstellung ,,Weiterbauen am Land“ nach, die noch bis zum 13. August in der Alten Turnhalle gezeigt wird. 

Die Tiroler Kulturlandschaft ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen vorwiegend bäuerlichen Wirklichkeit, sagte Waltraud Kofler Engl, die Direktorin des Amtes für Bau – und Kunstdenkmäler, in ihrer Einführung zur Ausstellung. Der technische Fortschritt, die Technisierung in der Landwirtschaft, die Intensivierung des Tourismus aber haben in den vergangenen Jahrzehnten zu vielen schmerzhaften Verlusten an bäuerlicher Baukultur geführt.

,,Das dürfen wir nicht einfach an uns vorüber gehen lassen. Da dürfen wir nicht wegschauen“, rief Waltraud Kofler Engl auf. Oft werde argumentiert, dass die Sanierung alter Bausubstanz zu aufwändig und zu kompliziert sei, nichts Neues zulasse und moderner Wohnkomfort in alten Häusern daher nicht oder nur unter großem finanziellen Aufwand möglich sei, sagte sie. Die Erfahrung aber zeige, dass eine Sanierung in den seltensten Fällen am Geld scheitere, sondern viel häufiger an mangelnder Verbundenheit und Behutsamkeit. Treffend habe der Architekt Peter Zumthor auf den Punkt gebracht, worauf es ankommt: ,,Bewahren heißt nicht dem Stillstand, sondern der Achtsamkeit das Wort reden“. Dies habe nicht nur für den Erhalt und/ oder die Sanierung denkmal – oder ensemblegeschützter Bausubstanz Geltung, sondern vor allem auch für zwar nicht explizit geschützte, aber dennoch wertvolle und prägenden Gebäude.

In dem Zusammenhang bedauerte Kofler Engl, dass bislang erst ein kleiner Teil der Gemeinden die unter Schutz zu stellenden Ensembles erhoben haben. An den für die Ausstellung ausgewählten 29 Beispielen aus dem Katalog ,,Weiterbauen auf dem Land“ erläuterte Engl, worauf Architekten und Bauherren geachtet haben, wie behutsam vorgegangen wurde und wie trotz nur schonender Eingriffe auch in alten Mauern moderner Wohnkomfort möglich ist.

Gezeigt werden Beispiele von Bauernhäusern, die Bauernfamilien renovieren ließen, um selbst darin zu wohnen, aber auch Bauernhäuser, die renoviert wurden und die nun ganz oder teilweise touristisch oder anderweitig gewerblich genutzt werden, öffentliche Einrichtungen beherbergen usw. Bauernhäuser seien oft sehr groß, so dass es sich in machen Fällen anbiete, einen Teil des Hauses touristisch zu nutzen, um so einen Nebenerwerb zu haben, sagte Engl.

Gezeigt werden weiters einige Beispiele von Häusern, die über Jahre lang leer standen, dann von Ortsfremden gekauft, saniert, renoviert und mit neuem Leben erfüllt wurden. Der Ausverkauf der Heimat habe ein erschreckendes Ausmaß angenommen, merkte Kofler Engl dazu an, doch habe diese ungute Entwicklung auch eine Kehrseite. Für manche vom Verfall bedrohten Häuser und Höfe bedeute der Ausverkauf der Heimat oft die Rettung. Die Käufer solcher Häuser seien oft vermögende Städter, die viel Geld in eine Sanierung investieren können und diese auch vorbildlich durchführen.

26.000 Hofstellen gibt es grob geschätzt in Südtirol. Davon stehen 1519 bäuerliche Wohngebäude, zwölf Wirtschaftsbauten, drei Almen, 57 Mühlen und 64 bäuerliche Nebengebäude unter Denkmalschutz, wie Waltraud Kofler Engl bei ihrem Vortrag im Bruneck sagte.

Albert Willeit: ,, Altbauten werden oft mit viel Aufwand unsachgemäß saniert. Damit wird ihnen die Seele geraubt.“

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