TZ 17.07.2012: Schwarz auf weiß

In Niederdorf zeigt sich der Unmut gegen die geplanten Zweitwohnungen: Unbekannte haben ihrem Unmut gegen das Bauprojekt beim ,,Weißen Haus“ und beim Stauderhof mit einer Spray – Aktion Luft gemacht.
Von Hannes Senfter

Am Sonntag war es das Dorfgespräch. In Niederdorf, einem kleinen Oberpustertaler Dorf, ist eine solche Aktion ein Skandal. Als die Sonne aufging und die ersten Kirchgänger vor dem Stauderhof und dem ,,Weißen Haus“ vorbeigingen, blieben viele stehen: Unbekannte hatten Samstag Nacht Parolen auf die beiden Häusern gegen den Bau von Zweitwohnungen geschmiert. 

Es gärt in Niederdorf. Immerhin haben viele Bürger mit dem angekündigten Raumordnungsvertrag ein Problem. Denn eine Baufirma will aus dem ,,Weißen Haus“ und dem Neubau des Stauderhofes Zweitwohnungen bauen. Brisant ist, dass eine Baufirma gerne auf den verpflichteten Teil der konventionierten Wohnungen verzichten möchte. Das würde bedeuten, dass alle Wohnungen ohne Bindung auf dem freien Markt viel teurer zu verkaufen gingen. Im Gegenzug würde die Baufirma der Gemeinde eine Entschädigung leisten: Tiefgarage-Plätze und die Sanierung des Friedlerhof-Gebäudes. Bürgermeister Kurt Ploner ist der Sache gar nicht abgeneigt. Viele Einheimische könnten und wollten nicht in Kleinstwohnungen unterkommen, so seine Argumentation.

Noch wurde dieser Urbanistikvertrag im Gemeinderat weder diskutiert noch verhandelt. Die Tageszeitung hat darüber berichtet. Bei einem solchen Tauschgeschäft ist klar, dass es Gegner gibt. Immerhin geht es beim ,,Weißen Haus“ auch um ein ortsprägendes Gebäude. Dass daraus einfach Zweitwohnungen gemacht werden – und aus dem Stauderhof gleich mit – geht einigen gegen den Strich. Samstag Nacht haben Unbekannte dann diesem Frust auf der Fassade der beiden Gebäude freie Bahn gelassen. Da steht ,, Stopp Ausverkauf der Heimat“ oder ,,Gemeinde verkauft die Heimat“ in großen Lettern geschrieben. Dem nicht genug: Auf den Werbeschildern der Immobiliengesellschaft wurden jegliche Informationen und Kontakttelefonnummern übersprüht. Damit kann sich kein Interessent für den Ankauf einer Wohnung melden.

Diese Sprühaktion wurde klarerweise auch in den Gemeindestuben am Montag Vormittag diskutiert. Die Verwalter werden darauf auch direkt attackiert. Bürgermeister Ploner war schon auf der Carabinieri-Station und hat Anzeige wegen Unbekannt erstattet. So eine Aktion lässt er nicht einfach auf sich sitzen. ,, Was soll ich sagen?“, meinte Ploner, ,, die Gemeinde hat mit dem Bau von Zweitwohnungen und den damit verbundenen Problemen nichts zu tun.“ Trotzdem weiß er auch, dass im Dorf die Wogen in Sachen Zweitwohnungen und dem angekündigten Urbanistikvertrag hochgehen. ,,Wenn die Einheimischen die Häuser verkaufen, kann nicht die Gemeinde die Schuld daran haben“, verteidigt sich Ploner. Am Sonntag wurden schon die wildesten Vermutungen angestellt, wer diese Spray-Aktion in Niederdorf gemacht haben könnte. Doch weder die Carabinieri noch Bürgermeister Ploner können Namen nennen. Jetzt warten alle gespannt auf die Diskussion im Gemeinderat über den Urbanistikvertrag.

Neue Südtiroler Tageszeitung, 17.07.2012

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