Bauernbund gegen Bodenfraß: Die Analyse ist korrekt, aber die Glaubwürdigkeit des SBB ausbaufähig

PM Grüne, 16.07.2012

Der Alarmruf des Bauerbundes zum wachsenden Bodenverbrauch in Südtirol ist willkommen, seine Analyse stimmig, aber die Glaubwürdigkeit des SBB in dieser Frage muss noch auf den Prüfstand.

Was Umweltschützer, ökologisch sensible Bürger und frühere SVP-Landesräte wie Alfons Benedikter seit Jahrzehnten predigten, greift nun endlich auch der Bauernbund auf. Die SBB-Analyse ist zwar nicht originell, aber treffend: Die Verbauung Südtirols hat sich 1968 bis 1988 von 3500 ha auf 7000 ha verdoppelt und bis 2008 nochmals um 100% zugelegt, von der Bodenversiegelung ganz zu schweigen. Da in Südtirol fast 80% der Landesfläche (7400 qkm) oberhalb von 1200 m Seehöhe liegen und nur 6,5% (48.000 ha) als Dauersiedlungsbereich nutzbar sind, sind Grund und Boden besonders wertvoll. 

Neben dem rasanten Bedarf für Wohnbau haben Gewerbeflächen enorm zugelegt, wobei die Auslastung oft mehr als dürftig ist; schließlich verbrauchen Infrastrukturen wie Straßen und Aufstiegsanlagen enorme Mengen an wertvollem Kulturgrund.

Wenn der Bauernbund nun zum Umdenken aufruft, ist vorab die Landesregierung gefordert, die die Vorlage eines neuen, gesetzlich vorgesehenen Landesentwicklungs- und Raumordnungsplan (LEROP) seit 2005 verschleppt, den Schotterplan abgeschafft hat und den Landesskipistenplan nach Belieben verändert. Das von LR Laimer vor 9 Monaten angekündigte „Manifest für Nachhaltigkeit“ als LEROP-Ersatz ist mit dem Landesrat abgestürzt, das neue Landesraumordnungsgesetz existiert bisher nur als interner Entwurf.

Den Bauernbund müsste aber vorab sich selbst zur Ordnung rufen: Ein Großteil der Baumaßnahmen der letzten Jahrzehnte ist im landwirtschaftlichen Grün erfolgt, wo die Zersiedlung sprunghaft zugelegt hat. Zudem haben sich Bauernvertreter auch massiv in Spekulationsgeschäfte eingeschaltet; hierfür ist der Fall Stockner in Brixen ein Lehrbeispiel. Wenn die Mahnrufe des Bauernbundes glaubwürdig sein sollen, so muss er mit dem Kurswechsel selbst vorangehen und mit seinen Mitgliedern die neue Bescheidenheit beispielhaft praktizieren. Sein Engagement gegen den Grundverbrauch wäre bitter notwendig: In den kommenden Jahren wird der Druck von Investoren auf den Boden, wie er sich dzt. weltweit abzeichnet, auch in Südtirol massiv zulegen; die wachsende Zunahme an Zweitwohnungen ist hierfür ein deutliches Warnsignal.

Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba, Landtagsabgeordnete
Brigitte Foppa und Sepp Kusstatscher, Vorsitzende der Grünen-Verdi-Vërc

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