ff 24/2012 – Antersasc: Neuer Anlauf

Der Besitzer der Antersasc-Alm Johann Mair reicht einen neuen Antrag für einen Erschließungsweg ein. Das bislang unberührte Tal könnte aber auch sicher vor Baggeranstürmen sein.

Der Kampf um die Antersasc-Alm ist wieder entfacht. Der Besitzer der Alm, Johann Mair, findet sich mit dem Urteil des Bozner Verwaltungsgerichtes, das den Bau des oberen Teilstücks zur Erschließung der Zwischenkofel-/Antersasc-Alm für unzulässig erklärt, nicht ab. 

Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren sorgten die von der ff dokumentierten Baggerarbeiten für einen Fahrweg auf der noch unberührten Antersasc-Alm für landesweites Aufsehen (ff 31/2010). Die Alm befindet sich im Naturpark Puez-Geisler, im Herzen der als Unesco-Weltnaturerbe ausgezeichneten Dolomiten. Bauarbeiten in einem solch sensiblen, nahezu unberührten Gebiet sind heikel.

Für jenes Projekt hatte sowohl die 2. Landschaftsschutzkommission als auch Alessandro Melchiori, seines Zeichens Sachverständiger für Landschaftsschutz in der Landesverwaltung, ein negatives Gutachten ausgestellt. Die Landesregierung hatte sich über diese Gutachten jedoch hinweggesetzt und grünes Licht für den Weiterbau des Weges zur Zwischenkofelalm gegeben. Erst nach einem Rekurs vom WWF und dem Dachverband für Natur und Umwelt verwies das Verwaltungsgericht die Bagger von der Antersasc-Alm.

Jetzt hat der Obermoar-Bauer aus Montal der Gemeinde St. Martin in Thurn einen Antrag mit einer neuen, abgeänderten Variante vorgelegt. Den Antrag lehnte die Baukommission am Mittwoch vergangener Woche jedoch ab. Die Begründung dafür war der übermäßige Eingriff in das naturnahe Gebiet. Wie es nun weitergeht, „muss man erst schauen“, kündigt der unermüdliche Bauer an.

„Die neue Variante geht in eine ganz andere Richtung und verläuft fast nie auf dem alten Karrenweg“, erläutert Mair der ff. Die Gemeindebaukommission von St. Martin in Thurn beurteilt die neue Variante hingegen als „noch schlechter als das ursprüngliche Projekt“, kommentiert Heinrich Videsott, Bürgermeister von St. Martin in Thurn. Der neue Weg verläuft laut seinen Angaben „vom Talboden startend nach links mit einer Kehre über ein Schotterfeld bis zur Hütte.“

Den Vorschlag vom Amt für Naturparke, auf einen Fahrweg zu verzichten und stattdessen mit Hilfe von Hubschrauberbelieferungen – die vom Land gefördert würden – die Alm zu erschließen, nimmt Bauer Mair nicht an: „Zu teuer! Die Unterstützung kenne ich, die kommt am Anfang und dann nicht mehr.“

Landeshauptmann Luis Durnwalder lässt gegenüber ff verlauten, dass er von einem neuen Anlauf Mairs nichts wisse. Er ist um einen Kompromiss in der Problematik zwischen dem Landschaftsschutz und den Interessen des Bauern bemüht. Eine finanzielle Unterstützung für den Fall, dass Mair auf den Erschließungsweg verzichtet, schließt Durnwalder aus: „Kommt nicht in Frage!“

Wie sich die Landesregierung bei einem neuen Antrag entscheiden wird, hänge von den Argumenten ab, „ob sie stichhaltig sind oder nicht“, erklärt Durnwalder.
Die Erschließung der Alm mittels eines Fahrweges diene „einzig und allein der Bequemlichkeit“, kritisieren die Gegner. Ob die Häuser der Alm dann auch nicht nur für ein paar Jahre für die Erschließung genutzt werden, könne man auch nicht mit Sicherheit sagen. Zudem würde eine Infrastruktur in diesem Ausmaß eine wesentliche Beeinträchtigung der Lebensräume der verschiedenen Tier- und Pflanzenarten mit sich bringen. Die Befürworter kontern mit dem Argument, dass die Almen erschlossen werden müssen, wenn sie nicht aufgelassen werden sollen.

Doch muss wirklich jede noch unberührte Alm erschlossen werden? Wie weit greift das Diktat, alle Almen müssen erschlossen werden? Muss man sich ihm in jedem Fall beugen?

Kritiker stellen sich nach wie vor die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Projektes. Es würde zum Teil auch mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Ist es wirklich im öffentlichen Interesse, diese Alm zu erschließen?

Ob Mair den Antrag bis an die Landesregierung weiterleitet, ist abzuwarten. Derzeit ist die unberührte Antersasc-Alm vor Beschlüssen der Landesregierung noch nicht sicher – könnte sie aber werden. Laut dem Rechtsexperten der Landesverwaltung Fabrizio Cavallar ist ein generelles Aus für die Bauarbeiten auf der Antersasc-Alm möglich. „Dafür müsste der Naturpark seine Regeln ändern und für Antersasc ein Bauverbot aussprechen“, erklärt der Rechtsanwalt.

Dies sei aber nicht im Sinne der Naturparkregeln, „die die Möglichkeit der Erschließung vorsehen“, korrigiert Artur Kammerer, der Direktor des Landesamtes für Naturparke. „Wegen eines einzelnen Falles die Regeln abzuändern“, findet Kammerer weder richtig noch zielführend. „Man muss die Erschließung auf ihre landschaftliche Vertretbarkeit prüfen.“, so Kammerer. Der Kampf um Antersasc ist noch nicht entschieden.
Barbara Mayr

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