20 Jahre nach Rio sind die Zahlen düsterer denn je

WWF Schweiz, 15.05.2012

Mit der Bevölkerungszahl und dem Verbrauch pro Kopf ist die Belastung für die Natur weiter gestiegen: Die Weltbevölkerung braucht inzwischen mehr als eineinhalb Mal so viele Ressourcen, wie die Erde auf die Länge bieten kann. Dies zeigt der neue WWF Living Planet Report, der wohl umfassendste Bericht zum Zustand der Erde. Das Hauptproblem: Wer viel hat, verbraucht viel zu viel.  

Wie viele Menschen kann die Erde ertragen? Diese Frage steht im Zentrum des WWF Living Planet Report zur Erdkonferenz Rio +20, der heute erscheint. Er zeigt auf wissenschaftlicher Basis, wie sich der Ressourcenverbrauch der Menschheit und der Zustand der Natur entwickeln.

Zwei Faktoren sind entscheidend für das Gleichgewicht von Mensch und Natur: Die Bevölkerungszahl und der Footprint oder ökologische Fussabdruck. Die Welt hat heute einen Footprint von über 1,5 – die Weltbevölkerung verbraucht also eineinhalb mal so viele Ressourcen, wie die Erde auf die Länge bieten kann. Wenn alle so leben würden wie wir hier in der Schweiz, wären gar 2,8 Erden nötig. Ein Amerikaner braucht so viele Ressourcen wie 13 Afghanen. Besserung ist nicht in Sicht: Die westlichen Länder senken ihren viel zu hohen Verbrauch nicht, während der noch vergleichsweise bescheidene Footprint in den Schwellenländern wächst und wächst.

Gleichzeitig steigt auch die Bevölkerungszahl. Im Gegensatz zum Footprint stabilisiert sie sich jedoch mit steigendem Einkommen, wie Indonesien, Brasilien und andere Schwellenländer zeigen. Die Weltbevölkerung wird sich laut Uno-Prognose so bis gegen Ende des Jahrhunderts bei rund 10 Milliarden Menschen einpendeln. Bei der Bevölkerungsentwicklung gibt es damit mehr Hoffnung als beim Ressourcenverbrauch pro Kopf: „Auch den Footprint könnten wir stabilisieren oder sogar senken“, sagt Felix Gnehm, Entwicklungsexperte beim WWF Schweiz. „Das wird aber nicht von selbst passieren. Nur sparsamere, umwelt- und qualitätsbewusstere Konsumenten können die Welt retten.“ Energieversorgung, Mobilität und Ernährung sind dabei entscheidend. Machen wir weiter wie bisher, wird sich der Footprint bis 2050 noch einmal fast verdoppeln. Gnehm: „Der Living Planet Report zeigt, wie eine Welt mit 10 Milliarden Menschen funktionieren kann. Wir müssen künftig mit weniger Rohstoffen mehr Lebensqualität produzieren. Dazu gibt es keine Alternative – wir haben keinen Ersatzplaneten.“

Felix Gnehm, Projektleiter Internationales WWF Schweiz und Delegationsmitglied Rio +20

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