Schlossgaragen: Offener Brief Albert Willeit – HPV – an Brunecks Bürgermeister

An Herrn Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler
Lieber Christian,

obwohl wir schon öfters größere Meinungsverschiedenheiten zu Bauprojekten hatten, sind wir uns immer offen und freundschaftlich begegnet. Nun steht neuerlich ein Projekt an, wo ich Deine Position und Deinen verbissenen Einsatz für den wohl falschen Standort ganz und gar nicht verstehen kann.

Auch wenn Vieles schon gesagt und geschrieben wurde, so versuche ich dennoch zu erklären, wo meines und unseres Erachtens die Schwachpunkte bei der Schlosswiesengarage sind und wo ich vor allem Probleme in der praktischen Nutzung sehe:

  • Die Entfernungen zu den wichtigsten Zielorten im Zentrum sind eindeutig zu weit.
  • Die geplante Anzahl von 600 Garageplätzen ist vor allem an dieser Stelle völlig überzogen. Wenn die Gemeinde 200 (300?) Garagen übernimmt, stellt sich die Frage,wer die restlichen 300‐400 kaufen soll? Wieviele Anrainer gibt es, die Interesse an einer Garage haben? Was passiert ansonsten mit der leeren Fläche? (Nachtlokal?…)
  • Die öffentlichen Parkplätze werden vermutlich in den 2 obersten (5. + 6.) Stockwerken liegen. Der Nutzer (Gast) muss dann entweder 1‐2 Stockwerke hochgehen und über den Schlossweg in die Stadtgasse oder 4‐5 Stockwerke hinunter zu den 2 Tunnels, um in die Oberstadt oder zum Unterrainer‐Tor zu kommen. Man muss dafür viele Stockwerke überwinden und dabei steht in Richtung Stadt nur 1 Aufzug für 6 Etagen zur Verfügung! Probleme sind somit vorprogrammiert.
  • Der 120 m(!) lange Tunnel zum Unterrainer‐Tor wird die Leute eher abschrecken als eine Attraktion sein. Bezahlen muss ihn übrigens die Gemeinde! (ca. 1,6 Mio. €)
  • Die Garagen für die Anrainer werden wohl im untersten Geschoss liegen. Dafür müssen sie über die Rampe 6 Stockwerke im Kreis hinauf‐ und hinunterfahren, was nicht gerade nutzerfreundlich ist. Ich wünsche viel Vergnügen.
  • Die 2 oberen Ausgänge sind als störende Löcher mit unschönen Geländern im Gelände eingeschnitten und haben jeweils lange Treppen und sind somit nicht attraktiv und nicht sonderlich behindertengerecht.
  • Der 150 m lange Zufahrtstunnel wird wohl kaum in geschlossener Bauweise gebaut werden können, so wie von Dir gesagt.
  • Genau am Fuße und in der Ansicht des Schlosshügels wird eine ca. 10 m breite scheußliche Tiefgarageneinfahrt platziert, mit Schranken, Geländern und Böschungen,welche das Bild des Schlosshügels entstellen.
  • Auf der Reischacher Straße wird es genau in der Kurve bei der Tiefgarageneinfahrt mit Sicherheit eine Abbiegespur brauchen, welche irgend jemand (wohl die Gemeinde) bauen und bezahlen muss.

Natürlich würde auch die Schlosskurvengarage ein gewisser Eingriff in die Landschaft sein, der aber das Schloss in keiner Weise beeinträchtigt. Die eindeutigen Vorteile dieses Standortes für den Zugang zum Stadtzentrum machen diesen jedoch mehr als wett. Außerdem bieten die 3 Ausgänge in 3 verschiedene Richtungen attraktive Möglichkeiten zur besseren Nutzung der Umgebung (Stadtgasse; Rainkirche/Schloss; Kühbergl/Heldenfriedhof/Waldheim). Auch würde es sinnvoll sein, hier für die Rain‐ und Stadtgasse und die Schule Anrainergaragen zu schaffen.

Nachdem die Gemeinde in der Schlosswiesengarage zu den 200 (verhandelten) Parkplätzenweitere 100 für etwa 3 Mio. € ankaufen kann und will, könnte sie das ja auch bei derSchlosskurvengarage machen.

Die Gemeinde verzichtet bei der Schlosswiesengarage zudem auf Erschließungsspesen und Baukostenabgabe und sorgt für Enteignungsflächen u.a., außerdem muss sie den Zugangstunnel bezahlen. In runden Zahlen müsste das mind. 3 Mio. € ausmachen. Zudem verpflichtet sie sich weiters, Zweckbestimmungsänderungen für Dienstleistungskubatur zu machen und andere unklare Entgegenkommen einzugehen. Andererseits würde die Gemeinde für die Schlosskurvengarage wohl die Erschließungsspesen und die Baukostenabgabe kassieren, was Einiges ausmachen dürfte.

Die veranschlagten Einnahmen von 400.000 € pro Jahr aus der Schlosswiesengarage werden wohl zu relativieren sein, weil dafür in der Rathausgarage durch die Verlagerung weniger Einnahmen zu erwarten sein werden.

Auf die negativen landschaftlichen Aspekte der Schlosswiesengarage sind wir schon vorhereingegangen.

Deshalb appelliere ich an Dich, aber auch an alle Gemeinderäte, diese Aspekte und die Meinung vieler Persönlichkeiten und Bürger der Stadt zu respektieren und Deinen bevorzugten Standort zugunsten einer zukunftsträchtigeren Lösung zu überdenken. Die ganze Angelegenheit ist für die Stadtentwicklung zu wichtig, als dass man sie allein mit monetären Argumenten entscheidet, welche genauer betrachtet gar nicht so vorteilhaft sind.

In dieser Hoffnung verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Albert Willeit
HPV – Ausschussmitglied Bezirk Pustertal

Gais, 12. Mai 2012.

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