Kraftwerk Mühlbacher Talile: Verspielte Konzession, TZ, 24.04.2012

Im Mühlbacher Talile wird mehr Strom produziert, als es die Konzession erlaubt. Jetzt ist Energielandesrat Michl Laimer der Kragen geplatzt. Er wird die Konzession von Baggerkönig Karl Wieser widerrufen.
von Silke Hinterwaldner

Die Konzession wird demnächst widerrufen.“ Michl Laimer spricht klare Worte. Der Energielandesrat will nicht länger zuschauen, wie beim E-Werk nahe dem Mühlbacher Badl inmitten des Naturparkes Rieserferner Ahrn mehr Strom erzeugt wird, als es die Konzession erlaubt. 

Besitzer des Gasthofes mit dazugehörigem E-Werk ist kein Geringerer als Baggerkönig Karl Wieser. Immer wieder flatterten ihm Verwaltungsstrafen ins Haus. Vor allem, weil er die Vorschriften für Restwasser nicht eingehalten hat und weil er mehr Wasser ableitete, als er durfte, haben ihm die Forstbeamten von Sand in Taufers mittlerweile viermal einen Strafbescheid ausgestellt. Zuletzt wurden am 2. Februar an beiden Bächen unzureichende Restwassermengen festgestellt. Der Strafzettel muss erst noch verschickt werden. „Wir erstatten lediglich Meldung“, erklärt Manfred Klapfer vom Forstamt Sand in Taufers, „dann nimmt die Sache ihren Lauf.“ Aber freilich begrüßt er es, wenn derlei Missstände mit der notwendigen Schärfe betraft werden. „Denn“, sagt er, „bei E-Werken gibt es immer wieder große Probleme.“ Zurück zum Mühlbacher Badl. Diese Anlage liegt mitten im Naturpark Rieserferner Ahrn. Deshalb können nicht mehr als 50 Kilowatt Strom gewonnen werden – so sieht es das Naturparkgesetz vor. Immer wieder in den vergangenen Jahren tauchte der Verdacht auf, dass aus dem Mühlbach und dem Laasbach weit mehr Strom gewonnen wird, als es die Konzession erlaubt. Bis zu viermal mehr Strom als erlaubt wurde in Wirklichkeit produziert. Um den offensichtlichen Missstand aufzuheben, hat Besitzer Wieser sich an die Gemeinde Gais gewandt. Mit der Bitte, man möge die Nennleistung des Werkes erhöhen und so die Situation legalisieren. Die Gemeinde ist auf diesen Antrag nicht eingegangen. Nun sind Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba von den Grünen im Landtag auf den Fall aufmerksam geworden. Auf eine Anfrage hin gibt Landesrat Laimer eine Antwort, die keine Spielräume offen lässt. Er sagt: „Der Bau der Kraftwerksanlage ist tatsächlich nicht im Einklang mit dem Konzessionsdekret durchgeführt worden.“ Bereits im August 2010 sei das Dekret zum Verfall der Konzession ausgearbeitet worden. Damit dürfe das Wasser nicht mehr für die Stromerzeugung genutzt werden. „Die notwendigen Schritte werden gerade gesetzt“, erklärt Laimer. Wie es jetzt im Mühlbacher Badl tatsächlich weitergehen wird, ist derweil noch unklar.

 

FOTOS: Blick auf das Mühlbacher Talile: Mehr Strom, weniger Restwasser

Hans Heiss: „Mehrfache Übertretungen“

Michl Laimer: „Notwendige Schritte“

„Der Bau der Kraftwerksanlage ist nicht im Einklang mit dem Konzessionsdekret durchgeführt worden.“

Dieser Beitrag wurde unter Artikel, Pustertal abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.