Rückblick auf ein langes Kapitel: Radweg Bahnhof Innichen Bahnhof – Innichen West und Drau-Geh-Weg Innichen West

Zur Radverbindung vom Bahnhof nach Innichen-West

Innichen kann man wohl als Pionier in der noch jungen Südtiroler Rad-Tourismus-Geschichte bezeichnen. Dass die Radstrecke Innichen-Lienz die Hitliste der Südtiroler Radwege anführt, ist bestimmt der Weitsicht und dem Organisationstalent einzelner Innichner Bürger zu verdanken. Früher als andere Gemeinden haben sich hier Bauern, Touristiker und die Gemeindeverwaltung mit dem Thema Rad-Routen auseinandergesetzt. Die 2008 neu trassierte Radstrecke nach Vierschach hat für viele Personen eine große Erleichterung gebracht, während die Verbindung vom Bahnhof Innichen in Richtung Toblach bis vor kurzem einen Schwachpunkt darstellte. Noch bevor die neue Handwerkerzone am Bahnhof geplant und errichtet wurde, hatte sich die Gemeindeverwaltung damit beschäftigt, parallel mit dem Freiwerden des Bahnkreuzes eine Radachse und einen qualitätsvollen Gehweg in Richtung Westen anzulegen. Außerdem sollte ausschließlich für Linienbusse auch eine Zufahrt zum Bahnhof geschaffen werden, weil die heutige Zufahrt zum Bahnhof in einer Sackgasse endet. Zeitgleich mit der Eintragung der Handwerkerzone in den Bauleitplan wurde im Jahr 2002 an der Nordseite dieser Zone auch der Radweg eingetragen. Die Eintragung einer Drau-Promenade in Richtung Westen war leider nicht mehrheitsfähig, obwohl einige Touristiker die Meinung vertraten, ein Geh-Anschluss an den Fuß- und Radweg nach Toblach sei für einen hoch entwickelten Fremdenverkehrsort höchst an der Zeit.

Vor einigen Jahren wurde dann die Handwerkerzone errichtet. In dieser Phase hat Herr Werner Tschurtschenthaler (heute Bürgermeister) als größter Bauunternehmer des Ortes und zugleich interessierter Bauwerber die Entscheidungen in dieser Zone maßgeblich mitgeprägt. Ein Großteil der Bau-Einheiten wurde zugewiesen, Herrn Tschurtschenthaler wurden drei zugeteilt, zwei hat er vor kurzem wieder abgetreten. Eine Einheit und zwar die, die in der gesamten Länge an den Radweg angrenzt, hat er behalten und schon zum Teil verbaut. Allen Bauwerbern war seit der Zuteilung bekannt, dass an der Nordseite ihrer Hallen der Radweg verlaufen würde. Der größte Radverleih der Region hat sich in der Planung seines Gebäudes auch an diesem entstehenden Radweg orientiert. Altbürgermeister Dr. Passler hatte in dieser Angelegenheit eine ausgewogene Lösung im Interesse der Bauwerber und der Gemeinde vorbereitet und ausgehandelt. Die Errichtung des neuen Radweges wurde gemeinsam mit den Infrastrukturarbeiten vor ca. 5-6 Jahren in Auftrag gegeben.
Der Radweg hätte bereits für den Sommer 2010 fertiggestellt sein können. Der scheidende Bürgermeister Dr. Passler hatte sich sehr bemüht, diese wichtige, seit beinahe einem Jahrzehnt geplante Verbindung noch in seiner Amtszeit fertig zu stellen, vermutlich mit der Vorahnung im Hinterkopf, sein möglicher Nachfolger würde die Radverbindung nicht fertigstellen. Die Dorfspatzen verkündeten so manche Idee des Baumeisters und nun auch Bürgermeisters, im Laufe der Zeit jagte die eine die andere.
Selbst im Frühjahr 2011 schien es noch, als ob diese Radverbindung nicht fertiggestellt werden könnte. Vermutlich war es eine göttliche Eingebung, die die Gemeindeverwaltung überraschend dazu bewogen hat, im Laufe des Sommers 2011 den Radweg doch fertig zu stellen. Es konnte wohl niemand mehr verantworten, auch die zuständigen Herren des Mobilitäts-Ressorts nicht, dass die Radfahrer den gefährlichen Umweg über die Schranzhoferstraße nehmen mussten, weil besagter Radweg seiner Fertigstellung harrte. Plötzlich und innerhalb kürzester Zeit wurde der Radweg fertiggestellt, jedoch mit unangenehmen Begleiterscheinungen bei der Ausfahrt zur Handwerkerzone bzw. Zufahrt zur Radwerkstätte „Papin Sport“, der unzureichenden Abrundung des Eckes bei der Remise, der ungeeigneten Verlattung des Zaunes an der Außenseite und der unzureichenden Beschilderung für die Radfahrer.
Laut Plan sollte im Bereich der Radwerkstätte „Papin Sport“ der Begrenzungszaun unterbrochen werden, damit Radfahrer bei Bedarf den Dienst der Werkstätte in Anspruch nehmen können. In der Bauausführung wurde diese Öffnung jedoch geschlossen. Dadurch konnten auch die vielen Mitarbeiter und Bewohner der Handwerkerzone nicht über den Radweg zum Bahnhof und weiter zum Ortszentrum gelangen. Ob es das Schreiben der Handwerksbetriebe war, der Artikel in der Neuen Südtiroler Tageszeitung oder wieder eine göttliche Vorsehung, der die Gemeindeverwaltung zum Einlenken bewogen hat, ist nicht bekannt. Tatsache ist, plötzlich wurde der Zaun geringfügig unterbrochen.
Ein Thema für sich wäre die anderweitige Nutzung/Umnutzung bzw. der Kauf der alten Bahnhofs-Remise und das angrenzende/umliegende Areal. Auch in dieser Angelegenheit wurden bestimmte Interessen bevorzugt diskutiert und die im öffentlichen Interesse stehende Zufahrt für die Linien-Busse beinahe vergessen. Die Diskussion über die Verlegung der Zug-Haltestelle Richtung Ortszentrum hat diesen Punkt vorläufig von der Agenda gestrichen. Sollten die Züge in Zukunft nach Sillian bzw. Lienz weitergeführt werden, ergibt sich von neuem eine Chance bzw. ein Problem. Die Remise hat keine Verwendung mehr und man könnte diesen Bereich des Bahn-Areals samt Mobilität neu ordnen, hoffentlich mit stubenreiner Optik und im tatsächlichen öffentlichen Interesse.

Wem die Darstellung dieser unendlichen Baugeschichte nicht ausreicht, um den Eindruck zu gewinnen, dass die Errichtung dieses Radweges Bürgermeister Werner Tschurtschenthaler riesengroße Probleme verursachte, der sollte sich im Ort umhören, die Dorfspatzen befragen, die mit Gedächtnis ausgestattet sind. Er/sie sollte sich erkundigen, mit welchem Beitrag der frisch gewählte Bürgermeister die Einstandssitzung des Gemeinderates eröffnet hat. (Leider gibt es darüber kein Protokoll – private Gedächtnisprotokolle können bei Bedarf nachgereicht werden).

Zum Drau-Geh-Weg Innichen-West.

Das Bedürfnis, eine für Kinder, Senioren und Feriengäste schöne und sichere Fußverbindung von der Schranzhoferstraße bis zum Fuß- und Radweg beim Bahnschranken einzurichten, war in der Vergangenheit nicht so ausgeprägt. Wie eingangs erwähnt, wurde dieses Thema trotzdem seit beinahe 10 Jahren in der Verkehrskommission immer wieder diskutiert. Ing. Theil hatte eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, es gab Lokalaugenscheine mit Vertretern des Amtes für Wildbachverbauung, es gab auch einen Informationsabend für die Anrainer. Weil die vorgeschlagene Trassenführung die Privatsphäre einiger Drau-Anrainer angeblich störte, war die Weiterführung der Gesamtidee „Drau-Promenade“ nicht mehrheitsfähig. Man begann das Projekt in Teilstücken umzusetzen. Das Teilstück von der Taschler-Brücke Drau-aufwärts bis zum Parkplatz West wurde zur großen Zufriedenheit vieler realisiert. Bei der Planung bzw. Errichtung der neuen Handwerkerzone Bahnhof wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass die Geh-Trasse entlang der Drau eine komfortable und die einzig machbare Lösung darstellt. Deshalb wurde diese Trassenführung auch in die Planung der Zone einbezogen, jedoch mit Einschränkungen, die politisch erwirkt wurden. Es wurde eine Abgrenzungsmauer in Beton errichtet. Im Bauprojekt des betreffenden Anrainers wurde bewusst und ausdrücklich der in einer Handwerkerzone vorgesehene Grünbereich entlang der Abgrenzungsmauer eingeplant und in Form eines Grünstreifens angelegt, damit in Zukunft die Gehqualität verbessert wird. Wie vorhin erwähnt, konnte die Gemeindeverwaltung in Ermangelung eines breiteren Konsenses nur einzelne Baumaßnahmen umsetzen, immer in der Überzeugung, dass in Zukunft auf diesem komfortablen Geh-Anschluss nach Toblach Einheimische wie Gäste einmal eine große Freude haben werden. Verschiedene Stellen des Amtes für Wildbachverbauung wurden in Vergangenheit in dieses Projekt einbezogen, man hegte auch die Hoffnung, dass im Rahmen eines Renaturierungsprojektes der Drau der Bereich des kleinen Bachbettes aufgewertet und mit großer Sorgfalt mit einem Gehbereich (nicht Rad-Fahr-Bereich) ausgestattet werden könnte.

Einige Hypothesen für die Zukunft

vorausgesetzt, dass angekündigt wurde, der neue Bahnhof in Vierschach bald in Betrieb gehen soll,
…müsste vermutlich die Pustertaler Eisenbahn-Linie bis Sillian oder sogar bis Lienz weitergeführt werden…
…könnte die heutige Remise am Bahnhof Innichen vermutlich keine Funktion mehr haben, weil eine neue Remise wohl am Endbahnhof der Linie erbaut werden müsste…
…wird sich Land und Gemeindeverwaltung mit der Ferrovie dello Stato um eine neue Zweckbestimmung der Remise und des Areals kümmern.

Diese neue Situation würde die Chance anbieten, den Radweg etwas nach Norden zu verlegen, diesen noch besser und komfortabler anzulegen und eine Buszufahrt vom Westen zum Bahngebäude zu ermöglichen und so die Fahrzeiten einiger Linienbusse bedeutend verkürzen.

Hans Schmieder

Dieser Beitrag wurde unter Kommentare, Pustertal abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.