Innichen: Bürgerliste zu Radweg-Plänen

Schreiben an den Landeshauptmann, die Landesräte für Bauten, Mobilität und Umwelt sowie den Präsidenten der Bezirksgemeinschaft, 06.02.2012

Wir schicken voraus, dass wir für eine gute verkehrstechnische Rad-Erschließung in der Gemeinde Innichen eintreten, wir bemühen uns deshalb auch seit vielen Jahren aktiv darum.
Obwohl erst im Spätsommer 2011 der vorletzte Abschnitt der Radroute Innichen-Toblach (vom Bahnhof Innichen in Richtung Toblach zwischen Handwerkerzone Bahnhof und Bahngelände) nach einigen Verzögerungen fertiggestellt wurde, ist die neue Gemeindeverwaltung von Innichen seit einigen Monaten bestrebt, auf demselben Abschnitt eine neue Radroute anzulegen. Die Bezirksgemeinschaft soll dafür bereits ca. 1.500.000,00 € bereitgestellt haben.
Für Ortskundige ist das Engagement des Bürgermeisters Werner Tschurtschenthaler für diese Trassierung nachvollziehbar, ebenfalls nachvollziehbar ist die Konsensbildung im Kreis der treuen Gemeinderäte. Nicht verständlich wird die gesamte Angelegenheit, wenn man sieht, wie leichtfertig die Bezirksgemeinschaft sich für dieses Projekt vor den Karren spannen lässt und beängstigend wird das ganze, wenn angenommen werden muss, dass die Landesregierung als Kontrollbehörde für die Bauleitplanabänderung grünes Licht gibt und der Baumaßnahme zustimmen wird.

Damit sich die Leser dieses Briefes ein Bild machen können, legen wir einige Anlagen bei. Für den eiligen Lesen möchten wir die Fakten in wenigen Punkte zusammenfassen.
Mit der Realisierung der von BM Tschurtschenthaler geplanten Radroute Innichen West ergibt sich folgende neue Situation:

  • Das Bauvorhaben soll in drei Baulosen realisiert werden.
  • Die Fortsetzung des Radweges von der Handwerkerzone Bahnhof (Halle-Karadar) Richtung Westen bis zur Einmündung in den bestehenden Rad- und Fußweges, inklusive Unterführung beim Bahnschranken (Baulos 1) finden mit geringfügigen Änderungen grundsätzlich eine breite Zustimmung. Die weitere Fortführung „Baulos 3) finden nicht nur wir überflüssig.
  • Ablehnend stehen wir der Realisierung des neuen Radweges (Baulos 2) gegenüber. Hier macht der neue Radweg einen merklichen Umweg, vermindert die Sicherheit an mehreren Stellen und stellt nur eine schlechte Variante eines bereits bestehenden neuen Radweges dar.
  • Der neue Radweg (Baulos 2) macht die Realisierung der seit vielen Jahren angedachten und zum Teil bereits vorbereiteten Drau-Promenade unmöglich.
  • Das neue Projekt sieht vor, dass im Abschnitt vom Baulos 2 der Gehweg nach Toblach auf einem 1,5 m breiten Trottoir zwischen Betriebshallen und Pizachstraße (stark befahrene Autoroute nach Sexten) geführt werden soll. Diese Gehverbindung hat nicht die Qualität, die eine entwickelte Fremdenverkehrsgemeinde ihren Bürgern und Gästen bieten sollte.
  • Es ist für viele Bürger unverständlich, wie der erst im Spätsommer 2011 fertiggestellte Radweg (blaue Linie im Bahnhofsbereich auf der beigelegten Skizze) nun schon überflüssig sein kann. Dabei sind die Kosten dafür noch gar nicht bekannt, weil den Gemeinderäten die Abrechnung für die Arbeiten noch nicht vorgelegt wurde.
  • Für viele Bürger ist es nicht nachvollziehbar, dass die Bezirksgemeinschaft für dieses neue und hinsichtlich Baulos 2 und Baulos 3 mehr als überflüssige Projekt, den Beitrag von ca. 1,1 Mio. € bereitstellen wird.
  • Für viele Bürger ist es unverständlich, dass dieses Projekt im Schnellverfahren umgesetzt werden soll, ohne die seit jeher im Bereich der Radmobilität engagierten Personen im Ort, die Sozialverbände und alle Gruppierungen, die sich bisher für Gehwege und Radwege eingesetzt haben in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.
  • BM Tschurtschenthaler gelingt es auf diese Weise den Radweg von seiner Baustelle zu entfernen. Aber welches ist der Nutzen für die Allgemeinheit? Bereits als frischer Bauwerber von drei Baueinheiten hatte er durch verschiedene Strategien versucht diesen zu unterbinden – das pfeifen die Spatzen bereits seit einigen Jahren von Innichens Dächern.

Wir wollen an dieser Stelle nicht an die schwierigen urbanistischen Entscheidungsprozesse erinnern, die in Vergangenheit in Sachen Radwege in Innichen durchgefochten werden mussten. Fakt ist, dass in Ermangelung klarer Qualitätsvorgaben und einer nicht ausreichenden Kontrollfunktion von Seiten der Landesbehörde in Vergangenheit auch in Innichen einige Fehler gemacht wurden.

Wir ersuchen alle zuständigen Kontroll-Instanzen, dieses Projekt mit größter Sorgfalt zu prüfen. Die übergeordneten politischen und verwaltungstechnischen Stellen sollten das „ÖFFENTLICHE INTERESSE“ dieser Hau-Ruck-Bauleitplanänderung prüfen, ob der doch bemerkenswerte finanzielle Aufwand von 1,5 Mio. € gerechtfertigt sei, ob mehr Sicherheit gewährleistet werden kann (im Vergleich zur bestehenden neuen Trasse) und in welcher Form die seit langer Zeit angedachte schöne und komfortable Gehverbindung entlang der Drau realisiert werden kann.

Wenn nicht nur der Gemeinderat, sondern auch die Bevölkerung von der Qualität dieser neuen Erschließungen in Innichen West überzeugt und die gesamte Baumaßnahme wahrlich mit dem Prädikat „im öffentlichen Interesse“ ausgezeichnet werden kann, könnten die „ungläubigen Innichner Bürger“ auch Mehrkosten verantworten. Doch solange die Gemeindeverwaltung sich als „ausreichend mündig“ bezeichnet, die Diskussion allein auf den Gemeinderat beschränkt und dieses Projekt in neuer, angeblicher „Effizienz und Geradlinigkeit“ durchziehen wird, kann es sein, dass Gian Antonio Stella bei einer weiteren Folge diese kleine Baugeschichte als Beweis für das prassende Südtirol aufgreifen wird. Radfahrende Politiker und Journalisten aus Italien, die mit kritischerem Auge „unglückliche“ Machenschaften in Südtirol auffangen wollen gibt es in Innichen während der Sommermonate zur Genüge.

Mit freundlichen Grüßen

Rosmarie Burgmann
Gottfried Kühebacher
Josef Kühebacher
Hannes Senfter
Eduard Schmieder

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