ff 03/2012: Abserviert

Der massive Abbau der Dienststellen für Jagd- und Fischereiaufsicht läuft offiziell als Kosteneinsparung, bringt aber eine Schwächung der Kontrollfunktionen.

Ein aufrechter Wilderer ist mir lieber als diese Spielchen.“ Der Satz stammt von einem Forstbediensteten, einer Amtsperson, zu deren Aufgaben es gehört, Wilderer dingfest zu machen hat. Der Kommentar gegenüber ff zur Reorganisation der Dienststellen für Jagd- und Fischereiaufsicht spricht in diesem drastischen Vergleich Bände.
Es geht um eine Umstrukturierung innerhalb des Amtes für Jagd und Fischerei, die seit geraumer Zeit angekündigt ist und mit kommenden 19. März wirksam wird. Demnach werden rund vier der insgesamt sieben peripheren Amts-Dienststellen für Jagd- und Fischereiaufsicht, bestehend aus jeweils einer Person, aufgelöst und in die lokalen Fortsinspektorate integriert. Im Einzelnen handelt es sich um die Außenstellen von Sterzing, Brixen, Welsberg und Schlanders. „Wir haben es leider mit einer Schwächung der Kontrollfunktionen zu tun“, gibt Amtsdirektor Heinrich Erhard zu bedenken – und signalisiert damit, dass die Idee zur Streichung der Stellen nicht von ihm stammt.
Was also hat es mit dem Abbau der amtlichen Kontrollposten in Südtirols Peripherie auf sich (ff 33/11)? Ursprünglich entstanden im Bewusstsein, dass Jäger nicht Jäger kontrollieren sollten, sprich Jagdverbandaufseher bzw. Revieraufseher ihrerseits eine unabhängige Kontrolle bräuchten, waren und sind die Jagdaufseher des Bozner Landesamtes so etwas wie Garanten dafür, dass den Gesetzen auch in Südtirols dunkelsten Wäldern Genüge getan wird. Hierzu ließ das Amt für Jagd und Fischerei seinen Außenmitarbeitern – allesamt Förster – eine zusätzliche und vielseitige Ausbildung zukommen. Als Polizeiorgane halten die „Provinzeler“, wie die amtlichen Jagd- und Fischereiaufseher von Kritikern etwas despektierlich genannt werden, enge Kontakte zu regulären Polizeikräften und der Gerichtsbehörde.
„Mit der Streichung der Mehrheit dieser Stellen wirft man auch ein spezielles und gebietsübergreifendes Fachwissen über Bord“, sagt ein Insider. Wer sich nunmehr in gleicher Weise um Aufgaben wie Erhebungen des Raubtierbestandes, unmittelbare Durchsuchungen bei Verdacht von unerlaubtem Waffenbesitz, Abschuss von streunenden Hunden, Straftaten im Bereich des Jagd- und Gewässerschutzes kümmern soll, ist vielen unklar. Die Fischerei werde am meisten unter den Neuerungen leiden, meint ein Förster zu ff. Für die Politik und den Südtiroler Jagdverband ist der Abbau der Dienststellen indessen kein wirkliches Problem: er sei dem unausweichlichen Bürokratieabbau und der Personalreduzierung geschuldet. Die Aufgaben sollen ab März die Förster in den einzelnen Forststationen übernehmen. So hat das zumindest der zuständige Landesrat, Landeshauptmann Luis Durnwalder, signalisiert.
„Ob die Qualität und die Intensität der bisherigen Dienstleistungen weiterhin gewährleistet bleiben, wage ich zu bezweifeln“, sagt Andreas Riedl, Chef des Fischereiverbandes. „Gesetze und politische Beteuerungen, so gut sie auch sein mögen, können immer nur so wirksam sein, wie ihre Einhaltung auch von den zuständigen Stellen kontrolliert wird“, so Riedl. Für die Fischerei sei angesichts einer stromhungrigen E-Wirtschaft eine flächendeckende Restwasserkontrolle das Um und Auf. Eine drastische Reduzierung der Dienststellen bringt für Riedl unweigerlich Einbußen bei den Messungen mit sich. So müssen die technisch komplexen Messgeräte von Fachleuten bedient werden, die hierfür auch noch die rechtlichen Berufsqualifikationen brauchen, damit allfällige Übertretungsprotokolle rechtliche Gültigkeit haben. „Diese Verwaltungsmaßnahme ist nicht zum Wohle des Gewässerlebensraumes und damit auch nicht der Fischerei“, sagt Riedl.
Sekundiert wird Riedl von Karl Hofer, einem pensionierten Sachbearbeiter im Bereich der Verwaltungsstrafen des Amtes für Jagd und Fischerei: „Für spezielle Dienste wie Eingriffe bei Wildtieren braucht es Förster im Besitz eines Jagdgewehrscheines; der ist aber nur Förstern der Dienststellen vorgeschrieben.“ Auch für viele andere Aufgaben fehle die spezifische Ausbildung, die beim restlichen Forstpersonal nicht vorgesehen sei. Hofer stellt sich zwei Fragen, die bislang unbeantwortet geblieben seien. Frage 1: „Wo bleiben Bürgernähe und Bürokratieabbau, wenn man Kontrollen vermindert und Forstpersonal für neue Kompetenzen neu ausbilden muss?“ Frage 2: „Was soll das politische Argument der Personalreduzierung, wenn zeitgleich mit der Abschaffung des Großteils der Dienststellen 25 neue Forstwachen ihren Dienst antreten?“
Für Kenner der Materie ist mit der ganzen Aktion einzig dem Druck des Jagdverbandes (SJV) nachgegeben worden, dem die Kontrollen durch Jagd- und Fischereiaufseher ein Dorn im Auge seien. Der Einspruch des SJV lässt auf Nachfrage von ff nicht auf sich warten. „Das ist Unfug, wir haben nie eine diesbezügliche Umstrukturierung verlangt“, sagt SJV-Direktor Heinrich Aukenthaler. Weil die Angelegenheit die Betroffenen schmerze, „zielt man jetzt einfachheitshalber auf die Jäger“.
Markus Larcher

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