Wertvolles Nass. Ahrntaler Kraftwerkpläne. Bericht TZ, 301211

Das Tauferer Tal wehrt sich gegen ein neues E-Werk zwischen Luttach und Sand in Taufers. Der Protest steht auf breiter Basis. Aber entschieden wird auf höherer Ebene.
von Silke Hinterwaldner

Gestern am späten Vormittag im Tauferer Tal: Für 10.30 Uhr war der Lokalaugenschein anberaumt, bei dem die E-Werk-Projekte zwischen Luttach und Sand in Taufers zur Diskussion gestellt wurden.

Freilich: Die Antragsteller von diesen insgesamt drei Projekten führten Argumente für die Nutzung der Wasserkraft ins Feld. Aber ihnen gegenüber steht eine Front an Gegnern. Mehr als ein Dutzend Rekurse gegen die Verbauung der Ahr wurden verlesen, dazu kamen unzählige Wortmeldungen. „Es wird Wirbel geben“, sagt Othmar Janach von der Gruppe SOS Ahr. Zu Recht, wie er meint, denn: „Hier plant man einen Stollen oberhalb von Wohngebiet. Dabei handelt es sich um das gefährlichste Projekt, das es in Südtirol derzeit gibt.“

Der Widerstand gegen ein E-Werk an diesem Abschnitt der Ahr ist breit angelegt. Nachdem der Gemeinderat des Ahrntales bereits vergangene Woche seinen Einwand gegen die Verbauung machte, zog vorgestern der Gemeinderat von Sand in Taufers nach. Wieder einstimmig. An vorderster Front kämpfen jeweils die Bürgermeister. Im Ahrntal staunt man über Helmut Klammer, der selbst im Stromgeschäft tätig ist. Und in Sand in Taufers wundert man sich darüber, mit welcher Klarheit Unternehmer Helmuth Innerbichler gegen das E-Werk vorgeht.

Die Umweltschützer freuen sich. Mittlerweile spielt es im Tauferer Ahrntal nämlich gar keine Rolle mehr, welcher Partei jemand angehört. Alle sind sich einig: Die Ahr muss geschützt bleiben und darf auf keinem Fall den Energie-Spekulanten geopfert werden. Unter anderem haben die Touristiker eine Aktion gestartet. Der Ahrntaler Landgastwirt Markus Weger schreibt: „Der Gast kommt sicherlich nicht, um E-Werke anzuschauen, sondern fließende Gewässer.“ Ihm schließt sich eine Heerschar an Hoteliers an. Mindestens genauso klar äußert sich der Heimatpflegeverband. Albert Willeit fordert die Landesregierung „mit Vehemenz auf, alles zu unternehmen, um weitere Wasserkraftwerke an der Ahr zu verhindern. Es muss endlich Schluss sein mit der Naturzerstörung und der Ausbeutung der Ahr“.

In der Vergangenheit hat es immer wieder Versuche gegeben, um mehr Schutz für die Ahr einzufordern. So reichte der Sandner Oppositionspolitiker Herbert Seeber in der vergangenen Amtsperiode einen Beschlussantrag ein, um die Ahr unter Gewässerschutz zu stellen. Der Antrag wurde abgelehnt. „Es ist nun wohl offensichtlich“, sagt Haymo Laner vom Oppositionsbündnis Taufers 2010, „dass der Landschaftsschutz nicht ausreicht“. Leider können nicht die betroffenen Gemeinden selbst ein Großkraftwerk ablehnen. Die Entscheidung über eine Vergabe der Konzession trifft die Landesregierung, immer unter Berücksichtigung der Rechtslage. Schließlich haben sich des Öfteren private Stromunternehmer über die Gerichte eine Konzession erstritten. Man erinnere sich nur an das Vorgehen beim Kraftwerk Gisse im Ahrntal, wo der nunmehrige Bürgermeister Klammer stets federführend mitarbeitete. Gemeinderat Josef Auer stellt nun süffisant fest: „Inzwischen scheint er sich vom Saulus zum Paulus gewandelt zu haben, wahrscheinlich ein weihnachtliches Wunder.“

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