Superstar Laimer, Leitartikel ff, Norbert Dall’O, 24.11.11

Vom Bösewicht zum Retter der Nation. Energie – und Raumordnungslandesrat Michl Laimer versteht es, aus blanker Not eine Tugend zu machen – und läuft zur Höchstform auf.

Chapeau, Herr Laimer! Die Show, die Sie dieser Tage aufs Parkett legen, ist eine Sensation. So was hat Südtirol noch nicht gesehen: Wie verwandle ich den Buhmann der Nation in den Retter der Nation? Michl Laimer zeigt es uns im ganz und gar hausgemachten Thriller mit dem Titel: Der Sel – Sumpf. Bester Darsteller in der Rolle des Guten: Laimer. Beste Maske: Laimer. Beste Showeffekte: Laimer.

Es brauchte einen handfesten Skandal, um diesen Mann zur Bestform zu treiben. Plötzlich vergeht kein Tag, ohne dass Laimer eine Pressekonferenz hält, Interviews gibt, an Diskussionen teilnimmt, ja sogar Manifeste verkündet. Am Dienstag übertraf er sich selbst – und schlüpfte gar in die Rolle von Alexander Langer. Der grüne Übervater hatte mal eine Formel aufgestellt: lentius, profundus, suavius (langsamer, tiefer, sanfter).
Parteien wie die SVP haben dafür gesorgt, dass solche ,,Propheten“ auf den Müllhaufen der Geschichte landen: schneller, höher, gröber. Ganz nach dem Motto: Geiz ist geil.
Und jetzt tritt Michl Laimer vor die Mikrophone und sagt tatsächlich:,, Die Denkweise darf nicht mehr lauten. schneller, größer, mehr – sondern sie muss lauten: schöner, besser bewusster, langsamer“. Ich musste den Satz dreimal lesen – und immer noch verstehe ich nicht: Was um Himmels willen ist in diesen Laimer gefahren!
Welcher Hollywood – Regisseur hat sich dieses Stück ausgedacht?

In dieser schnelllebigen Zeit, sagt man, ist das Gedächtnis kurz. Aber wenn ich mich fest zusammenreiße, dann sehe ich einen ganz auf schüchtern machenden Michl Laimer, wie er seinen Freund Maximilian R. zuerst zum Ressortdirektor, dann zum Sel – Generaldirektor macht. Ich sehe denselben Michl Laimer, der – diesmal in der Rolle des Ministranten – sich hinter dem Landeshauptmann duckt. Und wie er, der Energielandesrat, mit keiner Wimper zuckt oder gar protestiert, als Durnwalder die Energie, Laimers Energie!, zur Chefsache erklärt.

Ich sehe Laimer noch vor mir: Wie er jede Ernennung, jede Entscheidung schluckt, die der LH anordnet. Die Vinschger, die Gemeinden, die Etschwerke, die Genossenschaften, die Privaten – sie alle gehen auf die Barrikaden? Laimer duckt sich hinter dem breiten Buckel Durnwalders, an dem alles abprallt: Die Energie gehört dem Land, und das Land bin ich. Basta.
Aber das alles muss wohl ein anderer Michl Laimer gewesen sein. Jener Laimer vielleicht, unter dem die Raumordnung dermaßen zu einer Raum -Unordnung wurde, dass der neue Michl Laimer sagen muss:,, Es braucht eine Kultur der Nachhaltigkeit. Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Landes müssen die Bereiche Raumordnung und Landschaftsschutz zusammengeführt werden, weil es im Grunde immer um die Entwicklung unseres Landes geht“.
Laimer da, Laimer dort, Laimer überall. Landeshauptmann wie Obmann erscheinen nur mehr wie Komparsen in der gigantischen Saubermann -Aktion, die es in Südtirol je gegeben hat. Chapeau, Herr Laimer: Ich muss zugeben, das hätte ich Ihnen nicht zugetraut.
Während die Opposition in ihm den Verantwortlichen für den Sel – Skandal ortet und ihn zum Rücktritt auffordert, ist jener, den sie meinen, längst verschwunden. Jetzt steht ein neuer Mich Laimer im Ring, der sich nicht hinter, sondern vor den Landeshauptmann stellt.
Eine wirklich tolle Show, die Superstar Michl Laimer uns da zeigt. Ich bin schon ganz gespannt, wie sie endet.

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Kommentar Michl Burger

Vom Saulus zum Paulus …
Wenn LR Michl Laimer die Sprache der Opposition benützt, um sich zu profilieren, dann kann die politische
Minderheit mit ihren Ideen und Meinungen doch nicht so schlecht sein. Laimers angekündigter Sinneswandel zugunsten einer ganz entgegengesetzten, richtigen Einstellung müssen nun auch Taten folgen!
 
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