Percha und die Schönbichl-AG: Dorf unter Strom, TZ, 090811

TZ,  9. August 2011
Anstelle einer Bürgerversammlung verschickte die Gemeinde Percha eine wichtige Mitteilung in Bezug auf das E-Werk am Wielenbach.  Das E-Werk sorgt für rege Diskussion im Dorf. Aber ein gewichtiges  Machtwort sorgte für einen Vorschlag im Gemeinderat,  beide Vergleichsangebote der Schönbichl GmbH abzulehnen.
von Maria Mayr

Der junge Brunecker mit Perchiner Wurzeln traute am Samstag seinen Augen nicht. Als er, erst  wenige Stunden vom Urlaub zurück, die Bürgerversammlung von Percha besuchen wollte, stand er vor verschlossenen Toren. Im Gasthaus trieb er dann die Mitteilung auf, die an alle Bürger von Percha gerichtet war.  „Die Gemeinde Percha möchte auf diesem Weg allen Bürgern mitteilen, dass die Bürgerversammlung in Bezug auf das E-Werk am Wielenbach  nicht stattfindet“,  so die nüchterne Mitteilung. Das E-Werk sorgt  für starke Diskussionen im Dorf und scheidet die Geister. Und das schon seit Jahren.  Jetzt geht es um das Verhandlungsangebot der Schönbichl GmbH. „Die Gemeinde hat mit der Schönbichl  GmbH drei Prozesse laufen“, so Bürgermeister Joachim Reinalter, „wir haben dann doch nach einer Möglichkeit einer Zusammenarbeit gesucht“. Laut Bürgermeister geht es darum, ob man ein gemeinsames E-Werk macht oder nicht. „Im Zuge der Verhandlungen sah man, dass bei der Reaktivierung der kleinen Variante Konkurrenzprojekte nicht auszuschließen sind“. Da müsste dann ein neues Verfahren eingeleitet werden.  Wenn diese Variante nicht geht, wollte man über die lange Variante nachdenken und verhandeln. „Das hätte eine Aushebelung der Unterschutzstellung des Wielenbaches bedeutet“, so der Bürgermeister. Eine Unterschutzstellung, die noch nicht rechtskräftig ist. Hans Guggenberger versteht die Welt nicht mehr. „Man wollte doch überhaupt nicht mehr mit der Schönbichl GmbH verhandeln“, so Guggenberger. Er findet die abgesagte Bürgersammlung unerhört und versteht nicht, warum die Gemeinde nicht von sich aus auf ein eigenes E-Werk hinarbeitet. Das letzte Angebot der Schönbichl GmbH, mit einer 62%igen Beteiligung für die Gemeinde und eine 10%ige Reservierung für die Bauern,  sorgt in Percha für Sprengstoff. Deshalb wurde bei der letzten Gemeinderatsitzung von den Gemeinderäten eine Bürgerversammlung vorgeschlagen. Dann kam Landeshauptmann Durnwalder. Es sickerte durch, dass ein Machtwort gesprochen wurde und Landeshauptmann Durnwalder absolut dagegen ist, den Wielenbach wieder aus den Schutzbestimmungen zu nehmen. Für einen Deal mit der Schönbichl GmbH soll es eine klare Absage gegeben haben. Denn es geht um die Glaubwürdigkeit. Wenn schon, dann solle beim E-Werk die Gemeinde mit 80% beteiligt werden. „Wenn eine Ableitung am Wielenbach erfolgt, dann soll es für die Allgemeinheit und nicht für Private passieren“, so Hans Guggenberger. Besonders die 10%ige Beteiligung für die Bauern sehen viele problematisch und als Geschenk  zur Sicherung der Mehrheit. „Es ist unerhört, dass die Bürgerversammlung nicht zustande kam“, so Hans Guggenberger. Denn eine Bürgerversammlung ist auch immer ein Ventil. Der Eindruck, dass Informationen zurückgehalten werden, sorgt für sozialen Sprengstoff im Dorf. „Wir wollen endlich Klarheit“, so Bruno Dolcini und Hans Guggenberger. Eine Bürgerversammlung wäre wohl zum harten Brocken geworden. Auf der wichtigen Mitteilung der Gemeinde hieß es dann: „Nach Einholung entsprechender Informationen hat sich herausgestellt, dass die Abänderung der Unterschutzstellung des Wielenbaches von der Landesregierung nicht unterstützt wird. Da dadurch die Unterschutzstellung auf alle Fälle bis zum Gerichtsurteil aufrecht bleibt, ist eine Entscheidung hinsichtlich der Vergleichsangebote der Schönbichl GmbH nicht möglich. Deshalb schlägt der Gemeinderat mehrheitlich vor, beide Vergleichsangebote der Schönbichl GmbH abzulehnen“.  Da wird wohl das Machtwort hineingewirkt haben. Auf gestern wurde im Dringlichkeitswege eine Gemeinderatsitzung mit zwei Tagesordnungspunkten anberaumt. Darin ging es um den Grundsatzbeschluss zum Vergleichsangebot der Schönbichl GmbH.  Auf Punkt zwei steht der Zugang zum Bahnhof Percha sowie die Errichtung von maximal 60 Parkplätzen beim Zugbahnhof. Für eine große Zuschauerzahl ist gesorgt.

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