TZ, 06.10.10 zu Schwemmholzsperren Rienzschlucht und Percha

Gefährliche Schlucht

Eine erste Hochwassersperre wird in Percha gebaut, eine zweite in der Brunecker Rienzschlucht kommt hinzu. Die Bauwerke sollen Bruneck vor Überschwemmungen schützen, aber es gibt auch Kritik, der Eingriff in die Naherholungszone sei zu massiv.

von Silke Hinterwaldner

Bei derartigen Projekten muss man mit Kritik rechnen.“ Rudolf Pollinger ist als Abteilungsdirektor für Wasserschutzbauten und als solcher der oberste Herr über die Sperren, die derzeit an der Rienz errichtet werden, um die Stadt Bruneck vor einer Hochwasserkatastrophe zu bewahren.

Eine erste Sperre aus Beton und Stahl wird derzeit bei Percha errichtet. Eine zweite soll im kommenden Jahr in der Rienzschlucht hinzukommen. Aber: Die Rienzschlucht ist für viele aus der Brunecker Umgebung eine beliebte Naherholungszone. Hier kommt man im Sommer her, um ein gemütliches Grillfest zu feiern. Hier kommt man im Frühjahr und im Herbst her, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Wahrscheinlich halten sich die Brunecker auch im Winter gern hier auf. Was passiert, wenn die Rienzschlucht verbaut wird? Wird damit das Idyll zerstört? Steht die Sicherheit der Brunecker Bürger auf dem Spiel, wird Erholung zweitrangig, darin sind sich alle einig. Aber ist eine derart massive Verbauung der Rienz in diesem Abschnitt wirklich sinnvoll?

Forstinspektor Silvester Regele hält sich zurück. „Ich kenne die Projekte im Detail nicht“, sagt er, „aber das wird schon alles vertretbar sein.“ Ein Förster, nennen wir ihn Albert, sieht das anders. „Ich habe Bedenken, was diesen gewaltigen und kostspieligen Protzbau betrifft, obwohl ich grundsätzlich mit den vorbeugenden Maßnahmen für den Wasserschutz einverstanden bin.“ Aber: „Woher sollte die Rienz diese Holzmengen nehmen, die hier aufgehalten werden müssen? Und wie könnte auch eine hoch gehende Rienz diese Holzmengen bis zur Sperre transportieren?“ In Alberts Augen ist die geplante Stau- und Gittersperre, Kostenpunkt 1,5 Millionen Euro, überdimensioniert.

Für die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen, aber gegen überflüssige Verbauungen in der Rienzschlucht, spricht sich auch Walter Harpf, Fraktionsvorsitzender von Bruneck Stadt aus. Die Mitglieder der Fraktionsverwaltung sind durchwegs skeptisch, was die Bauarbeiten in der Rienzschlucht betrifft. Auch manche Gemeinderäte haben sich zumindest gewundert. „Wir sind aber keine Fachleute“, sagt der Grüne Georg Peintner, „und haben lediglich darauf hingewiesen, dass der landschaftliche Eingriff sich in Grenzen halten sollte.“

In der Landesabteilung für Wasserschutzbauten hat man allerhand Berechnungen vorgenommen, was in einer so genannten Gefahrenanalyse mündet: Was kann schlimmstenfalls passieren? Immerhin befinden sich rund 100 Gebäude in der Gefahrenzone. „Wie und wo genau wir das Rückhaltebauwerk in der Rienzschlucht errichten, wissen wir noch nicht“, erklärt Pollinger, „wir sind in der Projektierungsphase.“ Auf jeden Fall wird das Bauwerk in der Rienzschlucht später einmal deutlich zu sehen sein. „Aber“, sagt Pollinger, „ich halte es für ökologisch vertretbar, wenn man hier ein Einzelbauwerk errichtet, anstatt den gesamten Bach zu verbauen.“ So kann auch in Zukunft noch am Flussufer gegrillt werden, die Aussicht ist dann halt nicht mehr so schön.

Woher sollte die Rienz diese Holzmengen nehmen, die hier aufgehalten werden müssen? Und wie könnte auch eine hoch gehende Rienz diese Holzmengen bis zur Sperre transportieren?

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