Straße zur Kofleralm: Umweg auf die Alm, TZ, 140711

Eine 2,4 Kilometer lange Traktorstraße auf die obere Kofler-Alm,
mitten im Naturpark Rieserferner-Ahrn: Warum die Forstbehörde
und die Bauern den Bau der Straße fordern.
von Silke Hinterwaldner

Das Vorhaben kann ohne erheblichen technischen Aufwand und mit verhältnismäßig niederen Baukosten errichtet werden.“ Silvester Regele, Direktor im Forstinspektorat Bruneck, spricht sich ganz offen für den Bau einer Straße auf die obere Kofler-Alm aus. Dies, obwohl die Alm im Naturpark liegt. Dies, obwohl sie unter dem Schutz von Natura 2000 steht. Und dies, obwohl die Almbauern in einem ersten Anlauf für den Straßenbau vor einigen Jahren an den Schutzbestimmungen gescheitert sind.
Der Schutz ist nach wie vor aufrecht, aber die 15 Bauern der landwirtschaftlichen Bezirksgenossenschaft wählen einen Umweg. Der neue Vorschlag sieht eine Lkw-und Traktorstraße vom Bachertal her vor, deshalb sei die Straße von Rein aus nicht einsehbar. Die Länge des Weges beträgt 2,4 Kilometer, die Trasse führt zu einem Gutteil durch Waldgebiet. Die letzten 200 Meter führen über die Almwiese. Oben weiden 70 Stück Vieh. Es gibt 35 Hektar erschlossenen Wald.
Um diesen Wirtschaftsraum zu erreichen und zu bewirtschaften, brauche es eine Straße, sagen die Bauern. „Es ist einfach“, sagt Forstinspektor Regele, „gegen solche Vorhaben zu Felde zu ziehen, da die Allermeisten ja nicht davon betroffen sind. Ich glaube, für die Erhaltung solcher traditioneller Kulturlandschaften sind laufende technische Anpassungen wie der Bau eines Weges notwendig.“
Dass die Fachleute des Amtes für Naturparke, die Landschaftsschutzkommission und zum Teil auch die Baukommission der Gemeinde Sand in Taufers gegen den Bau dieser Straße argumentieren, nimmt der Forstinspektor zur Kenntnis. Im Managementplan des Natura-2000-Gebiets heißt es: „Die Fortsetzung der Bewirtschaftung der Kofler-Alm ist für die Lebensraumvielfalt des Naturparks von Bedeutung, der Straßenbau jedoch würde einen erheblichen Eingriff in die Waldlebensräume darstellen.“ Den Verfassern dieses offenbar sehr wichtigen Dokumentes antwortet Regele kurz und bündig: „Es ist nicht Aufgabe dieser Pläne, solche Vorhaben zu genehmigen oder gar abzulehnen.“
Beim letzten Versuch, eine Straße auf die Alm bauen zu können, haben sich die Bauern an diesem Plan die Zähne ausgebissen. Auf dieses Dokument berufen sich auch jetzt die Gegner des Straßenbaus. In einem Brief an die Landesräte haben die Heimatpfleger, der Alpenverein und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz ihre Argumente gegen die Straße auf die obere Kofler-Alm angeführt. Darin heißt es unter anderem: „Eine Genehmigung wäre ein schwerwiegender Präzedenzfall, weil in Rein seit Längerem Bestrebungen für die Erschließung weiterer Almen im Gange sind, unter anderem die Almen unterhalb der Kasseler Hütte und die Durra-Alm.“
Die Landesregierung hat sich bereits am Montag mit dem umstrittenen Straßenbau befasst (die „Tageszeitung“ berichtete), aber entschieden ist noch nichts.

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