Straße zur Kofler Alm: Der zweite Streich, TZ, 120711

Auf die obere Kofler-Alm in Rein in Taufers soll eine Straße gebaut werden – so
will es zumindest die Alm-Interessentschaft. Aber: Das Natura-2000-Schutzgebiet darf nicht erschlossen werden. Alle Gutachten sind negativ.
von Silke Hinterwaldner

Michl Laimer klingt ernsthaft verärgert. Der Umwelt-Landesrat hatte gestern bei der Regierungssitzung eine harte Debatte zu führen. Und: Sie ist noch nicht zu Ende. Eine Abstimmung wurde vertagt.
Das Thema: In Rein in Taufers soll auf die obere Kofler-Alm ein Erschließungsweg gebaut werden. Dieses Ansinnen landet nicht zum ersten Mal auf dem Tisch der Landeregierung. Bereits vor Jahren wurde ein Projekt eigereicht. Damals hatte die Landesregierung ihre Zustimmung gegeben, aber Brüssel hat den Straßenbau blockiert. Denn: Das Gebiet ist unter Schutz von Natura 2000 – und der Bau dieser Straße wurde ausdrücklich untersagt. Die Landespolitiker mussten klein beigeben. Mittlerweile haben die Bauern längst einen zweiten Versuch gestartet. Die Landwirtschaftliche Bezirksgenossenschaft Bruneck hat eine neue Trasse für die Straße auf die obere Kofler-Alm gefunden und das entsprechende Projekt eingereicht. Auch dieses Mal kam Widerstand. Sowohl die Landschaftsschutzkommission als auch die Natura-2000-Gutachter lehnen den Bau der Straße ab. Trotzdem haben die Bauern der Alm-Interessentschaft Rekurs eingereicht. Über diesen Rekurs hat nun die Landesregierung zu befinden. Der Standpunkt von Landesrat Laimer ist unmissverständlich: „Hier muss man aufpassen. Wenn wir dem zustimmen, ereilt uns noch einmal dasselbe Schicksal. Und das gilt es zu vermeiden.“ Er wollte den Rekurs der Bauern ablehnen. Aber der Druck ist so groß, dass sich Laimer offenbar schwertut, mit seiner Empfehlung durchzukommen. Dabei gibt es für die Bauern wenig Aussicht auf Erfolg: Selbst wenn die Landesregierung den Bau genehmigt, kann das Projekt die Hürde in Brüssel kaum nehmen. Das negative Gutachten kann nur aus triftigen Gründen in ein positives verkehrt werden: wenn es um die Verteidigung des Landes geht, wenn es um die öffentliche Gesundheit geht oder wenn es um den Schutz der Natur geht. Keine dieser drei Möglichkeiten können im Fall der oberen Kofler-Alm Anwendung finden.
„Das liegt außerhalb unserer Kompetenz“, sagt Laimer. Der Landesrat hat in den vergangenen Wochen Post von AVS, Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Verband der Heimatpfleger erhalten. Die Organisationen wollen sich mit allen Mitteln gegen den Bau einer Straße auf die Kofler-Alm wehren. „Baut man eine Straße“, sagt Albert Willeit, „zerstört man eine der letzten unerschlossenen Almen im Tauferer- Ahrntal.“
Die Diskussion erinnert an die Antersasc-Debatte vor einem Jahr. Mit einem Unterschied: Dort entbrannte der Protest erst, als mit dem Bau der Straße längst begonnen worden war. In der Landesregierung wird man nun wohl alles daran setzen müssen, ein zweites Antersasc zu verhindern.

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