Gsies und das Konsortium: Erzwungenes Glück, TZ, 19.04.2011

Das Bergbonifizierungskonsortium Gsies-Taisten hat rund 500 Mitglieder – allesamt unfreiwillig. Manche fühlen sich ausgebeutet und wollen austreten, aber sie dürfen nicht.
von Silke Hinterwaldner

Es braucht klare Regeln“, sagt Peter Walder, „würde es dieses Gesetz nicht geben, könnten wir weder Wege bauen noch Leitungen verlegen, die am Ende allen im Gebiet von Nutzen sind.“ Der Obmann des Bergbonifizierungskonsortiums Gsies-Taisten beruft sich auf ein Gesetz des Landes Tirol aus dem fernen Jahr 1870, das bis heute Gültigkeit hat. Demnach müssen alle Bauern im Einzugsgebiet Mitglied beim zuständigen Konsortium sein. „Was früher durchaus Berechtigung hatte, hat längst an Gültigkeit verloren“, sagt Pius Leitner, „eine Zwangsmitgliedschaft ist nicht mehr zeitgemäß.“ Zusammen mit Welsberger Bauern kämpft der Obmann der Freiheitlichen gegen die Auswüchse, die derartige Bestimmungen mit sich bringen. Er bringt die größten Probleme in wenigen Worten auf den Punkt: „Die Großen dürfen alles tun, die Kleinen zahlen drauf.“

Das Bonifizierungskonsortium ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Nur in wenigen Gebieten hat ein Konsortium über viele Jahrzehnte derart großen Einfluss bewahren können wie jenes in Gsies und Welsberg. Das dortige Bergbonifizierungskonsortium hat an Macht und Einfluss gar nichts eingebüßt. Im Gegenteil. Besonders in Gsies war und ist das Konsortium imstande, das Betätigungsfeld immer weiter auszubauen. Schließlich darf die Arbeit nicht weniger werden, sobald alle Wiesen planiert sind.

Nur: Gerade kleinere Bauern, Hobbybauern und Nebenerwerbsbauern mögen das Spiel nicht mehr mitspielen. Pius Leitner ist überzeugt davon, dass eine stattliche Anzahl an Mitgliedern dem Bergbonifizierungskonsortium lieber heute als morgen den Rücken kehren würde. Nur: Gerade die kleinen Bauern trauen sich nicht.

Jedes Jahr müssen die Mitglieder Abgaben leisten. Der geforderte Betrag ist nicht besonders hoch und erschreckt kaum einen der Bauern. Was die kleinen Bauern mehr ärgert, sind Eingriffe in ihren Grund und Boden. Freilich muss immer wieder ein Stück Land für einen Wegebau hergegeben werden. Ein Großteil des Gebiets steht ohnehin unter Landschaftsschutz. „Wir können über unsere Gründe nicht frei verfügen“, sagen die Kritiker, „und es trifft immer nur die Kleinen.“ Sie haben keinen Nutzen und beklagen immer nur Schäden durch die Arbeiten des Bergbonifizierungskonsortiums.
Peter Walder mag es gar nicht, wenn jemand so daherredet. „Sobald die Arbeiten gemacht sind, wollen immer alle austreten“, sagt der Obmann über rund 500 Mitglieder des Bergbonifizierungskonsortiums. Er lässt sich bestimmt nicht in seiner Arbeit beirren.

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