Schlossberg Bruneck. Kampf um die Garage, TZ, 090311

TZ, Mittwoch, 9. März 2011
Bruneck muss sich entscheiden: Eine neue Tiefgarage bei der Schlosswiese oder ist doch der Standort Schlosskurve geeigneter? Zwei Fronten rücken von den jeweiligen Standpunkten nicht ab. Die Debatte geht längst über verkehrstechnische Fragen hinaus.
von Silke Hinterwaldner

Damit der nach Bruneck von Süden her einfahrende Verkehr eine Parkgelegenheit vorfindet, ohne das Zentrum zu belasten, wird die Errichtung einer Parkgarage vorgesehen.“ So steht es im Mobilitätskonzept, das der Brunecker Gemeinderat im Jänner 2008 genehmigt hat. Diese Garage ist Auffangparkplatz und zeichnet sich gleichzeitig durch die Nähe zum Zentrum aus.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Den Gemeindeverwaltern liegen mittlerweile zwei Projekte vor, die in Frage kommen. Das Projekt von Agnes Pobitzer befindet sich bei der Schlosswiese südöstlich des Burghügels. Den Feinschliff hat Schloss-Architekt Gerhard Mahlknecht vorgenommen. Mittlerweile sollen die Vorverhandlungen einen guten Punkt erreicht haben. Das Konkurrenz-Projekt von Werner Franz liegt in der Schlossbergkurve westlich des Schlosses, wo es bereits einen Parkplatz gibt. Dieses Projekt wird vor allem von der Brunecker Fraktionsverwaltung vorangetrieben, dort hat Walter Harpf den Vorsitz.
Schon allein deshalb hat der Bürgermeister keine besonderen Sympathien für die Garage in der Schlosskurve. Als Begründung führt Christian Tschurtschenthaler ins Feld: „In meinen Augen ist der Standort Schlosswiese besser, weil damit der Ostteil der Stadt erschlossen werden kann.“ Kaufleuteverband, Tourismusverband und HGV können sich freuen, weil damit ihre Forderung nach einer Garage bei der Schlosswiese forciert wird. Formell liegt die Entscheidung zwar beim Gemeinderat, aber die Marschrichtung für die Mehrheitsparteien ist vorgegeben. Bis zum Frühsommer soll alles unter Dach und Fach sein, so der Plan, denn mit der Ausfahrt aus der Südumfahrung wird eine Garage zwingend.
Hanspeter Niederkofler hat für derartige Entscheidungen genauso wenig Verständnis wie Walter Harpf. Beide verweisen auf Bewertungen, die im Grunde zu einem anderen Schluss kommen als Bürgermeister Tschurtschenthaler. Auch die Grünen selbst haben nun eine Standortanalyse vorgenommen. Das Ergebnis: „Der Standort Schlosskurve schneidet in der Bewertung der verkehrstechnischen Funktion wesentlich besser ab und ist auch aus Gründen des Landschaftsschutzes vorzuziehen.“
Keine kleinen Abweichungen, sondern markante Unterschiede hat Niederkofler ausmachen können. „Es steht zu viel auf dem Spiel“, sagt der Grünen-Sprecher, „deshalb verlangen wir einen transparenten Entscheidungsprozess.“
Für die Pfarrkirche, das Ragenhaus, den Friedhof brauche es eine Garage mit Standort Schlosswiese. Dieser Argumentationslinie kann Walter Harpf nicht folgen. Obwohl sein Fraktionsprojekt in der engen Auswahl ist, hat es keine echten Verhandlungen mit der Gemeindeverwaltung gegeben. „Hier werden nicht verkehrspolitische, sondern politische Entscheidungen gefällt“, sagt Harpf, der sich selbst nicht als Freund des Bürgermeisters bezeichnet.
Tschurtschenthaler selbst lässt sich nicht beirren: „Wir müssen den besten Standort für die Stadt finden, unabhängig davon, wer der Besitzer ist.“ Sicher ist nur: Bruneck muss jetzt wichtige strategische Entscheidungen treffen, mit denen die Stadt dann leben muss.

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