Südausfahrt: Abgesägter Ast, TZ, 010311

Jetzt ist es durch: Nach mehreren gescheiterten Anläufen haben die Brunecker gestern durchgesetzt, dass die kleine Ausfahrt aus der Südumfahrung gebaut wird. Der lange Ast Richtung Reischach ist damit so gut wie abgestorben.
Die Freiheitlichern sichern dem Bürgermeister die Mehrheit, die anderen sind zornig. Das Ergebnis: 19 Ja-Stimmen, neun Nein-Stimmen.
von Silke Hinterwaldner
Christian Tschurtschenthaler weiß nur allzu gut, dass er sich damit Feinde macht. Die Anrainer an der Reischacher Straße haben bereits ihren Protest angekündigt, der Aufschrei der Stefansdorfer wird nicht lange auf sich warten lassen. Auch die Reischacher, die Grünen, die Bürgerlistler und die Arbeitnehmer innerhalb der eigenen Partei wollen sich das nicht gefallen lassen.
„Wir müssen eine Entscheidung treffen, die finanzierbar ist“, sagt Brunecks Bürgermeister. Was er damit meint: Gestern hat er dem Gemeinderat einen gleichzeitig neuen und alten Plan zur Brunecker Südausfahrt zur Abstimmung vorgelegt. War er in Vergangenheit immer damit baden gegangen, konnte er sich dieses Mal die Mehrheit im Gemeinderat sichern. Technisch betrachtet hat Bruneck den Bau der Ausfahrt aus der Südumfahrung in zwei Bauphasen unterteilt: Zuerst soll der Kreisverkehr und der kurze Ast Richtung Stadt gebaut werden. Erst in einem zweiten Moment soll der zweite, lange Ast Richtung Reischach dazukommen.
Das Problem dabei: Jeder weiß, dass der Bau dieser zweiten Ausfahrt Richtung Reischach damit endgültig auf Eis gelegt ist. Und sich all jene durchgesetzt haben, die seit Jahren auf eine Anbindung der Stadt mit Einkaufsmeile, Messner-Museum und allem weiteren drängen. Für Reischach hingegen hofft man derweil, dass der Bau des Ried-Projektes ohnehin eine Verkehrsentlastung bringt.
Weil es sich bei den Verkehrsverbindungen um Landesstraßen handelt, muss Bozen bezahlen. Bisher waren die finanziellen Aufgaben klar verteilt. Als man beide Ausfahrten zeitgleich errichten wollte, übernahm das Land den teuren, langen Ast nach Reischach. Die Gemeinde sollte den billigeren bezahlen. Nun ist alles anders: Bruneck will die Kosten für die beiden Bauphasen aufteilen: je zwei Drittel Land und ein Drittel Gemeinde. Beide Bauphasen müssen mit einem Kostaufwand von acht Millionen Euro rechnen, also insgesamt 16 Millionen Euro.
Aber wie konnte sich Bürgermeister Tschurtschenthaler die Mehrheit im Gemeinderat sichern, obwohl zwei seiner Reischacher Parteikollegen und zwei Arbeitnehmer dagegen hielten? Rettung nahte von den Freiheitlichen, die allesamt nicht aus Reischach kommen und eine Umfahrung für St. Georgen bevorzugen. „Die immensen Kosten erschrecken uns“, sagt Bernd Ausserhofer, „wir verlangen vor allem eine schnelle Lösung, die umsetzbar ist.“ Den Grünen und den Bürgerlistlern im Gemeinderat wirft er vor, eine inkonsequente Haltung zu vertreten: Beim Ried-Projekt die Landschaft schützen wollen und bei der Reischacher Ausfahrt die Felder zerschneiden.
Hanspeter Niederkofler kann nur den Kopf schütteln. Der Grüne Fraktionssprecher sagt: „Wir bleiben bei unserem Standpunkt: Wenn schon, müssen wir zuerst Richtung Reischach bauen. Aber grundsätzlich gilt es beide Äste gleichzeitig zu verwirklichen. Wie wir es ausgemacht hatten.“
Das Ausfahrt-Projekt von Bruneck: In zwei Bauphasen unterteilen. Das Problem dabei: Jeder weiß, dass der Bau dieser zweiten
Ausfahrt Richtung Reischach damit endgültig auf Eis gelegt ist.

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