Dolomiten-Bericht (09.02.11) zu Bürgerversammlung in Innichen am 07.02.2011

Innichen. Massiv ist in den vergangenen Tagen für die Schaffung der
Skiregion Sextner Dolomiten/Hochpustertal geworben worden. Ein ganz anderer
Wind  wehte am Montag im Reschhaus.
Unter dem Motto „Der Tourismus  er geht uns alle an“  hatte die
Bürgerliste Innichen zu einem Informationsabend geladen. Ins Thema führte
der Historiker und Landtagsabgeordnete Hans Heiss ein, der über
Perspektiven in dem Bereich sprach.
Zentraler Punkt des Abends  aber war die geplante Skiregion Sextner
Dolomiten/Hochpustertal. Mehrfach hat die Bürgerliste in Vergangenheit ihre
großen Bedenken bezüglich dieses skitechnischen Zusammenschlusses von Helm
und Rotwand über den Stiergarten geäußert.   Und Bedenken gibt es nicht nur
was die   Auswirkungen auf Umwelt und Landschaft betrifft, sondern auch in
ökonomischer Hinsicht. Die Sextner Dolomiten AG habe laut Bilanz zum 31.
Dezember 2009  einen Schuldenstand von rund 15 Millionen Euro.  Der
angestrebte  Ausbau werde, so schätze die Bürgerliste, gut 20 Millionen
Euro kosten, sagt  Rosmarie Burgmann.
Hans Schmieder und viele andere im Saal fragten sich, wie man dies zu
finanzieren gedenkt, ob eine Kapitalaufstockung bevorsteht und wieviel die
Aktionäre dafür herrichten müssen?   Dies gehöre offen gelegt, sei doch
auch die Gemeinde Innichen mit rund zehn Prozent an der Gesellschaft
beteiligt.  Seinerzeit sei man  bemüht gewesen, die Aktien  breit zu
streuen, nun  drohe es  in Richtung Monopolisierung zu gehen.  Schon bei
der letzten Kapitalaufstockung seien einige Aktionäre ausgestiegen, einige
vermutlich aus finanziellen Gründen,  andere wohl weil sie keinen Sinn mehr
im Ganzen gesehen haben, meint Burgmann. Laufe  alles in  nur mehr ganz
wenigen Händen zusammen, könne dies zu großen Konflikten und Abhängigkeiten
führen.
Letzthin ist  so getan worden, als ob wir uns erst ein wintertouristisches
Standbein schaffen müssten, kritisiert Schmieder, dabei liegen wir im
Landesvergleich im Spitzenfeld, was doch zeigt, dass die Gäste  mit dem
Angebot zufrieden sind. Natürlich brauche es Verbesserungen, die brauche
es immer, aber die seien nicht unbedingt über alle Umweltbedenken hinweg
in neuen Pisten und Liften zu finden. „Das Hirnschmalz gebrauchen“,
empfiehlt  Schmieder  und spricht sich, auch ganz im wirtschaftlichen
Sinne für den kleinstmöglichen Aufwand für den größtmöglichen Nutzen aus.
Es wird uns vorgeworfen, dass wir gegen den Tourismus seien, aber das
stimmt nicht, sagt Gottfried Kühebacher.   Der Tourismus sei, wenn
natürlich auch mit Schattenseiten, wie etwa der Preisentwicklung auf dem
Wohnungsmarkt, ein wichtiger Motor für das ganze Tal. Man müsse sich aber
bewusst sein, dass das größte Kapital für den Tourismus die Landschaft ist
und diese  weiter mit Aufstiegsanlagen zu zerstören keine gute oder gar
nachhaltige Investition in die  Zukunft sei.  Eine Zusammenarbeit mit dem
Comelico etwa sei durchaus zu begrüßen, doch sei es sehr bedenklich, die
Skigebiete mit neuen Pisten und Aufstiegsanlagen zu verbinden, hier am
Rande des Weltnaturerbes, meint Kühebacher.

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Pustertal. Der Ausschuss des Bezirkes Pustertal im Heimatpflegeverband
findet es in einer Pressemitteilung erstaunlich, mit welcher Intensität
plötzlich die so genannte Wirtschaft, flankiert von Oberpustertaler
Bürgermeistern, den Weltuntergang prophezeit, wenn nicht die Pustertaler
Skigebiete ausgebaut und zusammengeschlossen werden können. Hier werde
offensichtlich gewaltig Druck auf die am Mittwoch, 9. Februar, anstehende
Entscheidung des Verwaltungsgerichtes zum Skipistenprojekt Helm-Rotwand
ausgeübt. Der Heimatpflegeverband Bezirk Pustertal verurteilt diese Art
der indirekten Einflussnahme und vertraut der Unabhängigkeit der Richter,
heißt es in der Aussendung.
Hans Heiss habe darauf verwiesen, dass der Klimawandel die Skiregionen in
den Alpen in tieferen Lagen stark dezimieren werde. Der Tourismusverband Hochpustertal meint, dass das Hochpustertal davon aber nicht betroffen sei, da seine Liftanlagen ab 1200 Meter Seehöhe starteten und bis 2200 Meter hinauf reichten. Bei dem Abend im Reschhaus, bei dem auch viele Wirtschaftstreibende anwesend gewesen sind, hatten sich vor allem Touristiker über die wirtschaftlichen Perspektiven beunruhigt gezeigt, wenn nicht die Verbindung zwischen Helm und Rotwand und der Zusammenschluss von Comelico zum Kreuzbergpass realisiert werden. Die Deutschnofner Gemeinderäting Christa Pardeller (Union) verweist darauf, dss der UVP-Beirat das Projekt für den Zusammenschluss von Helm und Rotwand zwei Mal durch Gutachten abgelehnt hat. Es bleibe zu hoffen, dass das Bozner Veraltungsgericht eine weitere Zerstörung  wie das Skipistenprojekt Helm-Rotwand verbietet, schreibt Christa Pardeller in einer Pressemitteilung.

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