Windenenergie, TZ – Gastkommentar: Windige saubere Energie

TZ, Samstag/Sonntag, 22./23. Jänner 2011 – Nr. 14/19. Jg.
Windiges Geschäft auf der Haide
Hubert Folie über die geplante Windkraftanlage auf der Malser Haide.

Zugegeben – man kann aus allem ein Geschäft machen. Es ist eine Frage des Anstands und des Geschmackes, wie weit man dabei zu gehen bereit ist. Auch das älteste Gewerbe ist ein Geschäft, nur gilt es gemeinhin als etwas anrüchig.
Orte wie die Malser Haide oder die Seiser Alm mit Windrädern zu verschandeln, ist eine Geschmacklosigkeit auf höchstem Niveau. Man macht zu Geld, was die Natur an seltenem Reichtum gewährt. Soll der erhabene Blick von der Malser Haide auf den Ortler oder von Marienberg auf die Haide für immer verloren sein!
Die Argumentation, dass die Windräder zwar für die Bewohner von St.Valentin, Plawenn, Ulten, Alsack, Burgeis eine Belastung darstellen könnten, doch aus ökologischen Gründen hingenommen werden müssten, finde ich widerlich. Das ökologische Argument wird zum willkommenen Feigenblatt für Lobbyisten. Damit kann man sogar ein Referendum auf Gemeindeebene riskieren. Wenn nach einer sog. vorurteilslosen Information finanzieller Gewinn in Aussicht gestellt wird, werden gar manche von denen, die die Windräder nicht vor der eigenen Nase haben, in gut spießbürgerlicher Manier dafür sein. Das waren noch Zeiten, als man Kirchturmpolitik betrieb! Von den Kirchtürmen aus überblickt man ja in Summe die ganze Gemeinde. Fürchten muss man die Balkonpolitik der Krämerseelen. Darum ein Appell an die Gemeinderäte: Lasst euch weder kaufen noch hineinlegen! Ihr seid durch die Wahl legitimiert. Was bringt in diesem Fall ein Referendum? Fragt ihr nur die Anrainer, ist das Ergebnis von Vornherein klar, fragt ihr auch die nicht direkt Betroffenen, haben die Lobbyisten ein Bein in der Tür.
Ich misstraue den E-Experten nicht ohne Grund. Das erste Windrad wurde auch nur „probeweise“ aufgestellt. Jetzt gibt es Fachleute, die zur Eile mahnen, weil sonst „die Konzerne“ das Geschäft machen würden. Das ist so einleuchtend wie die Rechtfertigung eines Gelegenheitsdiebes, er habe doch den professionellen Gaunern zuvorkommen müssen. Es gibt sogar welche, die in den Windrädern eine Fremdenverkehrsattraktion sehen – das ist durchaus originell und zeugt von hohem ästhetischen Empfinden. Den Barbaren erschienen auch die klassischen Marmorstatuen, zertrümmert als Munition für ihre Steinschleudern, am zweckmäßigsten. De gustibus non est disputandum – Über Geschmack soll man nicht streiten.
Hubert Folie
Reschen

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