Kommentare zur neuen Brunecker Markenstrategie

anlässlich der Präsentation der künftigen Markentstrategie für Bruneck im Ragenhaus am 8. August 2018 – aus: Pustertaler Zeitung 17/2018

BRUNECKER MARKENSTRATEGIE
Teure Legitimation für künftige Fehlentscheidungen?

Tiefstapeln ist bei Ex-SMG Chef-Christoph Engl nicht angebracht, wie wir im Zuge der Markenstrategie-Präsentation in Bruneck sehen konnten, die ihm und seiner Firma satte 90.000 Euro eingebracht haben. In Bruneck offensichtlich nicht der Rede wert, lebt unsere Stadt doch von Superlativen! Bruneck ist die pulsierendste Hochburg für ambitionierte Menschen… im Alpenraum!
Das ist das Ergebnis der vorn Stadtmarketing in Auftrag gegebenen Studie, das dann auch Marketig-erprobte Hartgesottene verwundert hat: Tatkräftig, vorausdenkend, ambitioniert, aufgeschlossen und sportlich alpin sind wir. Wiederfinden will sich in dem neuen Charakterbild aber so gut wie niemand. Denn neben den ,,Ambitionierten“ bleibt alles andere auf der Strecke.
Die Tätigkeiten unserer Vereine, Jugend- und Kulturorganisationen, Musikkapellen und vieles mehr, di in vielfältigsten Formen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern getragen werden und unsere Stadt erst lebenswert machen, finden in den völlig aufgepauscbten sogenannten Markenkernwerten ebenso wenig Eingang wie der Tourismus an sich.
Die Auftraggeber vom Stadtmarketing Bruneck und ihre für diesen Humbug mitverantwortliche Arbeitsgruppe sonnen sich anscheinend derweil in dem arrogant-peinlichen Werbespruch und dem alles umfassenden Schlagwort „mutig“. Wenn manche Entscheidungen auch nicht vernünftig sind, so sind sie doch mutig, so Engl selbst.
Bravo, jetzt haben wir in Bruneck eine offizielle Legitimation auch für völlig größenwahnsinnige Fehlentscheidungen – unter dem Deckmantel „mutig“! Und haben dafür auch noch 90.000 Euro bezahlt! Mutig mögen wir vielleicht sein, schlau und bescheiden womöglich weniger…

Judith Steinmair – Bruneck

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BRUNECKER MARKENSTRATEGIE – DIE KEHRSEIIE

Die Präsentation der Markenstrategie war zweifellos professionell. Die Inhalte haben meines Erachtens allerdings eine sehr eingeschränkte Sicht auf unsere Stadt abgegeben. Obwohl die Industrie In Bruneck unbestritten eine bedeutende Rolle spielt, so war für diesen Bereich ein deutliches Übergewicht zu spüren.
Bruneck zeichnet sich aus durch ein reges Kulturleben, die Stadt hat eine bedeutende kulturelle Vielfalt, ein engagiertes Sozialleben, hat verschiedene Fraktionen… Bruneck ist nicht zuletzt Tourismusstadt, sogar dieser Aspekt kam meines Erachtens zu kurz.
Ich wundere mich, dass eine Handvoll Auserwählte (nicht wie Chr. Engl fälschlich gesagt hat, der gesamte Gemehiderat) unsere Stadt charakterisieren und, es blieb unerwähnt, in Zukunft die Marschroute vorgeben?
Ich gehöre zu den Personen, die im Rahmen des Entstehungsprozesses dieses Konzepts via Mail befragt wurden. Ich kann nicht erkennen, dass das Outcome mit den Fragen etwas Gemeinsames hat. Die Schlagwörter: ambitioniert, mutig, usw. sind reine Worthülsen, die man beliebig füllen kann. Vor allem das Beispiel für mutig. Das Eisstadion, das trotz Widerständen sehr groß gebaut wird. Diese Aussage lässt den Geist vermuten, der diese Arbeit begleitet.
Mutig kürmte auch ein Umdenken sein unter Berücksichtigung der Zeichen der Zeit. Wir könnten die Alpenstadt sein, welche sich vornimmt, Ressourcen zu sparen, welche eine Kampagne startet zum Erhalt der Artenvielfalt, welche massiv Verkehr reduziert, welche alle Entscheidungen unter den Aspekt der Enkeltauglichkeit stellt.
Ambitioniert: Für wenige wird es zutreffen… aber was machen wir mit den nicht Ambitionierten, den nicht Mutigen, nicht Sportlichen??? Genau diese Unzufriedenen, die von dieser elitären Dynamik nichts haben, dürfen wir in der Marktstrategie nicht vernachlässigen!
Und: Was macht jetzt eigentlich das Stadtmarketing?

Johanna Ganthaler, Bruneck

 

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