Fotografiemuseum Kronplatz. Stellungnahmen Albert Willeit, Klaus Gasperi

Umstrittener Landesbeitrag für Museum für Bergfotografie am Kronplatz

Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass sich die Kronplatz Seilbahn AG mit dem Bau des architektonisch interessanten Bergmuseums und künftig mit dem Bergfotografie‐Museum auch kulturellen Anliegen widmen will. Der Grund dafür liegt aber wohl weniger im Anliegen zur Vermittlung von Kultur, als vielmehr im strategischen Marketing, um die Attraktivität besonders für den schwächelnden Sommertourismus auf dem Kronplatz zu steigern. Das wäre soweit auch völlig in Ordnung, sofern alles von der finanzkräftigen Liftgesellschaft selbst getragen würde. Wenn aber das Land dieses Bergfotografie‐Museum mit einer 3‐Mio. €‐Finanzspritze zur Hälfte (!) mitfinanziert, dann hört sich der Spaß auf. Gerade deshalb, weil diese Mittel aus dem Museumstopf und somit aus dem erweiterten Kulturbudget kommen und die bestehenden Museen dringend zusätzliche Geldmittel bräuchten, um den Betrieb aufrecht zu erhalten oder sich zu verbessern und andere warten noch auf eine Finanzierung. Aber vor allem im Bereich der vielen tätigen Kulturinitiativen und der großen Kulturverbände ist die Forderung nach Aufstockung der Beiträge enorm. So drängen seit Jahren der Verband der Musikkapellen, der Künstlerbund, der Heimatpflegeverband, die Städtetheater und viele andere auf eine Erhöhung. Auch die vermehrte Unterstützung für Künstler und Kulturschaffende wäre dringend notwendig. Hier wäre ein solches Geld sehr gut investiert gewesen, weil es sehr vielen ehrenamtlich Tätigen im ganzen Lande zugutekäme. Deshalb haben sich mehrere Mitglieder des Kulturbeirates über diese Art von hoher Beitragsvergabe entrüstet gezeigt, auch weil für das Kulturbudget künftig sogar stärkere Kürzungen prophezeit werden! Wenn die Kronplatz AG wirklich ernsthaft Kultur betreiben möchte, dann sollte sie dieses geschenkte öffentliche Geld mit einem starken finanziellen Engagement im Sponsoring von kulturellen Initiativen und Kunstschaffenden langfristig wieder zurückgeben. Damit könnte durchaus etwas Interessantes entstehen.

Albert Willeit Mitglied im Kulturbeirat des Landes
6.10.2017

————————————————

Vom Brunecker Kultur-Bluff

Eine offene, zukunftsorientierte Kulturpolitik nutzt die Kreativität und die Innovationskraft ihrer Kulturschaffenden und ihrer kulturellen Einrichtungen, bindet sie ins öffentliche Leben ein und ermöglicht so breiten Schichten des Publikums Zugang zum künstlerischen Schaffen. Nicht so in Bruneck. Da werden Kulturleute ignoriert und übergangen, weil sich Politiker und Lobbyisten selbst „in Kultur“ profilieren wollen – es vielleicht sogar gut meinen – aber halt parteilich sind und meistens jemanden verpflichtet. Man darf ihnen nicht Böswilligkeit vorwerfen, vielleicht Kulturdefizit, sicher aber Desinteresse an Initiativen, die mehr sind als Fußballcamps und lukrative Effekthaschereien mit musealen Hintergrund als Kultur-Alibi.

Jede Kulturinitiative ist zu begrüßen, auch wenn sie nur der Tourismuswerbung dient. So wie das Hadid/Messner Museum am Kronplatz, ein architektonisches Juwel mit internationaler Ausstrahlung, das in bewundernswerter Weise von den Kronplatz-Betreibern finanziert wurde und auch gut läuft. Vielleicht hat man deswegen jetzt Blut geleckt und will am Kronplatz auch noch ein Bergfotografie Museum bauen. Was ja auch ok wäre, wenn es die späteren Nutznießer auch selbst finanzieren würden!

Wenn aber die öffentliche Hand tatsächlich 3 Millionen Euro mitfinanziert, ist das nicht Kulturvermittlung, sondern Zweckentfremdung von Steuergeldern und Respektlosigkeit gegenüber den Südtiroler Kulturschaffenden, die oft mit einem Trinkgeld überleben müssen. Es offenbart aber auch die Geringschätzung gegenüber der Bevölkerung, über deren Köpfe hinweg Politiker mit Kulturgeldern rein touristische Hot Spots bedienen, die de facto die Einheimischen ausgrenzen oder ihnen einen Museumsbesuch zumindest erschweren. Und dass ihnen dann auch noch einfällt, ein SVP-Faktotum aus Bozen für die Projektleitung zu engagieren statt Foto- und Museumsfachleute, ist willkommenes Futter für jene Internetstimmen, die jetzt schon von Vettern- und Freunderlwirtschaft im System Südtirol schreiben!

Klaus Gasperi

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Bruneck, Kommentare veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.