Bruneck: Zahme Fraktion

TZ, 21.01.2017

Zahme Fraktion

Die Fraktion Bruneck Stadt hat einen neuen Vorsitzenden: Karl Erlacher. Damit hat die Stadtverwaltung sich einen Partner geschaffen, der in der Frage der Zukunft von Bruneck Ost auf Linie ist.

von Silke Hinterwaldner

An und für sich hatte Walter Harpf einen klaren Wählerauftrag. Mit 336 Vorzugsstimmen bei der Wahl des neuen Fraktionsausschusses in Bruneck Stadt war der amtierende Präsident Ende November als klarer Sieger hervorgegangen. Es schien naheliegend, dass er eine weitere Verwaltungsperiode lang den Vorsitz führt.

Der Zweitgewählte, Karl Erlacher, ehemaliger Kommandant der Verkehrspolizei, hatte mit 171 nur rund die Hälfe der Stimmen bekommen. Aber er war wohl der Wunschkandidat der Stadtverwaltung und hat sich in der entscheidenden Abstimmung gegen Harpf durchgesetzt. Das geht so: Die fünf gewählten Mitglieder der Fraktionsverwaltung waren Donnerstagabend zur Abstimmung in das Rathaus gerufen worden. Karl Erlacher bekam drei Stimmen, Walter Harpf eine, ein Mitglied enthielt sich der Stimme.

„Das überrascht mich nicht“, sagt Harpf gar nicht verbittert, „jetzt hat die Fraktion Bruneck Stadt einen handzahmen Ausschuss. So sollte es sein.“

Hintergrund dieses politischen Postenschachers in einem an und für sich nicht besonders gewichtigen Gremium wie der Fraktionsverwaltung ist der Streit um die Zukunft des Stadtteils Bruneck Ost. Die Besitzverhältnisse gleichem dort einem Fleckerlteppich, einiges gehört der Gemeinde, anderes der Fraktion. Dabei darf man nicht vergessen, dass es sich bei beiden um öffentliche Verwaltungen handelt.

Aber bisher konnte man sich trotz vieler Bemühungen nicht einig werden. Die Gemeindeverwaltung sieht in Bruneck Ost die Notwendigkeit, Wohnungen zu errichten. Der ehemalige Fraktionspräsident Walter Harpf hat sich aber genau dagegen immer gewehrt. Sein Credo: Das frei werdende Areal soll eine große Naherholungszone werden.

Unterstützung bekam er dabei von 1.000 Anrainern, die eine dahingehende Petition unterzeichnet hatten. Und letzthin auch von der Plattform Pro Pustertal, die in einem offenen Brief ihre Bedürfnisse verschriftlichte. Zitat: „Je mehr öffentliches Grün vorhanden ist, desto höher ist die Lebensqualität in einer Stadt. Der Aufenthalt an einem fließenden Gewässer ist besonders erholsam.“

Der Brief ist adressiert an den Bürgermeister und  die Fraktionsverwaltung als Absender tritt der PPP-Ausschuss mit Elisabeth Mair, Gerhard Elzenbaumer, Christine Baumgartner und Hanspeter Niederkofler in Erscheinung. „Es ist gut verständlich“, heißt es im Brief weiter, „dass es neue Wohnbauzonen braucht und eine Verdichtung ist immer zu begrüßen. Jedoch nur im verbauten Gebiet – die restlichen Freiflächen müssen unbedingt erhalten werden, da es in Bruneck nur noch einige wenige gibt.“

Um eine Lösung in der Frage um die Zukunft von Bruneck Ost zu finden, hat man sich in den vergangenen Wochen auf einen Ideenwettbewerb verständigt. In den Augen von Walter Harpf aber sollte man sich dabei nicht auf die Errichtung von Wohnungen festlegen, sondern eben mehr Wert auf freie Grünflächen legen.

Wie geht es jetzt weiter? „Ich werde meinen Weg fortführen“, sagt Harpf. Aber mit Karl Erlacher und seiner Mehrheit im Fraktionsausschuss hat die Gemeinde jetzt einen weit weniger kratzbürstigen Partner eingesetzt.

 

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