Flughafen-Komplex

ryanlerch-Airplane-RoadsignMehr als für Luftfahrtexperten ist der Bozner Flughafen inzwischen wohl ein Fall für Psychologen. Die könnten vielleicht Erklärungen finden, weshalb man sich weiter auf ein Projekt versteift, das dermaßen schlechte Karten hat. Das Ansinnen ist schließlich nicht neu, den Flugbetrieb gibt es ja bereits und er hat in den letzten 20 Jahren keine Gelegenheit ausgelassen, seine Überflüssigkeit unter Beweis zu stellen. Aber man will‘s einfach nicht glauben.

Es ist einfach Zeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen: Südtirol muss nun einmal mit einigen schwerwiegenden Nachteilen leben, die nicht zu ändern sind.

Da wäre zum einen der sehr ungünstige Umstand, dass dieses Land mitten in Europa liegt, umgeben von zig Millionen Nachbarn, die schlicht nicht auf die Idee kommen, uns per Luft erreichen zu wollen. Wäre man z. B. eine Insel im Atlantik, so wäre das der Fliegerei sehr viel förderlicher. Auch wäre dann wohl leichter zu klären gewesen, wo man die Grenze platziert, aber das ist eine andere Geschichte. Das Schicksal wollte aber, dass Südtirol keine Insel ist, auch wenn man sich hier manchmal doch irgendwie auf einer wähnt.

Des weiteren ist dieses Land so beschaffen, dass ein großer Teil seiner Fläche durch Berglandschaft verbraucht wird. Da sind sich einfach keine paar Millionen Einwohner ausgegangen, die für das Befüllen von Flugzeugen einfach nützlich wären.

Dann nehmen sie auch in der nördlichen und südlichen Nachbarschaft einfach wenig Rücksicht auf uns und betreiben Flughäfen, die viel zu nahe liegen und viel zu viele Destinationen anbieten. Auch nicht hilfreich.

Nun könnte man ja die Tatsachen akzeptieren und sich um andere Fragen kümmern. Man übt sich aber weiter in Realitätsverweigerung. Das hat vielleicht mit dem Wort „Wirtschaft“ zu tun, das immer wieder auftaucht, wenn es für ein Projekt keine logische Begründung gibt. „Die Wirtschaft braucht das, von wegen dass sie sich entwickelt.“ Der „Wirtschaft“ darf man bekanntlich nicht widersprechen, sonst zürnt sie. Man darf ihr vor allem nicht mit Zahlen kommen, die das Resultat mathematischer Operationen sind, denn das wäre unsachlich. Man muss glauben. Wenn wir einen Flughafen haben, sind wir modern. Wenn hier irgendwelche Flieger starten und landen und Tickets gedruckt werden, auf denen BZO steht, wird alles gut und unser Leiden als benachteiligtes Territorium hat ein Ende. Das ist es, was uns immer gefehlt hat, wir wussten es nur nicht.

Schwer zu sagen, ob das therapierbar ist. Ein erster Schritt wäre jedenfalls ein Nein bei der Volksbefragung. Vielleicht fördert das ja den Mut zum Loslassen. Wir sollten es auf jeden Fall probieren.

05.06.2016
Hanspeter Niederkofler

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