Leserbrief Richard Clara: „Aufwertung“ unserer Naturparke

Ricard Clara, Al Plan de Mareo

Zur Zeit erfolgt gerade eine unglaubliche Eskalation der so genannten Aufwertungen unseres Natura 2000- und UNESCO-Naturparks.
Auf der Resciesa/Raschötz-Alm im Naturpark Puez Geisler wütete in letzter Zeit ein Bagger he­rum, mit dem Auftrag, die Wanderwege zu begradigen und auszuebnen, um – laut Aussage des Bürgermeisters von St. Ulrich – den Naturpark aufzuwerten. Einer späteren Asphaltierung dieser Wanderwege steht somit nichts mehr im Weg. Schließlich kann die Gemeinde ja nicht die Verantwortung für etwaige Stolperunfälle übernehmen.
Die Verschandelung und brutale Vergewaltigung der Natur durch den Bau der Resciesa-Standseilbahn in St. Ulrich hat wohl nicht gereicht!
Auch die Straße nach Antersasc stellt anscheinend eine wichtige Aufwertung der Alm und somit des Naturparks dar, so die Befürworter der Forststraße. Die Straße wird gebaut, auch wenn die beiden Pächter offen ausgesagt haben, dass sie die Straße nicht brauchen; sie und ihre Schafe gehen lieber zu Fuß. Doch derart primitive Hirten darf es in Zukunft nicht mehr geben. Sie müssen nach Antersasc fahren und nicht gehen, wäre ja noch schöner! Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert. Dass da oben kein Wasser für eine artgerechte Bewirtschaftung der Alm vorhanden ist, spielt keine Rolle. Mit der neuen Straße kann man jede Menge Mineralwasserflaschen (neben Wein und Bier) auf die Alm transportieren. Spaß beiseite, mit oder ohne Wasser ist die Bewirtschaftung der Antersasc-Alm mit Rindern laut Experten nicht rentabel. Trotzdem wird dafür eine der letzten naturbelassenen Oasen im Weltnaturerbe von der Provinz Bozen für immer zerstört.
Doch Spitzenreiter im Rennen um die beste Aufwertung eines Naturparks ist eindeutig der geplante Tunnel von Pederü nach Cortina im Naturpark Fanes- Sennes-Prags. Dieses Vorhaben wird nicht von irgendeinem Bauern, sondern von zwei Gemeinden und – man höre und staune – sogar vom Präsidenten des Führungsausschusses des Naturparks gefordert. Ja, sogar Landesrat Mussner soll sich positiv ausgedrückt und die entsprechende Finanzierung in Aussicht gestellt haben. Bleibt abzuwarten, was die UNESCO dazu sagt. Dass die Dresdener wegen einer Brücke aus der UNESCO hinausgeflogen sind, scheint unsere Politiker und Landesfunktionäre nicht sonderlich zu beeindrucken.
Wie vielen Dresdenern, die für die Brücke gestimmt haben, ist die UNESCO auch hierzulande manchem Politiker und Wirtschaftstreibenden ein Dorn im Auge.

08.09.2010
Richard Clara
Al Plan de Mareo

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