BA Bürgerliste zu Finanzierung Hockeystadion. GR 30.12.2015

Bericht TZ, 31.12.2015: Das Minimalprojekt

Entweder das Mega-Projekt für das neue Eisstadion in der Brunecker Schulzone  verkleinern oder eine Volksbefragung durchführen – so lautet die Forderung der Bürgerliste Bruneck.

von Silke Hinterwaldner

„Der Kompromiss liegt in einem Minimalprojekt“, sind Walter Huber, Claudia Renzler und Christina Niederkofler überzeugt. Die Räte der Bürgerliste Bruneck sprechen hier von einem Projekt, das die Stadt schon lange beschäftigt: dem Neubau des Eisstadions. In den vergangenen Jahren wurde immer stärker deutlich, dass das bestehende Stadion in der Stadt die Grenzen der Belastbarkeit erreicht hat. Die Zuschauer finden kaum noch Platz, es fehlen Parkmöglichkeiten, Trainingsmöglichkeiten und die Sicherheitsbestimmungen können längst nicht mehr eingehalten werden.

Was tun?

Nach vielen Diskussionen wurde 2013 plötzlich eine großzügige und überraschend schnelle Lösung auf den Tisch gelegt. In der Bruneck Schulzone soll ein rund 15 Millionen teures neues Eisstadion errichtet werden, das gleichzeitig als Tummelplatz für Kinder und Nachwuchstalente genutzt werden könnte. Die Eissportler sind begeistert. Damit werden viele ihrer Wünsche erfüllt.

Bleibt nur ein Problem: Wer soll das alles bezahlen? Der Finanzierungsplan der Gemeinde steht. Ein Großteil des Geldes fließt aus den Landeskassen nach Bruneck, aber immerhin noch 4,5 Millionen Euro muss die Gemeinde selbst beisteuern.

Das sei nicht machbar, meinen die Gemeinderäte der Bürgerliste. Sie legen jetzt ein stark verkleinertes Projekt vor und sagen: „Für uns als Bürgerliste können Projekte im Ausmaß der geplanten Eishalle von den Gemeindepolitikern nicht mehr verantwortet werden, außer es liegt die Zustimmung der Bevölkerung durch eine Volksbefragung vor.“

Ihr Minimalprojekt sieht vor: Streichung der zweiten Eisfläche und Streichung von 1.000 Sitzplätzen. „Wir sind überzeugt“, so  Walter Huber, Claudia Renzler und Christina Niederkofler, „dass sich das Eishallenprojekt zufriedenstellend auch in bescheidenerer Form verwirklicht lässt.“

Sie haben nun einen Beschlussantrag in der Gemeinde eingereicht, der genau darauf abzielt. Diesem Antrag haben sie eine ganze Reihe an Argumenten beigefügt, um zu untermauern, wie es tatsächlich um den Neubau des Eisstadions bestellt ist.

Teilt man die veranschlagten Kosten von insgesamt 15 Millionen Euro durch die Zahl der Privathaushalte der Gemeinde, ergeben sich rund 2.700 Euro je Haushalt, ohne Berücksichtigung der langfristigen Betriebs- und Instandhaltungskosten. Die Bürgerlistler meinen: „In einer Zeit, in der öffentliche Gelder für grundlegende Sozialleistungen, wie für Familien und Gesundheit gekürzt werden, sind derartige Freizeitpaläste nicht mehr zu verantworten.“

Außerdem mahnen sich an, dass die Finanzierung der neuen Eissportanlage von Beginn an umstritten war, da diesbezüglich unter dem ehemaligen Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler unter anderem der fragwürdige Raumordnungsvertrag „Aschgut-Dietenheim“ abgeschlossen wurde.  Bedenklich sei auch das vorgesehene Abzweigen von Schulbaugeldern  und die Generierung von 2,5 Millionen Euro aus dem Verkauf von Grundstücken am alten Eisstadion. Dabei geht es um die Umwidmung zur Bauzone von Flächen nahe dem Freibad, obwohl sich dort ideale Möglichkeiten zur Gestaltung eines großflächigen öffentlichen Freizeitareals für Bruneck anbieten würden. „Auswahl und  Umwidmungen zu Bauflächen“, meinen Huber, Renzler und Niederkofler, „sollten sich eigentlich nach Bedarf an Wohnfläche und Auswahl geeigneter Flächen richten und nicht zur Generierung von Finanzmitteln für den Bau eines Eisstadions getroffen werden.“

Als Argument führen sie auch die Entwicklungen im Eissport ganz allgemein ins Feld. Die Zahl der Mannschaften in der höchsten italienischen Liga ist gesunken und damit auch die Attraktivität für  Fans. Eine Aufwertung durch eine mögliche Teilnahme der Pusterer Eishockeymannschaft an der Ebel-Liga erscheint kaum finanzierbar, da dies ein stark erhöhtes Budget voraussetzt. Die Problematik der Finanzierung wurde etwa beim HC Bozen  deutlich.  Grundsätzlich aber gilt: Der lokale Eishockey- und Eislaufverein in Bruneck hat in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag geleistet und damit ein Recht auf eine funktionelle Eishalle. Nur: zu welchem Preis?

„Das Argument“, so die Bürgerlistler, „die Eishalle könne als Mehrzweckhalle dienen, geht bisher ins Leere. Es fehlt jede konkrete Angabe, mit welchen und wie vielen Veranstaltungen pro Jahr zusätzlich zu den Hockeyspielen gerechnet werden kann.“ Deshalb verlangen sie: Entweder das Projekt verkleinern oder eine Volksbefragung durchführen.

 

 

 

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