TFA: Herbert Dorfmann als Transitlobbyist

Es ist kaum zu glauben, dass es im Jahr 2015 noch immer Politiker gibt, die meinen, die bis zu 100%igen Überschreitungen der JahresMITTELgrenzwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit im Bereich der Stickstoffdioxide aus dem Straßenverkehr durch unsere engen Gebirgstäler nördlich wie südlich des Brennerpasses (gemessen an den Luftgütemessstellen in Kundl, Vomp, ärberbach, Klausen/Schrambach, Neumarkt etc.) würden durch bloße Ignoranz reduziert werden. Ebenso wie die hohen Lärmbelastungen aus dem Autobahn- und Eisenbahnverkehr.

Natürlich ist seine „Angst“ vor Maßnahmen zum „Schutz der Bevölkerung und der Wirtschaft“ verständlich, kommt doch bei näherer Betrachtung heraus, dass es vom Brenner abwärts Richtung Verona keine einzige Maßnahme gibt, die den Lkw-Transit reduzieren oder verdrängen würde, weil in all den Jahren seit 1989, in denen auf der Strecke Kufstein-Brenner immer wieder Schutzmaßnahmen verordnet wurden, im Süden nichts getan wurde (siehe Anhang und Beilage „Der Brenner als Umwegtransitkaiser“) – dafür ist politische Verantwortung zu übernehmen.

Und ganz besonders dreist und schon eher hinterhältig (einer guten alten Tiroler Tradition folgend ?) ist nur gar die Behauptung, dass diejenigen, die über Jahre hindurch Schutzmaßnahmen zumindest verbal und von ihren Schreibtischen aus gefordert haben und fordern – statt am Ort des Geschehens, auf der Brennerautobahn – nun diejenigen wären, die das verhindert hätten. Da sollte der gute Herr EU-Abgeordnete und SVP-Bezirksobmann des Eisacktales schon in den Spiegel schauen und sich bei der eigenen Nase nehmen: Es war und ist die SVP zusammen mit der Südtiroler Handelskammer, der Republik Italien und a bissele FERCAM, die seit mehr als 20 Jahren die volle Verantwortung dafür zu übernehmen haben, dass nichts getan wurde und dass die in Sonntagsreden gepriesene „Europaregion“ in der Transitfrage nicht einmal von Kufstein bis Salurn (!) eine Einheit „zum Schutz ihrer Bevölkerung und Wirtschaft“ zustande gebracht hat. Sie ist, und das ist eine Tragik der Sonderklasse, eine „politisch zerrissene Europaregion“, die nicht einmal heute imstande ist, das „Grundrecht auf Gesundheit“ in einer der sensibelsten alpinen Regionen außer Streit zu stellen und Seite an Seite Lärm- und Schadstoffbelastungen zu reduzieren. Eine weinerliche Diskussion nun über Tempo 90 oder fehlende Eisenbahnmaßnahmen anzuzetteln, ist daher nach Jahrzehnten der Kenntnis der Belastungen peinlich und absurd und der Versuche der Ablenkung von einer längst überfälligen politischen Entscheidung auch südlich des Brennerpasses:
Will man die Gesundheit und die Wirtschaft entlang der Brennerautobahn oder die freie Fahrt für die Transitlaster schützen? Wir im Norden haben diese Entscheidung vor Jahrzehnten getroffen, die Haltung im Süden schadet uns allen.

In Kürze werden wir daher wieder in gewohnter Bescheidenheit in den Transitring steigen – denn dort, wo die politischen Entscheidungsträger versagen, ist Bürgerengagement notwendig. Für uns selbst, für unsere Jungen und Alten, für unsere Einheimischen und Gäste.

Mit freundlichen Grüßen verbleibt
für den Vorstand des Transitforum Austria-Tirol
Ihr Fritz Gurgiser, Obmann

21.08.2015

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