„Gesundheitsregion Alpen“: Pustertalkliniken als Anbietergemeinschaft?

Katharina Walter Medien und Kommunikation, D-Unterwössen, 08.12.2014 – In Deutschland herrscht in der Krankenhausversorgung ein Dreiecksver-hältnis: Autonome Klinikbetreiber, finanzierende Kassenkonzerne, dirigierende Staatsbürokratien. Als dann in den 1990er Jahren nicht mehr die in jedem Krankenhaus notwendigen Kostenerstattungen zwischen Krankenhäusern und Kassen ausgehandelt wurden, sondern der Staat ein „Basta“-Budget festlegte, startete ein immer schärferer Konkurrenzkampf zwischen den Krankenhäusern um dieses Budget. Durch die Einführung von Festpreisen für alle Leistungen unabhängig von Standort, Arbeitsteilung etc. verschärfte sich der Konkurrenzkampf noch einmal.

Um hier neue Spielräume für die einzelnen Krankenhäuser zu schaffen wurde die Strategie „Patientenimport“ bzw. „Therapiexport“ entwickelt. Es ging darum, eigene Umsätze außerhalb der Strangulation durch die Kassen und den Staat zu generieren. Die deutschen Krankenhäuser orientierten sich in diesen Jahren in wenigen Jahren auf den bis dahin vollkommen übersehenen europäischen und globalen Krankenhaus-„Markt“. Zunächst alleinführend erstellte die Studiengruppe für Sozialforschung e.V. (Direktor: Prof. Goeschel) in wenigen Jahren Grundlagenuntersuchungen zur Krankenversorgung in Afrika, China, Nord- und Südeuropa, Russland und Vereinigte Staaten. Die Krankenhausversorgung Italiens wurden besonders intensiv analysiert.

Es zeigte sich sehr bald, dass einzelne Akutkrankenhäuser oder Rehakliniken alleine den Aufwand für die Erschließung externer Märkte nicht leisten konnten. Demgemäß fanden im Yachthotel Prien am bayerischen Chiemsee zwei Kliniktreffen zum Patientenimport in diesen Jahren statt und später folgten Spezialtreffen zum Afrikamarkt in Frankfurt a.Main und zum Russlandmarkt in Berlin. Zur Krankenhausversorgung in Italien fanden Ende der 1990er Jahre allein drei Konferenzen am Gardasee statt.

Aus diesen italienisch-deutschen Krankenhauskonferenzen entstand das Konzept „Gesundheitsregion Alpen“. Deutsche und italienische Akutkrankenhäuser und Rehakliniken vor allem aus Süddeutschland und Oberitalien sollten nach diesem Konzept gemeinsame Behandlungsangebote im europäischen und globalen Krankenhaus-„Markt“ anbieten. Besonders engagiert waren hier die Kliniken des Kreises Lörrach, die eine Zusammenarbeit mit Kliniken in Mailand starteten oder das im „Forum Bruneck“
schon dargestellte Ospedale Malcesine.

Nun bietet die politisch verursachte Klinikenkrise im Pustertal die Chance, für die Pustertalkliniken eine gemeinwirtschaftliche Anbietergemeinschaft für geeignete Leistungen außerhalb des engeren Sanitätsbetriebes zu etablieren.

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