Patientenimport Gardasee: Vorbild für das Pustertal?

Katharina Walter, Medien und Kommunikation, D-83246 Unterwössen

Schon Ende der 1990er Jahre wurde in der Gardaseeregion ein mehrjähriges Projekt zur Stabilisierung und Innovation der dortigen Krankenhäuser und Kliniken gestartet. Initiatoren waren der deutsche Krankenhausentwickler Prof. Albrecht Goeschel (Marquartstein) und der Trentiner Objektvermittler Werner Rieger (Tenno). Hauptanliegen war damals eine italienisch-deutsche Kooperation auf den Gebieten Akutbehandlung, Rehabehandlung, Altenpflege und Pflegeurlaub an Standorten rund um den Gardesee. Außerdem wurde geprüft, ob neue und zusätzliche medizinisch-therapeutische Fachgebiete wie Männerheilkunde, Augenpsychotherapie etc. am Gardasee gestartet werden könnten.

Hintergrund war eine in diesen Jahren rege Debatte über „Patientenimport“. In der deutschen Krankenhauspolitik wurde diskutiert, ob und wie durch gezielte Behandlungsangebote in Mangel- und Wartelistenländern, insbesondere in Osteuropa, die angeblichen Krankenhausüberkapazitäten in Deutschland sinnvoll auslastet werden könnten. Dieses Konzept wurde vor allem von Prof. Goeschel forciert und in der Wirtschaftspresse publiziert.

Soweit es das Gardasee-Projekt betraf, wurden zur Begleitung eine Reihe von italienisch-deutschen Krankenhauskonferenzen in Riva del Garda veranstaltet. Zwischen geeigneten Privatkliniken, Kurkliniken und Pflegeheimen rund um den Gardasee und Krankenhäusern, Kliniken und Pflegeheimen aus Deutschland wurden eine Vielzahl von Arbeitstreffen abgehalten, an denen häufig auch die Gesundheitsbetriebe der für den Gardasee zuständigen drei Provinzen beteiligt waren. Dabei wurde strikt darauf geachtet, internationale Klinikkonzerne aus dem Projekt fernzuhalten.

Für das Pustertal ist dabei das unter der Leitung von Prof. Goeschel für das Ospedale Malcesine entwickelte Zukunftskonzept von besonderem Interesse: Ursprünglich wollte die Regione Veneto das Ospedale Malcesine aufgeben. In Zusammenarbeit der Azienda ULSS 22 Regione Veneto mit dem dortigen Direktor Dr. Michele Benamati und der Studiengruppe für Sozialforschung e.V. mit ihrem Direktor Prof. Albrecht Goeschel wurde dann als Alternative zur Schließung des Ospedale eine neue Konzeption entwickelt. Hierbei sollten Grundversorgung für die Bevölkerung und Patientenimport kombiniert werden. Ausgehend von den hauptsächlichen Touristengruppen am Gardasee, d.h. Deutschen, Briten und US-Amerikanern und deren unterschiedlichen Alters-, Einkommens- und Saisonstrukturen wurde ein geeignetes Behandlungsangebot für ausländische Patientinnen und Patienten entwickelt. Mit diesem sollten zusätzliche Einnahmen für das Ospedale erwirtschaftet werden.

Der Haupterfolg des Projektes liegt im gelungenen Erhalt des Ospedale.

17.11.2014

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