Sofortmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung entlang der gesamten Brennerachse

Offener Brief an den Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher und den Landtagspräsidenten Dr. Thomas Widmann

Am 27.06.2014 hat Prof. Dr. Peter Lercher (Medizinische Universität Innsbruck) seine sehr umfangreiche Gesundheitsstudie (Public Health) uns BürgerInnen in Sterzing vorgestellt; diese wurde im Rahmen der Umweltverträglichkeitsstudie zum Bau des Brenner-Basis-Tunnels 2006/2007 verfasst und uns bisher vorenthalten. Anschließend wies Claudio Campedelli (Komitee Kein-BBT aus Bozen) an Hand verschiedenster Daten auf die aktuellen Probleme hin, die durch den Verkehr auf der Autobahn und den Zugverkehr in Südtirol verursacht werden.

Aus beiden Vorträgen ging klar hervor, dass: a) die bestehenden Lärm- und Schadstoffbelastungen die Lebensqualität beeinträchtigen und Gesundheitsschäden hervorrufen; b) die Belastungen nur durch wirkungsvolle Sofortmaßnahmen reduziert werden können.

Ab 01.01.2015 wird laut EU-Bestimmungen (Nr. 2008/50/CE – I: GvD Nr. 155/2010) die Überschreitung bestimmter Schadstoffemissionen auf der Brenner-Autobahn A22 mit Geldstrafen geahndet. Von Seiten der Politik wurden bis heute zur Verringerung derselben keine konkreten Maßnahmen ergriffen. Wir BürgerInnen weigern uns, mit unseren Steuergeldern Strafen an die Europäische Gemeinschaft für diese Unterlassung von Seiten der politischen Verantwortungsträger zu zahlen.

Deshalb fordern wir Sie als unseren Landeshauptmann und Landtagspräsidenten auf, mit den ca. 500 Millionen Euro aus der Querfinanzierung durch die Brenner Autobahn A22, dringende Sofortmaßnahmen einzuleiten, die bereits allen hinlänglich bekannt sind und die diese Probleme angehen, ohne sie um Jahrzehnte und ohne Lösungsgarantie bis zur Fertigstellung dieses Bauwerks zu verschieben:

  • Die Mautgebühren aller Alpen-Übergänge sind anzugleichen, denn dann fällt der ganze „Umwegtransit“ über den Brenner (ca. 30 % aller LKW) weg.
  • Das „sektorale LKW-Fahrverbot“ ist entlang der gesamten Strecke wieder einzuführen (nur lebensnotwendige, leicht verderbliche und besonders dringliche Güter dürfen per LKW auf der Autobahn verkehren), der Rest wird auf die bestehende Brenner-Eisenbahnlinie (Ro-La) verlagert, deren große Restkapazität so besser ausgenützt wird.
  • Das LKW-Nachtfahrverbot und zusätzliche Geschwindigkeitsbegrenzungen werden auf der gesamten Strecke eingeführt sowie ein intensives Kontrollprogramm des LKW-Gütertransitverkehrs durchgeführt.
  • Letztlich sollen unsere Steuergelder für die Erneuerung der bestehenden Eisenbahn über den Brenner eingesetzt werden (modernes Rollmaterial, Flüster-Scheibenbremsen, Radschallabsorber, Lärmschutzwände u. dgl.), um die Lärmbelastungen in kurzer Zeit und mit geringem Aufwand stark zu reduzieren.

Auch wir BürgerInnen werden mithelfen, durch unser Konsumverhalten den unnützen Hin- und Her-Transport von Waren zu reduzieren, indem wir regionale Produkte bevorzugen und uns mit regionalem Anbau und Strukturen wieder mehr um unser Wohlbefinden kümmern.

Das Brenner-Basis-Tunnel-Projekt weist zu viele Ungereimtheiten auf und wir BürgerInnen sind sehr besorgt um unsere Gesundheit, um unsere Umwelt, um unsere Zukunft.

Wir erwarten uns deshalb, dass die angeführten Maßnahmen, von denen ja bereits im Dokument „MONITRAF“ die Rede ist (von der Landesregierung am 23.01.2008 mit-unterzeichnet), nun nach so vielen Jahren endlich aufgegriffen und verwirklicht werden. Auch im „Brenner-Memorandum“, das 2006 von Österreichern, Südtirolern und Gruppen aus dem Trentino unterzeichnet wurde, ging es immer um die gleichen Forderungen.

In Vertretung vieler BürgerInnen entlang der Brennertrasse:

Arbeitsgemeinschaft Lebenswertes Unterland
Heimatpflegeverband Südtirol
Verbraucherzentrale Südtirol
Dachverband für Natur-und Umweltschutz
Alpenverein Sektion Unterland

18.08.2014

Unterschriftenliste zum Ausdrucken (Listen können beim Dachverband für Natur- und Umweltschutz abgegeben werden)

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