PPP und „Puschtra“- Reportage Klosterwald

Sehr geehrtes Propustertal-Team,

ich arbeite derzeit an einer Reportage für den „Puschtra“ zum Thema Einfahrt ins Gadertal (Klosterwald-Variante), die ja mit 2015 ausgeschrieben werden soll.
Zu diesem Zweck hätte ich einige Fragen an Sie:

– Was genau ist die Plattform Pro Pustertal? Was sind ihre Ziele und wer steht dahinter?
– Sie haben die Klosterwald-Variante immer stark kritisiert: Was sind die zentralen Kriterien der Plattform Pro Pustertal gegen die Klosterwald-Variante?
– Wie kann das Pustertal bzw. vor allem St. Lorenzen (da das Dorf den Zugang zum Gadertal bildet) das stärkere Verkehrsaufkommen bewältigen? Welche Alternativen gibt es?
– Was würde die Einfahrt Ihrer Meinung nach für das Dorf bedeuten?

Vielleicht können Sie mir einfach kurz Ihre Meinung zu den oben gestellten Fragen zuschicken. Nachdem bereits zu Beginn nächster Woche Redaktionsschluss ist, ist mein Zeitrahmen leider etwas eng.

Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen!

Mit freundlichen Grüßen
Marita Gasteiger

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Untenstehend die vollinhaltliche PPP-Stellungnahme zur Klosterwaldvariante (für „Puschtra“, 30.07.2014)

Wir haben natürlich absolut Verständnis dafür, dass die Anrainer der Gadertaler Straße in Pflaurenz und im Westen St. Lorenzens eine Entlastung vom Verkehr wollen. Die sog. Klosterwaldvariante können wir aber nicht gutheißen, weil sowohl der finanzielle Aufwand als auch die landschaftlichen Auswirkungen in keinem Verhältnis zur Problematik stehen.

Die Gadertaler Straße weist im Vergleich zur Pustertaler Straße weniger als die Hälfte des Verkehrs auf, einen geringen Schwerverkehrsanteil, wenig Nachtverkehr und keinen Transitverkehr (siehe Daten unten). Für die Einhaltung der Geschwindigkeitsbeschränkung kann gesorgt werden, wenn der politische Wille vorhanden ist. Die Belastung stellt niemand in Abrede, aber es gibt im Land eine Reihe von Straßenabschnitten, auf denen wesentlich mehr Einwohner betroffen sind und die keine Aussicht auf Entlastung durch Umfahrungen oder ähnliches haben. Wenn angesichts knapper werdender Mittel nach Priorität vorgegangen werden soll und wenn die Kriterien die betroffene Bevölkerung, das Ausmaß der Belastung und die Kosten sind, so kann die Gadertaler Einfahrt nicht als vorrangiges Projekt angesehen werden. Tunnel, Brücke und zwei überzogene Kreuzungsbauwerke an diesem landschaftlich und historisch hoch sensiblen Ort bei Kosten von mindestens 40 Millionen Euro sind für uns nicht zu rechtfertigen.

Die aktuelle, großflächig ausgebaute Kreuzung an der Gadertaler Brücke ist in der Lage, den normalen Verkehr zu bewältigen, auch weil in dem Bereich niedrige Geschwindigkeiten gefahren werden. Der wirklich kritische Verkehr beschränkt sich auf einzelne Tage in der touristischen Hochsaison, und diesen Verkehr kann auch das vorgesehene Kreuzungsbauwerk nicht reibungslos bewältigen. Problematisch sind dabei außerdem die Zufahrt durch den Tunnel, die unterirdischen Einfahrtsschleifen und die Positionierung der Kreuzung mitten in einer Geraden, auf der der Verkehr mit hoher Geschwindigkeit abläuft.

Eine denkbare Alternative ist eine Variante im Bereich Tobl/Krafwerk Kniepass, die allerdings nie ernsthaft in Betracht gezogen wurde. Auch diese ist aufwändig, aber landschaftlich weniger problematisch und sie verläuft in Richtung des „kritischen“ Verkehrs zu den touristischen Stoßzeiten. Wenn auf Schnellstraßencharakter verzichtet wird, sollte hier eine vernünftige Trassierung möglich sein.

Insgesamt treten wir für eine Nachdenkpause ein. Die Gadertaler Straße ist großzügig ausgebaut und beschleunigt worden, die häufigen Schließungen wegen Steinschlags gehören der Vergangenheit an. Die Einfahrt in die Pustertaler Straße kann nicht mehr als vordringliches Problem gesehen werden.

Verkehrsdaten (Jahr 2013, ASTAT):

Zählstelle St. Lorenzen (zwischen Ausfahrt Bruneck West und Gadertaler Brücke):
Durchschnittlicher Tagesverkehr (DTV) 18.416 Fahrzeuge, Schwerverkehr 1.593 (9% des Gesamtverkehrs), Nachtverkehr (19h-7h) 2.445 (13%)

Zählstelle Montal:
DTV 7.277, Schwerverkehr 434 (6%), Nachtverkehr 819 (11%)

Die Plattform Pro Pustertal besteht seit 2002, ist seit 2003 als gemeinnütziger Verein eingetragen und setzt sich in erster Linie für Umwelt und Lebensqualität ein, Schwerpunkte in diesen Jahren waren Verkehrsfragen und Landschaftsschutz.

 

Mit freundlichen Grüßen
Hanspeter Niederkofler
Vorstandsmitglied Plattform Pro Pustertal

 

 

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4 Antworten auf PPP und „Puschtra“- Reportage Klosterwald

  1. forumonline sagt:

    dabei bekommen jene, die offenbar lieber befreundeten Ingenieuren, Planungsbüros und Baufirmen lukrative Aufträge zuschanzen, schon seit Jahren von den eigenen Fachleuten und Ämtern vorgerechnet, welch erdrückende Folgekosten jeder Tunnel hat. Nach spätestens 10 Jahren müssen alle tunnelinternen Infrastrukturen erneuert werden! Aber das ist dann nicht mehr das Problem der heutigen Macher. Verantwortung sieht anders aus!

    Walter Harpf

  2. forumonline sagt:

    Liebe PPP,
    viele sind immer noch im Neo Paläolithikum und halten den Autoverkehr für ein nicht kontrolliebares Ungeheuer. Im 21. Jahrhundert soll man ihn beherrschen und ihm nicht immer noch die Natur zum Fraß vorwerfen und sich dann wundern, dass er noch stärker wird. Signalisierung und Information sind angesagt, nicht Bagger. Sonst lernen es die Autofahrer nie.

    Liebe Grüße
    Hermann Knoflacher

  3. forum sagt:

    Es ist immer dasselbe Spielchen: Sollte man in Südtirol tatsächlich noch ein
    schönes Plätzchen mit einem wunderschönen Parade – Ensemble wie die
    Sonnenburg vorfinden, muss man davon ausgehen, dass es schon bald verbaut
    sein wird. Weitere Beispiele gefällig: In unmittelbarer Umgebung will die
    Stadt Bruneck auf der sogenannten ,,Schlosswiese“ eine große Tiefgarage
    bauen. Auch dort ist ein wunderschönes Plätzchen, das landschaftlich –
    historischen Wert besitzt. Geht es nach der SVP-Mehrheitspartei werden beide
    Ensemble zubetoniert!
    Beton und Verbauung auch beim Aschgut in Dietenheim, dort sogar zum Vorteil
    eines SVP – Parteifunktionärs! Doch solange die Leute dieser Mehrheitspartei
    immer noch das Vertrauen aussprechen und vom Brunecker ,,Keschtnbroter“ bis
    zur Hausfrau jede Menge Unterstützer finden, wird sich auch nichts ändern!
    Deshalb entpuppt sich auch der Leitspruch anlässlich der Brunecker SVP –
    Gemeinderatswahlen von 2014, als sehr unglaubwürdig:
    Zitat:
    ,,Natur und Landschaft sind unsere natürlichen Reichtümer. Daher gilt es
    sparsamer mit Kulturgründen umzugehen. Verdichtungen bestehender Verbauungen
    sollen angestrebt werden. Naherholungszonen, Spazier – und Wanderwege,
    innerstädtische Grünflächen und Aufwertung der Dorfkerne gehören zum
    Programm.“
    Wer’s glaubt wird selig!

    michl burger

  4. forumonline sagt:

    und wenn die gesamte Gegend zerstört ist, nützt es halt auch wenig, wenn sich alle die Augen reiben und maulen: „was waren denn da für Vollidioten am Werk!?“

    Walter Harpf