Arge Stop Transit: PM Plöckentunnel

Auch ein Plöckenscheiteltunnel heizt den Transit-Verkehr durch Osttirol an (auch er schaltet alle transithemmenden Spitzkehren auf österreichischer und italienischer Seite aus)

Was die Bürgerinitiativen schon längst vermutet hatten, geht es bei dem vom Matreier Bürgermeister Andreas Köll wiederaufgewärmten Projekt eines Plöckentunnels vorwiegend darum, den Verkehr auf der Felbertauernstraße und damit die stagnierenden Mauteinnahmen und die Gewinne der Felbertauernstraßen AG und der an ihrem Tropf hängenden Osttirol Invest AG zu erhöhen. Köll ist erst kürzlich wieder als Aufsichtsratsmiglied der AG bestätigt worden. Dass Köll und Co. als Folge des Baus eines Plöckentunnels mit deutlich mehr Durchzugsverkehr in Osttirol und im Bereich Kitzbühel rechnen, geht aus der in der gleichen Pressekonferenz betonten Notwendigkeit einer Umfahrung für Lienz und Kitzbühel hervor. Köll glaubt, die Kosten für den Tunnel in der Höhe von 80-100 Millionen Euro durch eine Straßengesellschaft a la Felbertauernstraße AG aufbringen zu können. Auf die extrem kostenintensiven Folgeinvestitionen, wie z.B. auf die Baukosten für die Nordrampe zum Tunnel (ca. 30 Millionen Euro), dem unvermeidlichen Bau einer Umfahrung für Kötschach-Mauthen und dem Ausbau des Gailbergs sowie den Umfahrungen für Lienz und Kitzbühel wird nur, wenn überhaupt, am Rande eingegangen.

Für Köll, den Lienzer Vbgm. Pargger & Co ist offenbar kein Thema, dass Lienz Luftsanierungsgebiet nach Immissionsschutzgesetz Luft (Stickstoffdioxid und Feinstaub ist) und dass durch den zu erwartenden Mehrverkehr auch die Luft im Lienzer Talboden, vor allem bei den häufigen Inversionslagen im Winter nicht besser sondern deutlich schlechter werden würde. In seinem Statusbericht zur NO2-Belastung in Lienz verweist das Umweltbundesamt darauf, dass eine Umfahrung von Lienz keine Lösung für die Luftbelastung bringen würde:

Eine bloße räumliche Verlagerung des Verkehrs ist kritisch zu betrachten und hinterfragen, da eine Umfahrung bekanntermaßen zu keiner Verringerung des Verkehrs führt; das bloße Abrücken der Linienquellemission von der Messstelle stellt aus immissions-fachlicher Sicht keine kausale Entlastung des Raumes dar. (1)

Beim besonders gesundheitsgefährlichen Feinststaub PM2,5, der nicht nur den straßennahen Bereich betrifft, wurde im letzten Jahr an der Messstelle in Lienz (14,6 Mikrogramm/m3) höhere Belastungswerte gemessen als im Zentrum von Innsbruck (14,4 Mikrogramm/m3 Luft) und nur geringfügig niedrigere als im autobahnnahen Brixlegg (empfohlener Richtwert der Weltgesundheitsorganisation 10 Mikrogramm/m3)

Dass durch einen Scheiteltunnel kein Transitverkehr angelockt würde, ist eine reine Beruhigungspille von Köll&Co, um die Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erhöhen. Bei der Diskussionssendung „Streitkultur“ von ORF Kärnten am 7.April 2014 bekräftigte der derzeitige Kärntner Landesstraßenbaureferent Gerhard Köfer, dass er trotz allfälliger Bemautung Transitverkehr durch diesen Tunnel nicht ausschließen könne und bestätigte damit die eindringlichen Warnungen seines Amtsvorgängers, dass auch durch den Scheiteltunnel eine neue Transitroute geschaffen werde (2).

Ein Plöckentunnel in jeder Form ist wegen seiner transitanheizenden Wirkung kontraproduktiv, nicht nur wegen seiner negativen Auswirkungen (Lärm, Abgase) auf Umwelt, Gesundheit und der Lebensqualität der Osttiroler Bevölkerung (80 % der Bevölkerung leben in den hauptbetroffenen Tälern Lienzer Becken, Isel- und Pustertal) sondern kontraproduktiv auch hinsichtlich des beim Vordenkerprozess betonten Prinzips
der Nachhaltigkeit für den Tourismus in Osttirol.

Osttirol ist zu schade, um es den privatwirtschaftlichen Interessen der Felbertauernstraße AG und OIG und ihrer Repräsentanten zu opfern.

Mit freundlichen Grüßen

Arge Stop Transit
Bereich Kärnten, Ost- und Südtirol Lienz
01-07-2014

(1) Umweltbundesamt: Statuserhebung betreffend NO2-Grenzwertüberschreitung in Lienz/Amlacherkreuzung (gem. Immissionsschutzgesetz Luft, BGBl. I 1997/115 i.d.g.F.)
(2) siehe Protokolle der Landtagssitzungen von 2005 und 2010

Dieser Beitrag wurde unter Pressemitteilungen abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.