BBT: Wer ist verantwortlich für die garantierte Verlagerung?

Dachverband für Natur- und Umweltschutz, 28.05.2014 – BBT/Verlagerung – Bei der heutigen Vorstellung der Public Health Studie zum BBT wies der Leiter der Beobachtungsstelle darauf hin, dass es nicht die Aufgabe der BBT SE als baubeauftragende Gesellschaft sei, die Verlagerung zu garantieren, sondern dass dies alleinig Aufgabe der Politik sei. Was hat die Südtiroler Politik bis dato in Bozen, Rom und Brüssel getan, um die Verlagerung verbindlich zu verankern. Und was gedenkt sie in Zukunft noch zu tun. Denn laut Aussagen bei der heutigen Präsentation ist die Verlagerung keineswegs garantiert.

Heute wurde im BBT-Infopoint unter Beisein von Studienleiter Dr. Lercher die unlängst veröffentlichte und viel diskutierte Public Health Studie der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Zuge der Vorstellung wurden auch grundlegendere Aspekte der Sinnhaftigkeit sowie der Nutzung des BBT angesprochen.
So wurde berichtet, dass im Unterinntal in den Nachtstunden der Güterverkehr von der Bestandsstrecke in die Unterflurstrecke verlegt wird. Dies wäre auch ein erstrebenswertes Szenario für den BBT, sobald dieser fertig gestellt ist. Hier stellt sich aber ganz klar die Frage, was dann mit den Güterzügen unter Tags passiert? Müssen diese weiterhin auf der Bestandsstrecke durch das Eisack- und Wipptal klappern und lärmen, weil der Mischverkehr (Güter und Personen) doch nicht so gut funktioniert, wie immer wieder prognostiziert. Gibt es dann überhaupt eine Entlastung, da nachweislich das überalterte Rollmaterial der Güterzüge für die hohe Lärmbelastung verantwortlich ist?

Auf die Frage einer garantierten Verlagerung antwortete der Leiter des BBT-Infopoint, dass dies nicht Aufgabe der BBT SE sei, sondern ganz klar die Aufgabe der Politik. Eine Garantie der Verlagerung gäbe es derzeit noch nicht. Andererseits begründet man den Bau des BBT immer wieder mit der Entlastung der Menschen entlang der Brennerlinie durch die Verlagerung des Güterverkehrs von Autobahn und Bestandsstrecke in den neuen Tunnel. Daher stellt sich hier unmittelbar die Frage, was unsere zuständigen Politiker in den letzten beiden Jahrzehnten – so lange wird bereits über das Projekt BBT diskutiert – in Bozen, Rom und Brüssel getan haben, um eine Verlagerung verbindlich zu erreichen? Was gedenkt denn die Politik in den nächsten Jahren zu unternehmen, um die Verlagerung zu garantieren? Dabei ist einerseits die Verlagerung von der Straße auf die Schiene zu verstehen, andererseits natürlich auch, dass der belastende Güterverkehr rund um die Uhr von der Bestandsstrecke verschwindet und komplett in den Tunnel verlegt wird.
Hier erwarten wir uns konkrete Antworten von den neu gewählten Vertretern in der Landesregierung, den neu gewählten Vertretern in Rom und nicht zuletzt dem neu gewählten Vertreter in Brüssel.

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2 Antworten auf BBT: Wer ist verantwortlich für die garantierte Verlagerung?

  1. Edith sagt:

    Am 17. April 2007 war im Stadttheater in Sterzing ein Vortrag von Prof. Hermann Knoflacher zum Thema BBT. Anschließend gab es zahlreiche Publikumsfragen. Hier einige Statements von Prof. Knoflacher, zuerst auf die Stellungsnahme von Landesrat Dr. Florian Mussner, nach dem der BBT unter anderem auch wichtig sei, um den Feinstaub zu bekämpfen und um eine Verlagerung herbeizuführen und dann auf zwei Fragen (auszugsweise) aus dem Publikum:
    Prof. Knoflacher: Was mich wundert, wie können Sie den Feinstaub in Zusammenhang mit dem BBT bringen? Das ist meiner Meinung nach außerhalb der Gesetze und des Universums. Und zwar deshalb, weil für den Bau des BBT, durch den LKW-Verkehr und die Bautätigkeit wesentlich mehr Feinstaub erzeugt wird und sich freisetzt, als Sie jemals durch den BBT einsparen können.
    Ich bin erschüttert, muss ich ehrlich sagen, über diese Zusammenhänge Feinstaub-BBT. Das hätte ich in meiner wildesten Fantasie nicht gedacht, und ich habe eine wilde Fantasie.

    Frage aus dem Publikum: Warum bringt der BBT nicht die behauptete Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene?
    Prof. Knoflacher: Der BBT wird außer in diesen Wunschvorstellungen, die in den BBT-Prognosen stattfinden, keine Verlagerung bringen, weil die verkehrspolitischen Rahmenbedingungen nicht vorhanden sind. Bevor es nicht gelingt, wirksame verkehrspolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, braucht man an den BBT nicht zu denken. Das ist wie ein Brief an das Christkind.

    Frage aus dem Publikum: Stimmt es, dass durch die Tunnelbauarbeiten der Wasserhaushalt gefährdet ist?
    Prof. Knoflacher: Ja, wenn man in den Fels hineingeht, kann viel passieren, vor allem mit dem Wasser. Der Probestollen am Semmering-Basistunnel, das ist ein Kalkgebirge, hat den Haushalt des Wassers um 120 Meter gesenkt. Sie können sich vorstellen, was da passiert ist. Durch den Probestollen allein ist das Grundwasser heute 120 Meter tiefer. Da verändert sich natürlich der ganze Wasserhaushalt. Bitte passen Sie auf jeden Tropfen Wasser auf, damit er Ihnen nicht entzogen wird, wodurch auch immer! Und das ist eine der übelsten Geschichten, die stattfindet, sozusagen unten ein Loch hineinbohren und die Leute im Trockenen sitzen zu lassen.

    2014, sieben Jahre danach: Niemand spricht bzw. schreibt über das Problem Wasser, über die Verlagerung rätselt man und um die Verminderung von Feinstaub in den Bann zu kriegen, braucht es einen sündteuren Basistunnel, der tausend mehr Nachteile als Vorteile bringt. Wichtig ist es, den Bürger dumm zu halten, denn ein uninformierter Bürger stellt für die Gewinner des BBT, die Banken und die Bauindustrie, Funktionäre und Konzern verpflichtete Politiker, keine Gefahr dar. Die Verlierer sind schnell ausgemacht: Es sind die Bürger, die die Schuldenlast abtragen müssen. Das gute Geld ist weg und es fehlt natürlicherweise anderswo. Es sind auch die Bewohner entlang der Brennerroute, weil diese müssen 20 Jahre mit dem Märchen leben, dass der BBT die Lösung bringt.
    Eines ist so gut wie sicher: Es wird ein böses Erwachen geben!

  2. forum sagt:

    Fragen zum BBT:

    ,,Wenn die Verlagerung des Transitverkehrs nicht garantiert ist“, dann macht der sündteure BBT wohl keinen Sinn! Ich persönlich frage mich schon lange, für wen und für wessen Zweckbestimmung bauen wir eigentlich den BBT? Wer wird jemals für diese gigantische Baukosten aufkommen? Ist der BBT tatsächlich das Allheilmittel gegen den ausufernden Verkehr?
    Wie hoch werden die Folge – und Instandhaltungskosten des BBTsein? Was passiert mit den Zulaufstrecken und warum wurden diese noch gar nicht einmal geplant?
    Fragen über Fragen auf denen die Politik und die Verantwortlichen noch nie eine plausible Antwort geben konnten. Vieles ist untransparent und nicht nachvollziehbar, man handelt wohl unter dem Motto: Wenn der Verkehr in den Berg verlagert wird, dann sieht man nichts mehr, hört man nichts mehr und alle Verkehrsprobleme sind somit gelöst.

    10 Einwände gegen den Bau des BBT.

    1.Gigantische Baukosten, die ständig ansteigen
    2.Die öffentliche Verschuldung der EU -Staaten nimmt durch den Bau von Großprojekten noch mehr zu
    3.Der BBT schafft kaum Arbeitsplätze, da nur computergesteuerte Bohrmaschinen zum Einsatz kommen
    4.Enorme Umweltschäden, die irreversibel sind
    5.Transitverkehr kann nicht grenzenlos zunehmen, es braucht Steuerungsmethoden
    6.Restkapazitäten bei der bestehenden Brennereisenbahn
    7.Italien darf kein Korridor für den Güterverkehr werden
    8.Die Profiteure sind die Banken und die politisch -wirtschaftlichen Baukonzerne auf nationaler wie lokaler Ebene
    9.Alternativen anstreben
    10.Noch mehr Tunnels und Straßen erzeugen noch mehr Verkehr. Konsum und Produktion ändern

    Angesichts all dieser Tatsachen hätte die Bevölkerung ein Recht zu wissen für wen der BBT gebaut wird und ob auch tatsächlich ein Nutzen für die Allgemeinheit besteht!

    michl burger