Andreas-Hofer-Straße: Die vergessene Schmiede

Neue Südtiroler Tageszeitung, 11./12.01.2014 – von Silke Hinterwaldner

Irmgard Kootsch kam aus Hamburg. Sie hat im Februar 1938 Felix Crepaz während ihres in Südtirol verbrachten Winterurlaubs kennengelernt. Im Oktober 1940 haben die beiden dann in Innsbruck geheiratet. So kam Irmgard Kootsch nach Bruneck in das alte Haus der Garage Crepaz in der Andreas-Hofer-Straße.

Felix Crepaz hat dort die mechanische Reparatur -Werkstätte und die von seinem Vater übernommenen Schmiedebetrieb geführt. ,,Trotz aller Widrigkeiten ist es meinen Großeltern in den Folgejahren gelungen einen florierenden Betrieb aufzubauen“, weiß die Enkelin. 

Als Irmgard Kootsch vor drei Jahren verstarb, hinterließ sie einen großen Fundus an historischen Dokumenten, sie hatte viel fotografiert und alles aufbewahrt, was ihr wichtig erschien. Ihr war aber auch klar, dass sie in einem Gebäude mit einer ganz besonderen Geschichte lebte. Die Schmiede im Keller des Hauses dürfte aus dem 19.Jahrundert stammen, Teile davon wurden in den darauffolgenden Jahren zwar verändert, aber noch immer gibt es im Keller des Gebäudes einen historisch reichen Schatz an historisch interessanten Dingen, auch ein guter Teil der Werkzeuge ist erhalten. All das beschreibt einen Teil von Brunecks Geschichte. Die gesamte Andreas -Hofer -Zone galt früher als Handwerksviertel. Heute ist noch einiges davon erhalten, aber wenn es nach den Plänen von Unternehmer Thomas Gatterer und seiner IBV GmbH geht, dann könnte sich das von einem Tag auf den anderen ändern.

Diese Gesellschaft plant seit vielen Jahren die Umgestaltung des Viertels. Zu diesem Zweck wurde die zu verbauende Kubatur nahezu verdoppelt, es muss eine neue Druckrohrleitung verlegt werden, manche Nachbarn haben gar keine Freude mit der geplanten Umgestaltung. Nichtsdestotrotz hält die IBV GmbH mittlerweile mehr oder weniger alle notwendigen Genehmigungen in Händen, um mit dem Abriss vieler alter Gebäude und mit dem Bau eines neuen Wohnviertels ,,Kapuziner Park“ in Bruneck beginnen zu können. Läuft alles nach Plan sollen die Wohnungen 2015 bezugsfertig sein.

Der Weg war steinig. Bereits in der Anfangsphase war der vorgelegte Wiedergewinnungsplan auf Widerstand gestoßen. Die Ensembleschutzkommission wollte das gesamte Gebiet vor Zugriffen schützen, aber die Gemeinde blockierte diese Ambitionen. ,,Eine Stadt lebt von ihrer Geschichte“, sagt Architekt Bernhard Lösch, ehemals Mitglied dieser Kommission, im Rückblick, ,,aber das zählt bei uns leider nicht allzu viel. Die Wirtschaft gibt den Takt vor“. Die Schmiede in dieser Zone gehe auf alte, schöne Ursprünge zurück, sagt er. Auch die Raumordnungskommission des Landes wollte ihr Veto einlegen, aber die Landesregierung genehmigte die Pläne.

Die Enkelin von Irmgard Kootsch kann jetzt nur noch von Tag zu Tag hoffen, dass es ihr gelingt, das Erbe ihrer Großeltern zu erhalten. Bisher aber hatte sie wenig Erfolg bei ihren Bemühungen die Stadt Bruneck davon zu überzeugen, wie wichtig die kollektiven Erinnerungen an diesen Teil der Stadtgeschichte ist. Sie stößt auf eine Mauer des Schweigens, manch einer hört ihr zu, aber niemand ist bereit, mit ihr für den Erhalt der Schmiede zu kämpfen.

Handwerk mit Geschichte
Welche historische Bedeutung der Anfreas -Hofer -Zone beigemessen wird

Die Wohnbauzone zwischen Kapuzinerplatz und Waldebrücke an der Rienz war im 16.Jahrhundert eine Handwerkszone mit zwei Wieren. Das älteste Gebäude geht auf das 13. Jahrhundert zurück und das heute noch bestehend Galler-Haus war einst das einzige Gebäude mit Steinmauern außerhalb der Stadtmauern. Die Ensembleschutzkommission der Stadt Bruneck hat seinerzeit darauf hingewiesen, dass entsprechend einige Gebäude unter Denkmalschutz stünden und nicht verändert werden dürften. Insgesamt sei das gesamte Ensemble schützenswert, so das Urteil der Kommission. Markus Pescoller, Mitglied der Ensembleschutzkommission erklärt 2011: ,,Wir empfehlen in dieser Zone keine großen Gebäude zu errichten und die Charakteristik des Ensembles über eine verwinkelte Häuseranordnung sowie über die Beibelassung einiger Gärten zu erhalten.“

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