Zur Tiefgarage Schlossberg

Hanspeter Niederkofler, Grüne Ratsfraktion

In seiner Antwort auf unsere Anfrage gibt der Bürgermeister zwar einen ausführlichen Überblick über die bisher erfolgten Schritte bezüglich der künftigen Tiefgarage im Bereich des Schlosses, bleibt allerdings die Antwort auf die eigentliche Frage schuldig, und zwar weshalb weiterhin zwei Projekte gleichwertig weiter verfolgt werden, wenn doch infolge der stattgefundenen Diskussionen und der Bewertung durch Arch. Winkler der Standort „Schlossbergkurve“ in Summe deutlich besser abschneidet.


Standort Schlossbergkurve (Grafik Arch. Thomas Winkler)

Im 300-Meter-Radius dieses Standorts liegen sowohl der Graben als auch die Oberstadt. Der Standort bietet einen unmittelbaren Zugang sowohl zur unteren Stadtgasse (Ursulinen) als auch zum Seeböckhaus. Der Schlosshügel ist vom Projekt nicht betroffen.

Standort Schlossbergwiese (Grafik Arch. Thomas Winkler)

Der Standort Schlossbergwiese hat den einzigen Vorteil, etwas näher an der Oberstadt zu sein, liegt aber deutlich ungünstiger, was die Erreichbarkeit von Stadtgasse und Graben anbelangt. Anzumerken ist zudem, dass bei der Schlossberkurve der Mittelpunkt des 300-Meter-Kreises in der Mitte der Garage gewählt wurde, während er hier am nördlichen Ausgang liegt. Ein Vergleich der tatsächlichen Fußwegdistanzen, jeweils von der Mitte der Tiefgarage aus:

…                                                       Schlossbergkurve              Schlossbergwiese
Florianitor                                        300 m                                 480 m
Rathausplatz                                   430 m                                  730m
Seeböckhaus                                   240 m                                   190 m
Neue Stadtbibliothek                    450 m                                   800 m
Ragenhaus                                     480 m                                    200 m
Kapuzinerplatz                              480 m                                    420 m

Das Gebiet um die Pfarrkirche, das dieser Standort besser erschließt, hat als Zielort der Mobiliät von außerhalb Brunecks keine große Bedeutung und es ist aus urbanistischen Gründen auch nicht sinnvoll, dort weitere Verkehr anziehende Einrichtungen anzusiedeln. Der Standort ist zudem landschaftlich problematischer, weil er direkt am Schlosshügel liegt und hier ein Gebiet tangiert wird, das deutlich sensibler ist als jenes an der Schlossbergkurve, durch das bereits die Reischacher Straße verläuft.

Die Bewertung von Arch. Winkler ist zudem bei näherem Hinsehen wesentlich klarer, als es die Gesamtpunktezahl von 88 zu 86 vermuten lässt. Wird nämlich das Kriterium der Behinderungen in der Bauphase, die temporär sind und für die sich auch bei der Schlossbergkurve geeignete Lösungen finden lassen, nicht berücksichtigt, so fällt die Bewertung 88 zu 81 aus. Beim wichtigsten Kriterium, der Nähe zum Stadtzentrum, fällt das Ergebnis eindeutig aus:

…                                                                                   Schlossbergkurve    Schlossbergwiese
Entfernung vom Stadtzentrum (max. 20)                            20                               10
Einfügung in den Landschaftsraum (max. 20)                     20                               20
Verkehrstechnische Anbindung (max. 10)                              8                               10
Qualität der Fußwegverbindungen zur Stadtgasse
(max. 15)                                                                                        12                              15
Gestaltung der Garage, Benutzerfreundlichkeit,
Übersichtlichkeit (max. 8 )                                                           8                                 8
Flächenbedarf, Ökonomie (max. 10)                                         10                               8
Baukosten (max. 12)                                                                   10                                10
Zu erwartende Behinderungen in der Bauphase (max. 5)      0                                  5
Gesamtpunkte (max. 100) 88 86

In den vergangenen Monaten ist der Eindruck entstanden, die Stadtverwaltung favorisiere das Projekt „Schlossbergwiese“ – offensichtlich aus Gründen, die nichts mit diesen Bewertungskriterien zu tun haben. Wenn es aber darum geht, die beste Lösung zu finden, fänden wir es doch naheliegend, jetzt vorrangig den Standort „Schlossbergkurve“ zu verfolgen und zu versuchen, alle offenen Fragen zu klären, bis es zu einer definitiven Entscheidung kommen kann.

20.07.2010

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Bewertung Standorte: Stellungnahme/Präzisierungen Walter Harpf , Fraktionsvorsitzender

Zu A) Die Realisierung der Schlosswiesengarage ist aufgrund der geologischen Beschaffenheit des Schlosshügel-Felsens nur in offener Bauweise machbar.
Das bedeutet, dass beim Bau derselben – inklusive Zufahrt von der Reischacherstraße – ein Gutteil des östlichen Schlossfelsens entfernt werden müsste. Dieser könnte nach Abschluss der Arbeiten natürlich nicht ersetzt werden. Es sei denn durch Kunstbauten. Wie sich diese Ansicht – von Reischach kommend – in die Landschaft einfügen würde, überlasse ich dem Urteil der Leser.
Ein ähnlich gravierender Eingriff wäre am Kronplatzweg zu erwarten. Anstelle des Wäldchens mit dem Steig zum Schloss käme eine möglicherweise begrünbare Betonfassade mit samt „Sicherheitsausfahrt“…
Die Schlosskurvengarage würde unter der Reischacher-Schlosskurve bzw. unter dem dortigen Parkplatz gebaut. An der Oberfläche ist ein Kreisverkehr mit Ein-Ausfahrt vorgesehen. Die verbleibende Fläche würde ebenso begrünt wie die Fassade Richtung Stadtmauer/Ursulinen. (20 zu 5)

Zu B) Die verkehrstechnische Anbindung muss bei beiden Garagen gleich bewertet werden. (10 zu 10)

Zu C) Die Schlosskurvengarage ist über den Ursulinen-Hinterhof eindeutig besser an die Stadtgasse angebunden. (20 zu 10)

Zu D) In der Bauphase sind die Behinderungen des Verkehrs auf der Reischacherstraße bei beiden Projekten dieselben (5 zu 5)

Die Bewertung müsste also sein: 93 zu 66 Punkte zugunsten der Schlosskurvengarage.

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Anfrage vom 22.06.2010

Folgendes vorausgeschickt:
dass der Bürgermeister im Frühjahr 2009 angekündigt hatte, dass die Entscheidung zum Standort der Tiefgarage im Bereich Schlossberg im Gemeinderat noch vor Jahresende getroffen werde;
dass der Gemeindeausschuss, ohne die Verkehrskommission zu informieren, Arch. Thomas Winkler – München bzw. einen Planer seiner Wahl mit einer vergleichenden Studie zur Bewertung der vorliegenden Tiefgaragenprojekte/Standorte beauftragt hat;
dass der Bürgermeister die Studie von Arch. Winkler seit dem Eingangstag am 29.11.2009 bis zur letzten Sitzung der Verkehrskommission am 7.4.2009 unter Verschluss hielt und den Anwesenden lediglich mitteilte, dass es zwei Siegerprojekte gäbe;
dass die Studie erst nach Aufforderung durch Walter Harpf den Mitgliedern der Verkehrskommission zugänglich gemacht wurde;
dass in dieser Studie das Projekt Schlossbergkurve mit 88 von 100 Punkten am höchsten bewertet wird, gegenüber 86 Punkte des zweitplatzierten Projektes;
dass dieses Resultat bei eingehender Diskussion aller Kriterien noch eindeutiger zugunsten des Standortes Schlosskurve ausfallen würde, da dieser die besten Voraussetzungen in Bezug auf strategische Lage, voraussehbare Akzeptanz, Entfernung vom Brunecker Stadtzentrum, Bewertung aus Sicht des Denkmal- und Ensembleschutzes, potentielle Erweiterbarkeit, aber vor allem in Hinblick auf die Realisierung wesentlicher Teile des Gesamtverkehrskonzeptes bietet;

wünschen wir zu erfahren,

aus welchen Gründen der Bürgermeister die Meinung vertritt, dass trotz dieser klaren Sachlage noch weitere Diskussionen, z. B. vertragsurbanistischer Natur, vonnöten sind.

Bruneck, 22.06.2010
Für die Grüne Ratsfraktion
Hanspeter Niederkofler

Der Fraktionsvorsteher Bruneck/Ort
Walter Harpf

Antwort des Bürgermeisters vom 9.7.2010

Ich zeige hier detailliert die Schritte auf, welche unternommen worden sind, um eine Grundlage für den Beschluss des Gemeinderates Nr 45 vom 26.04.2010 zu haben:

Es hat zahlreichen Aussprachen zwischen den Planern und den Gemeindetechnikern gegeben.

Die Techniker der Stadtgemeinde Bruneck haben sodann eine interne Bewertung der verschiedenen Standorte vorgenommen. Zudem wollte man im Sinne einer Objektivierung auch eine weitere Bewertung von außen bekommen.

Der Koordinator für die Mobilitätsprojekte DDr. Alexander Steiner hat somit Herrn Dr. Arch. Thomas Winkler in die Phase der Standortbewertung miteinbezogen.

Der Auftrag ist nicht vom Gemeindeausschuss, sondern vom Leiter des Bauservice Dr. Ing. Peter Auer vergeben worden.

Dr. Arch, Thomas Winkler hat in seiner Standortbewertungsanalyse insgesamt sechs Projekte bewertet und sich abschließend, genauso wie die Techniker der Stadtgemeinde Bruneck, klar für zwei Standorte ausgesprochen, nämlich:
Standort “Schlossbergwiese”, Projekt geplant von Dr. Arch. Agnes Pobitzer bzw. Skizze von Dr. Arch. Gerhard Mahlknecht;
Standort “Schlossbergkurve”, geplant von Dr. Arch. Werner Franz im Auftrag der Fraktionsverwaltung von Bruneck.

Auch in den vielen Sitzungen der Verkehrskommission wurde die Thematik besprochen, die Pläne und Vorschläge aktiv diskutiert und sodann eine klare Entscheidung für die weitere Vorgangsweise getroffen:

Sitzung vom 10,062008: erste Info zu den zwei Standorten der neue Tiefgarage: Schlossbergkurve und Standort Pobitzer (Areal der Bogenschützen);

Sitzung vom 07.10.2008: eingehende Diskussion und Bewertung der zwei Standorte: Tiefgarage Schlossbergkurve und Tiefgarage Pobitzer (Areal der Bogenschützen);

Gemeinsame Sitzung des Gemeindeausschusses mit der Verkehrs- und Umweltkommission am 18.03.2009: Präsentation der beiden Projekte durch Fr. Dr. Arch. Agnes Pobitzer Niederkofler und Dr. Arch. Werner Franz;

Sitzung vom 20.102009: Information, dass die verschiedenen Projekte geprüft werden und dass Dr. Arch. Thomas Winkler für eine externe Bewertung hinzugezogen wird;

Sitzung vom 07.04.2010: Information und Präsentation der verschiedenen Projekte und der Ergebnisse der internen Bewertung und jener vom Arch. Thomas Winkler. Einstimmige Entscheidung der Verkehrskommission nur mehr zwei Standorte für die Parkgarage weiter zu verfolgen und den Bürgermeister mit den konkreten Verhandlungen zu beauftragen.

Abschließend sind dann mit Beschluss des Gemeinderates Nr 45 vom 26042010 folgende Punkte vereinbart worden:

Folgende Standorte werden für die Errichtung einer Parkgarage im Bereich Schlossberg in Betracht gezogen: Standort ‚Schlossbergwiese”, geplant von Dr. Arch. Agnes Pobitzer bzw. Skizze Dr. Arch. Gerhard Mahlknecht und Standort “Schlossbergkurve geplant von Dr. Arch. Werner Franz im Auftrag der Fraktionsverwaltung von Bruneck.

Der Bürgermeister wird beauftragt mit den Planern und Grundstückseigentümern in konkrete Verhandlungen zu treten.

Ich erachte es als erforderlich, die BESTE Lösung für Bruneck zu finden. Außerdem habe ich ausdrücklich auch vom Gemeinderat den Auftrag erhalten, mit den Grundstückseigentümern in konkrete Verhandlungen zu treten.

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3 Antworten auf Zur Tiefgarage Schlossberg

  1. Walter Harpf sagt:

    Bedauerlicherweise muss das inzwischen eingegangene „Verhandlungsangebot“ des BM s noch unter Verschluss gehalten werden. Zu gegebener Zeit werden wir die Öffentlichkeit informieren.

  2. Walter Harpf sagt:

    Im Übrigen sollte das laut Architekt Winkler zweitbeste Projekt bei den Einlassungen des Bürgermeisters nicht immer an erster Stelle genannt werden!!!

  3. Walter Harpf sagt:

    Antwort des Bürgermeisters auf unsere Anfrage: Die Auflistung der detaillierten Schritte kann bestätigt werden. Was er zu erwähnen vergass, ist dass bei all diesen Schritten das Schlosskurvenprojekt besser abschnitt. Was nicht zuletzt eben auch durch Arch. Thomas Winkler bestätigt wurde. Was es angesichts dieses klaren Sachverhaltes noch zu reden gibt, hat der BM nicht gesagt. Jedenfalls wurde indes klar, dass es sich bei der Favorisierung des Standortes Schlosswiese von Seiten des BMs um eine politische und keinenfalls um die BESTE Entscheidung handelt.