Antersasc: LR Pichler Rolle mit allen Beteiligten vor Ort

SüdtirolNews, Lokal, 08.08.2013 16:33 Artikel drucken
lpa
Umweltschützer sind „überrascht und enttäuscht“
Foto: lpa

Antersasc – Nicht um eine drohende Zerstörung einer Naturlandschaft, sondern um die Frage der Verhältnismäßigkeit gehe es im Falle der Erschließung der Antersasc-Alm. Dies betont Landesrat Elmar Pichler Rolle, der gestern alle Beteiligten – Almbesitzer, Beamte und Umweltverbände – zu einem Lokalaugenschein geladen hatte. Die geplante Erschließung der Alm hatte im Vorjahr hohe Wellen geschlagen.

Die Diskussion um die Antersasc-Erschließung im Vorjahr sei aus dem Ruder gelaufen: „Es ging nicht mehr um das eigentliche Projekt, sondern um eine Art Glaubenskrieg“, so Pichler Rolle, der vor der erneuten Behandlung des überarbeiteten Projektes in der Landesregierung einen Lokalaugenschein mit allen Beteiligten anberaumt hatte. Gestern nun standen sich erstmals Almbesitzer und Vertreter der Umweltverbände auf der 2080 Meter hoch gelegenen Alm im Gadertal gegenüber. „Es sind natürlich Spannungen zum Vorschein gekommen, aber man hat endlich miteinander und nicht übereinander geredet“, so der Landesrat.

Beim gestrigen Treffen herrschte indes Einigkeit darüber, dass eine Erschließung der bis 1989 bewirtschafteten Alm notwendig sei. Die Geister scheiden sich allerdings am rund einen Kilometer langen Schlussteil, für den die Umweltverbände mit Verbesserungen des bestehenden Weges einverstanden wären, während der Almbesitzer einen zweieinhalb Meter breiten Traktorweg als Grundvoraussetzung für eine Wiederaufnahme der Almwirtschaft ansieht. Und auch die Vertreter der Landesämter nehmen diesbezüglich unterschiedliche Standpunkte ein.

Landesrat Elmar Pichler Rolle erklärte beim Lokalaugenschein, dass er das Antersasc-Projekt gemeinsam mit anderen problematischen Almerschließungen demnächst in der Landesregierung behandeln wolle. Es gehe dabei immer um die Verhältnismäßigkeit der Eingriffe: „Wir müssen uns vor Augen halten, dass es um die Frage geht, ob und mit welchen Auflagen eine Alm bewirtschaftet werden kann, es geht nicht um touristische Einrichtungen oder Aufstiegsanlagen“, so Pichler Rolle, der die offene Diskussion vor Ort als durchaus zielführend erachtet. Er werde, so der Landesrat, der Landesregierung innerhalb September Bericht erstatten, um eine Entscheidung herbeizuführen.

 

Dachverband: „Überrascht und enttäuscht“

„Bei der gestrigen gemeinsamen Besichtigung der Antersasc-Alm haben wir als Vertreter des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz und des Heimatpflegeverbandes unsere Bedenken bezüglich des Weiterbaues der Zufahrtsstraße auf die Antersasc-Alm geäußert. Die Antersasc-Alm liegt im Naturpark Puez Geisler, ist als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen und ist Teil des UNESCO-Weltnaturerbes der Dolomiten und somit dreifach geschützt. Sowohl die Analyse von Univ.Prof. Ramanzin als auch des Gutachters kommen zum Schluss, dass sich die Antersasc-Alm vorwiegend als Schafweide, also für eine extensive Almwirtschaft eignet. Aufgrund der besonderen landschaftlichen Situation ist das öffentliche Interesse am Erhalt des Gebietes in seiner Unberührtheit höher zu bewerten, als das Interesse an einer kompletten Erschließung dieser Alm“, so KLauspeter Dissinger und Albert Willeit.

Es sei nicht tragbar, dass der Umweltlandesrat diese Aspekte als zweitrangig einräumt und diesbezüglich in einer Ad hoc-Entscheidung sich mehr oder weniger für den Bau der Almstraße „Antersasc II“ ausspricht. „Die Entscheidung des Umweltlandesrates ist für uns nicht nachvollziehbar und richtet sich auch gegen die Empfehlungen des eigenen Amtes für Naturparke“, so der Dachverband und der Heimatpflegeverband.

„Wir begrüßen ausdrücklich die Initiative zur weiteren Bewirtschaftung der Alm und sprechen uns für eine sanfte Sanierung der Almgebäude aus. Allerdings ist dafür die Errichtung der Almstraße nicht erforderlich. Die öffentliche Hand täte aber gut daran, nicht erschlossene Almen stärker zu fördern, anstatt viel Geld für die Errichtung von Almstraßen bereitzustellen“, heißt es weiter.

„Sollte sich die Landesregierung, wie von LR Pichler Rolle angedeutet, für die Errichtung der Almstraße „Antersasc II“ in der vorliegenden Form aussprechen, werden wir uns rechtliche Schritte überlegen, mit denen wir bereits in der Vergangenheit beim Verwaltungsgericht erfolgreich waren“, schließen Dissinger und Willeit.

Von: lpa

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Kommentare

Krissy, vor 11 Minuten
Und dann plärren, wenn die Touristen ausbleiben.
Südtirols Tourismus lebt zu einem Grossteil von Wanderern, die die Natur geniesen wollen.
Wieviele Almen wurden bereits mit mehr oder weniger breiten Forststrassen erschlossen, die zum Teil auch von Wanderer benutzt werden.
Da freut man sich auf eine Wanderung an der frischen Luft und alle 5 Minuten donnert mehr oder weniger schnell/rücksichtslos ein mehr oder weniger luxeriöser/baufälliger Geländerwagen/SUV/Jeep vorbei und hinterlässt Benzingestank und Staub.

michl burger, vor 52 Minuten
Nein, die Diskussion ist nicht aus dem Ruder gelaufen, sondern die Realität der Naturzerstörungen durch Erschließungswege in ein dreifaches Schutzgebiet!
Können wir uns überhaupt noch ein Stück unberührte Natur – und Kulturlandschaft leisten, ein Stück Wildnis beobachten, ein wahrhaft schönes Stück Heimat den nachfolgenden Generationen weitergeben? Anscheinend nicht!
Die Alm kann auch ohne Erschließungsweg genutzt werden, unsere Großväter konnten das auch und sie waren dabei stets zufriedener, als diese nimmersatte Wohlstandsgesellschaft!
Antersasc ist deshalb im öffentlichen Interesse zu erhalten! Ein landschaftliches Juwel wie Antersasc darf nicht dem Privatinteresse geopfert werden. Wir alle tragen eine große Verantwortung für unsere natürlichen Ressourcen! Landschaft ist ein Allgemeingut an dem sich sehr viele Menschen erfreuen, erholen, entspannen und bestaunen!!

seljo, vor 53 Minuten
Herr Pichler Rolle, der „Glaubenskrieg“ geht um nicht mehr und nicht weniger als darum, ob in Südtirol mit jeweils fadenscheinigsten Argumenten auch die letzten bisher noch nicht flachgebaggerten Reste unberührter Natur „entheiligt“ und „ihrer Seele beraubt“ werden sollen/dürfen. Ihre Antwort darauf ist sehr bedauerlich.

Drexler, vor 56 Minuten
Dieser Bauer braucht nicht jammern ,nur abwarten und er bekommt alles was er braucht. Er meinte ,er werde nicht mit Helikoptern bauen , aber wurden die bestehenden Gebäude mit Hubschraubern gebaut ??? Dieser Weg wird schön breit werden ,denn svp wird schon sorgen , dass der Bauer wieder diesen Haufen wählt . Zum Kotzen das ganze Getue !

fonzi, vor 1 Stunden
jo, jo, die Wohln stehn vor der Tür!!

 

/p

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