Lagauntal und Erschließungsverbot: „Ein trauriges Spiel“

TZ, Mittwoch, 10. Juli 2013

Das Lagauntal ist eines der raren unberührten Fleckchen Natur, die Südtirol noch zu bieten hat. Durch ein Erschließungsverbot im Landschaftsplan von Schnals sollte garantiert werden, dass diese Unberührtheit erhalten bleibt. Die Landesregierung sieht das etwas anders. – von Patrizia Rabatscher

Untersagt sind die Errichtung von Straßen sowie der Verkehr mit Motorfahrzeugen innerhalb des Landschaftsschutzgebietes“. Dieser Satz bzw. das Fehlen dieses Satzes sorgt in Schnals schon seit zwei Jahren für Bauchschmerzen. 

Sowohl die I. Landschaftsschutzkommission als auch der Gemeinderat von Schnals sahen die Notwendigkeit gegeben das Lagauntal durch diesen Passus im Landschaftsplan vor der Erschließung zu schützen. Im Beschluss Nr. 1110 vom 18. Juli 2011 segnete auch die Landesregierung den Landschaftsplan so wie er war ab. Eine Woche später, am 25. Juli verabschiedete die Landesregierung einen neuen Beschluss, mit welchem sie ebenjenen Passus aus dem Landschaftsplan strich. „Bezüglich der Erschließung der Almen im Landschaftsschutzgebiet spricht sich die Landesregierung dafür aus, diese nicht durch ein generelles Verbot für die Errichtung von Straßen zu unterbinden…“ heißt es im neuen Beschluss.

Die Schnalser zeigten sich enttäuscht von der Landesregierung. Man fühlte sich übergangen. Doch man ließ nicht locker. Der Gemeinderat fasste abermals den Beschluss, diesen Passus in den Landschaftsplan aufzunehmen und stellte einen Änderungsantrag an die Landesregierung. Dieser wurde abgelehnt.

„Das ist ein trauriges Spiel“ meint der ehemalige AVS-Ortsstellenleiter von Schnals, Michael Langes, „Dieser Passus hätte dafür sorgen sollen, dass das Lagauntal so unberührt bleibt, wie es ist. Ein Teil des Tales wurde bereits mit dem E-Werk zerstört, müssen wir jetzt alles kaputtmachen?“ Das Lagauntal ist noch ein einmaliges Gebiet mit uralten Zirbenbeständen und einer archäologischen Fundstätte. „Anscheinend sind einigen Entscheidungsträgern Privatinteressen wichtiger, als die Möglichkeit eines der wenigen noch unerschlossenen Hochtäler zu bewahren“, bedauert Langes.

Durch das Entfernen dieses Erschließungsverbotes würde Spekulationen Tür und Tor geöffnet. „Ich vermute“, so Langes, „dass heuer noch ein Projekt eingereicht wird.“

Gleich dreimal hätte man im Gemeinderat darüber abgestimmt, und dreimal sei man zum gleichen Ergebnis gekommen, dreimal sei alles umsonst gewesen. „Ich frage mich wirklich, wozu brauchen wir eine Landschaftsschutzkommission? Wozu brauchen wir einen Gemeinderat? Im Endeffekt entscheidet doch die Landesregierung, egal was Landschaftsschutzkommission und Gemeinderat sagen. Das ärgert mich am meisten“, macht Michael Langes seinem Ärger Luft, „alle sprechen so gerne von Bürgerbeteiligung. Wo bleibt hier die Bürgerbeteiligung?“

Michael Langes steht nicht alleine da. Die AVS Ortsstelle Schnals, die AVS Sektion Naturns und die Umweltschutzgruppe Vinschgau teilen seine Empörung. Genauso der Schnalser Gemeindereferent Harald Rainer. „Natürlich bin ich enttäuscht“, meint Rainer, „wir haben im Gemeinderat dreimal stundenlang darüber diskutiert, vieles andere ist dafür liegengeblieben und wieder hat die Landesregierung unseren Beschluss versenkt.“ Harald Rainer glaubt nicht, dass auf Gemeinderatsebene noch etwas passieren wird. „Wir sind jetzt stuff, keiner hat wirklich mehr Lust in diese Richtung etwas zu machen“, meint er resigniert. Rainer ist aber trotzdem noch der Meinung, dass es diesen Passus gebraucht hätte. „Es wäre eine wichtige Absicherung gewesen, von vornherein jede Möglichkeit für eine Straße, auszuschließen“, findet der Gemeindereferent, „ich kenne kein Straßenprojekt, das in Südtirol abgelehnt worden ist.“

Auch Bürgermeister Karl Rainer hat mit der Sache abgeschlossen. Projekt wurde bis jetzt noch keines eingereicht.

Lagauntal: Unberührtes Gebiet

 

Zitate:

Michael Langes: „Wozu brauchen wir einen Gemeinderat?“„Ein Teil des Tales wurde bereits mit dem E-Werk zerstört, müssen wir jetzt alles kaputtmachen?“

BM Karl Rainer: „Sache abgeschlossen“

 

 

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