HPV-Pustertal: Protokoll Treffen Gsies, 021110

Stichwort – Protokoll, anlässlich des Lokalaugenscheines von Landeskonservator

Dr. Leo Andergassen am 2.November in Gsies

Wie so oft ging auch diese Initiative von der Heimatpflegevereinigung -Bezirk Pustertal aus.

Wichtige Entscheidungsträger, wie Dr. Leo Andergassen, Bürgermeister, Gemeindeausschuss, Bauernvertreter, Touristiker und eine Delegation von Fachexperten des Heimatpflegvereins Pustertal haben ihr Kommen zugesichert. Das Treffen war am 3.-11.-2010 anberaumt, aber der Landeskonservator hat sich leider in seinem Terminkalender ,,verschaut“ und deswegen ist er schon einen Tag vorher gekommen.

Es war also nur ein kleines notdürftiges Treffen, wo der Landeskonservator, der Bürgermeister und ich anwesend waren.

Herr Andergassen zeigte sich besorgt über die lange Liste der leer stehenden Höfe von Gsies. Zunächst informierte er sich beim Bürgermeister, wieviele Gebäude seit seinem letzten Besuch (2008) abgerissen wurden. ,,Nur“ drei Gebäude, entgegnete der Bürgermeister. Das wunderschöne und alte Futterhaus beim Winklerhof in Pichl, der alte Veidler/Friedlerhof in St.Magdalena und ein unbedeutender Stadel zu Kapeirn. Die von mir erstellte Liste, war dann auch ein gutes Dokument, um so Stück für Stück, die Situation zu erörtern. Natürlich versuchte der Bürgermeister die Dramatik herunter zuspielen, indem er einfach sprunghaft die Liste überhüpfte, da er der Meinung war, dass bei vielen Objekten die Gemeinde überhaupt keinen Einfluss hat.

Zunächst galt unsere Priorität den denkmalgeschützten Höfen: Obergschwendt, Altsiegler, Oberhuben, Rain und Reierhof.

In Pichl war einst auch der Weberhof vom Abbruch gefährdet, aber durch den Besitzerwechsel, der wohl mehr Gespür für Geschichte und Kultur mitbrachte, konnte der ursprüngliche Zustand des Gebäudes wieder im neuen Gewand erstrahlen.

Der Bürgermeister vergaß auch nicht, dass er es war, der beim denkmalgeschützten Weberhof in Pichl für die zurück gebaute Kubatur ,,gerade stehen musste“.(War wohl nur eine formell- rechtliche Angelegenheit).

Weit aus schwieriger ist der Erhalt des denkmalgeschützten Obergschwendthofes in Pichl. Das gesamte Inventar, Stubentäfelung, Holzboden, usw. wurde bereits geplündert und ausgeräumt. Ebenso schwierig ist der Erhalt des Obersieglerhofes in Pichl (Denkmalschutz seit 1989). Konfliktpunkt: 2 Besitzer mit unterschiedlichen Interessen.

Auf wenig Interesse stößt auch die Erhaltung des Oberhuberhofes (Denkmalschutz seit 1989). Der Reierhof und den Rainhof (beide vinkuliert) stehen schon seit längerer Zeit leer; alle drei Höfe befinden sich in St.Magdalena.

Meine Forderung war deutlich und klar, nämlich, dass bei einen eventuellen Verlust eines dieser denkmalgeschützten Höfe, im Gegenzug, ein neues Gebäude vinkuliert werden sollte, dies auch deshalb, damit man die denkmalgeschützte Bausubstanz in ihrer Anzahl aufrecht erhält.(Gsies hat ja eh nicht so viele Denkmäler).

Es wurden auch einige Beispiele andiskutiert, wo man an eine Neuvinkulierung denken könnte, aber das ganze Thema ist einfach zu sehr von der Bauernlobby verunsichert und verworren worden. Dies wurde auch vom Bürgermeister bestätigt, der uns auch seine Sicht zum Ensembleschutz in Gsies darlegte.

Die Ensemble- Fachkommission hat eine gute Archivierungsarbeit geleistet, aber bei der Genehmigung durch den Gemeinderat stößt das auf massiven Wiederstand der Bauernvertreter. Gsies wird also zu jenen Gemeinden zählen, die in Zukunft keine offizielle Ensembles ausweisen werden. Die Gsieser Touristiker müssen sich in Zukunft wohl nach neuen Werbemotiven umsehen.

Bürgermeister Schwingshackl verwies auf die gute Zusammenarbeit mit dem Osttiroler Interegg-Projekt, das auch weiterhin bei Abbruch und Wiederaufbau unterstützend zur Seite stehen wird.

Besonders lobend wurde der Wiederaufbau der Veidler/Friedler – Hofstelle in St.Magdalena

hervorgehoben.

Zur Sprache kamen auch der Innerschmiederhof in St.Magdalena, der in der Liste gar nicht erfasst worden ist, da erst im heurigen Herbst mit dem Neubau begonnen wurde. Jedenfalls deutet die Inschrift ,,Abbruch und Wiederaufbau der Hofstelle Innerschmieder“ darauf hin, dass auch dieses Paradehöfl weichen muss. Ein absolut erhaltenswerter stattlicher Einhof, der abgerissen werden soll, ebenso erhaltenswert erscheint mir das Widumsgebäude in Pichl und eben noch viele andere schöne Altbauten!

Ein besonders architektonisch –ästhetisches Problem stellen die unzähligen Photovoltaik- Anlagen dar, die auch ein erhebliches Gefahrenpotential in Brandfällen und bei Dachlawinen verursachen können. Leo Andergassen mahnte den Bürgermeister in dieser Angelegenheit für mehr Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein einzutreten.

Als Letztes wurden dann noch die drei Mühlen am Pfinnbach angesprochen, die über ein Interegg –Programm saniert werden. Die Forstbehörde wird einige Arbeiten übernehmen, aber für mich war das nicht rechtens, da bei denkmalgeschützten Objekten ausschließlich das Denkmalamt zuständig ist.(Die Forstbehörde hat keine Qualifikation im Bereich der Denkmalpflege, für sie ist das nur eine Arbeitsbeschaffung).

Schließlich waren wir uns alle einig, dass in Gsies noch sehr viel Potential mit alter Bausubstanz vorhanden ist und diese Ressource darf nicht kurzfristigen Profitdenken zum Opfer fallen.

Leo Andergassen versuchte immer wieder auf den Erinnerungswert von denkmalgeschützten Häusern hinzuweisen. Denkmalschutz ist etwas Besonderes, ein Mehrwert, eine kulturelle Bereicherung für das ganze Tal. Es sei Ihm ein Herzensanliegen, die Bevölkerung zu sensibilisieren und nach speziellen Erhaltungsmaßnahmen zu suchen.

Er wolle das auch in seinem Referat, das Ende November in Gsies statt finden wird, klar und

unmissverständlich zum Ausdruck bringen.

Michael Burger Gsies am, 17. November 2010

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