Eine Halle zu viel

Neue Südtiroler Tageszeitung, 12.02.2013, Silke Hinterwaldner

,,Wir brauchen eine Halle“, sagt Peter Waldner, ,,vielleicht wird bei uns dann weniger gestohlen.“ Der Obmann des Bergbonifizierungskonsortiums für Gsies und Taisten ist empört darüber, wie viele Sachen im Laufe eines Jahres einfach so verschwinden. Auf Nimmerwiedersehen. Könnte er die Maschinen, Werkzeuge und das Zubehör unter einem schützenden Dach verstauen, würde sich die Situation verbessern, davon ist er überzeugt. Diese Überzeugung hatte er übrigens auch schon vor zehn Jahren. Damals wurde aber der Plan im sogenannten Kellawaldile, einem kleinen Waldgebiet an der Straße ins Gsiesertal, schnell versenkt. Immerhin befinde man sich dort in unmittelbarer Nähe zu Schutzgebiet. Der Wald ist nicht für Industriebauten vorgesehen. Aber das Bergbonifizierungskonsortium nutzte das kleine Waldstück totzdem für seine Zwecke, dort wurde und wird allerhand Material abgelagert. Das sorgte immer wieder für Proteste. Nachdem die Freie Liste in Gsies dagegen etwas zu unternehmen versuchte, wollte man die Situation zumindest rechtlich bereinigen. ,,Das gelang nur teilweise“, sagt Anna Renzler, eine Konzession, um die Baumaterialien ablagern zu dürfen, gab es nicht. Aber, weil das Konsortium derzeit Arbeiten im öffentlichen Interesse durchführt, darf dort für maximal drei Jahre Material gelagert werden. Aber das reicht den Männern vom Bergbonifizierungskonsortium freilich nicht, damit ist ihr Problem nicht beseitigt – schließlich wünschen sie sich seit Jahren eine eigene Halle. Peter Walder und seine Männer haben nicht schüchtern noch einmal ein Projekt für die Halle im Kellawaldile eingereicht. Erst vor kurzem fand dazu eine Aussprache im Rathaus von Gsies statt – eine Entscheidung dazu sollte der Gemeinderat treffen. ,,Aber“, ärgert sich Anna Renzler, ,,dieser Standort ist für den Bau einer Halle absolut ungeeignet. Die Halle würde mitten im landwirtschaftlichen Grün entstehen. Die Stelle sei gut einsehbar und würde sich negativ auf das Landschaftsbild auswirken. Anna Renzler fordert: ,,Eine Halle gehört in eines der dafür vorgesehenen Gewerbegebiete der Gemeinde.“ Ganz abgesehen davon, dass das Konsortium von Gsies/Taisten gar keine Halle benötige, weil es seinen Dienst längst getan hat und eigentlich abgeschafft gehöre.

Aber davon will der Obmann gar nichts wissen. Im Gegenteil. Seit zwei Jahren baue man an einer Wasserleitung zwischen St.Martin und Magdalena – derzeit sind die Maschinen übergangsweise in einer Fraktionshalle untergebracht. Aber Peter Walder besteht auf einer eigenen Halle. Die Lösung des Problems scheint nun näher zu liegen als er dachte. Denn: Nach der Aussprache im Rathaus war bald klar, dass in der örtlichen Handwerkerzone eine Halle freisteht. Die Besitzerin wäre froh, wenn der Bau wieder genutzt werden könnte und die Bauern können froh sein, wenn sie keine neue Halle bauen müssen. Damit ist allen gedient: Das Kellawaldile bleibt verschont, die leere Industriehalle bekommt eine neue Zweckbestimmung und das Konsortium spart Mühe und Kosten. Aber wollen die Bauern sich auf diesen Deal auch einlassen? ,,Jetzt müssen noch einige bürokratische Sachen geklärt werden“, sagt Peter Walder, ,,aber grundsätzlich gefällt uns die Idee.“ Das Projekt für den Neubau im Kellawldile wird er nun zurückziehen.

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