Offener Brief von Umweltschützern an Brennerautobahn AG

suedtirolnews.it, 11.02.2013 – „Wo bleibt der Schutz von Gesundheit und Umwelt?“

Vor kurzem hat die Autobahngesellschaft A22, welche zu 85 Prozent der öffentlichen Hand gehört und an der auch die Provinz Bozen einen erheblichen Anteil hat, beschlossen 752 Millionen Euro für den Ausbau der dritten Spur zwischen Modena und Verona bereitzustellen. Dies betont zumindest der Dachverband für Natur- und Umweltschutz in einem offenen Brief an die Brennerautobahn AG.

Gleichzeitig erwähne die Brennerautoban AG in einer Presseaussendung, dass im Fokus nicht die Gewinne, sondern vor allem der Umweltschutz stehe. Allerdings hätten bis dato die Lärm- und Abgas-geplagten Anrainer des Eisack- und Etschtales wenig bis gar nichts davon bemerkt, so die Umweltschützer.

Stickoxide längs der Autobahn würden um mehr als 100 Prozent den Grenzwert von 50 Mikrogramm übersteigen und dadurch die Gesundheit der Anrainer (hauptsächlich Erkrankungen der Atemwege) gefährden. Auch die Lärmbelastung sei hoch und führe zu den bekannten gesundheitlichen Problemen, wie Herz- Kreislauferkrankungen, psychischen Beschwerden, so der Dachverband.  Im Gegensatz zu Nordtirol seien aber kaum Maßnahmen getroffen, kritisiert Klauspeter Dissinger, Vorsitzender des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.  Er will in dem Brief wissen, ob sich die Gesellschaft je für ein Lkw-Nachtfahrverbot eingesetzt hat, und ob versucht wurde, für den sensiblen alpinen Raum eine Mauterhöhung (wie im Nordtiroler Wipptal) durchzusetzen, um den Umwegverkehr, welcher 30 Prozent des gesamten Lkw-Verkehrs auf der Brennerautobahn ausmache, zu verhindern.

Außerdem will Dissinger wissen, ob sich die Brennerautobahn AG mit Nordtirol verbunden habe, als es darum gegangen sei, das sektorale Lkw-Fahrverbot gemeinsam durchzusetzen. „Müll, Bauschutt, Aushubmaterial, Steine, Rundholz, Kraftfahrzeuge, Eisenerze können also neuerlich mit Lkws auf der Brennerautobahn transportiert werden“, so Dissinger.

Er fraugt auch, ob die Gesellschaft bis dato die Einhausungen der Autobahn in den Stadtbereichen wie Klausen, Brixen und Bozen in Erwägung gezogen hat. „In Nordtirol hat die dortige Autobahngesellschft Asfinag die Einhausungen von Schönberg und von Amras bei Innsbruck mitfinanziert und dadurch die Lebensqualität der Anrainer wesentlich verbessert sowie den Immobilien wieder ihren ursprünglichen Wert zurückgegeben“, so Dissinger.

Auf den Vorschlag der Umweltschützer zur Geschwindigkeitskontrolle einen „Tutor“ (wie auf den meisten norditalienischen Autobahnen bereits üblich) zu installieren, hätten die Vertreter der A22 ablehnend reagiert. Folglich habe die Bevölkerung bis heute von der Feststellung „Im Fokus stehen nicht die Gewinne, sondern vor allem auch der Umweltschutz“ wenig gemerkt, heißt es in dem Brief.

„Es ist an der Zeit, sich zu erinnern, dass die bisher hohen Gewinne der Autobahngesellschaft  zu Lasten der Anrainer gingen und diese nun ein Anrecht haben ihre verlorene Lebensqualität zurückzugewinnen“, erklärt Dissinger abschließend.
Von: mk

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