Leserbrief: Lienz-Innsbruck, Eisenbahn versus Postbus

Osttiroler Bote, 31.01.2013 – Fahrt in unsere Landeshauptstadt: Eisenbahn versus Postbus

Schon der Einstieg in den Postbus ist für alte Menschen und Mütter mit Kleinkindern eine Herausforderung. Kinderwagen und Koffer müssen von den Reisenden selbst außen im Gepäckraum verstaut werden. Während der Fahrt ist jegliches Lesen bzw. Arbeiten am Laptop ein zittriges Unding.

Nicht nur Menschen mit urologischen Beschwerden leiden im Postbus (vielfach ohne WC – wenn vorhanden, dann versperrt). Für solche mit Hüftgelenks- oder Bandscheibenproblemen ist das Beuteln eine Qual. Vielen Leuten wird auf der kurvenreichen Strecke schlecht. Können Rollstuhlfahrer überhaupt mit?

Eine Busfahrt nach Kitzbühel kann auch nervenaufreibend sein. Nicht selten wird der Anschluss versäumt. Trotz Hindernisrennens zum Bahnsteig, mit Koffern über Treppen oder zwei langsamen Aufzügen.

Der Einstieg in moderne Garnituren der Bundesbahn, wie sie zwischen Lienz und Villach verkehren (auch im Inntal) ist barrierefrei – eine Wohltat für Alte und Mütter. Wann immer notwendig, kann man das WC aufsuchen. Lektüre oder Arbeit ist problemlos möglich.

Es ist ein Skandal, dass dem Bezirk Lienz nur zwei direkte Zugsverbindungen nach Innsbruck mit minderwertigen Wagons zugestanden werden. Täglich um 5.02 und 17.28 Uhr bzw. zurück um 7 und 18.01 Uhr. Es ist zu bedenken, dass viele Leute kein Auto besitzen, keine Mitfahrgelegenheit haben oder mit dem Pkw nicht fahren können (anstrengende 400 km!) oder wollen (Umweltbewusste).

Realität ist, dass von Lienz aus an Werktagen 17 Züge nach Villach fahren, elf davon mit barrierefreiem Einstieg, laut Auskunft Bahnhof Lienz. Im Ein-Stunden-Takt von 5.30 bis 20.30 Uhr, mit Anschluss nach Klagenfurt bzw. Wien. Von diesen 17 Zügen verkehren zehn auch an Wochenenden.

Mit diesem optimalen Bahnverkehr will man also die Osttiroler Bevölkerung systematisch an Kärnten anschließen? In „unsere“ Landeshauptstadt kommen wir dagegen mit dem Zug nur zweimal täglich.

In der viel beschworenen „Europaregion Tirol“ muss doch von Lienz aus ein Taktverkehr auf der Schiene durch das Pustertal zu realisieren sein. Die Tiroler Landesregierung hat die Verpflichtung dafür zu sorgen, dass alle Tirolerinnen und Tiroler mit akzeptablen öffentlichen Verkehrsmitteln ihre Hauptstadt erreichen können. Auch aus dem heutigen Osttirol, das – 1919 in geographische Randlage isoliert – bei Österreich verblieben ist.

Bald finden Wahlen zum Tiroler Landtag statt. Ob es wahlwerbenden Gruppen im Bezirk Lienz einfällt, sich für die Einführung direkter attraktiver Zugsverbindungen einzusetzen?

Fazit:

Der Postbus nach Kitzbühel, um Innsbruck zu erreichen, ist kein zumutbarer Ersatz für die Eisenbahn Lienz – Innsbruck. Der mit Diesel betriebene Bus ist keine Alternative zur umweltfreundlichen Elektrolok.

Die Elektrifizierung der Strecke Lienz – Innichen wurde 1989 jubelnd gefeiert!

Anton Draxl, Lienz

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