Toblach: Bauern contra Wirte, TZ, 16.11.12

Toblach muss sich in neun Tagen entscheiden. Die Bauern bevorzugen die kleine Lösung zum Kreisverkehr. Die Touristiker beharren auf der großen Tunnellösung. Wie diese Volksbefragung zum Machtkampf geraten könnte.
Von Silke Hinterwaldner

Der Verkehr teilt Toblach in zwei Hälften: auf der einen Seite liegt Neutoblach und auf der anderen Seite Alttoblach. Aber auch in anderer Hinsicht ist Toblach nun zweigeteilt: die Bauern wollen die kleine Lösung, aber die Touristiker beharren auf der großen Tunnelvariante. Dieser Streit im Vorfeld des Referendums ist mittlerweile zu einem dörflichen Machtkampf geraten.

Aber der Reihe nach: Seit vielen Jahren beklagt sich Toblach über die Pustertaler Straße, die das Dorf zerschneidet. Die Staus an diesem Nadelöhr werden von Jahr zu Jahr länger. Aber während anderorts die Engstellen an der Pustertaler Straße durch großzügige Umfahrungen beseitigt worden sind, tritt Toblach auf der Stelle. Trotzdem kann man sagen: Heuer ist Toblach einen wesentlichen Schritt nach vorne gekommen. Am 25. November werden die Bürger darüber entscheiden, welche Verkehrslösung sie für die beste halten. Das Ergebnis dieser Volksbefragung ist freilich nicht bindend, aber die Toblacher Gemeindepolitiker wollen dem Volksentscheid endsprechend handeln.
Jetzt läuft die Diskussion. Und sie wird mit erstaunlich harten Bandagen geführt. Während die Bauern Grund und Geld sparen wollen und sich strikt gegen die Tunnels wehren, bocken die Touristiker sobald von der ,, kleinen Lösung“ die Rede ist. Es scheint fast, als ginge es gar nicht mehr um den Verkehr, sondern auch darum, wer schlussendlich diese Wahl entscheiden kann.

,, Wir möchten uns nicht von den Kosten abschrecken lassen“, erklärt HGV- Obmann Thomas Walch, einer der Fürsprecher der Tunnellösung. Das Geld werde man aufbringen, aber vor allem sei wichtig das Dorf ein für alle mal vom Verkehr zu befreien, um so mehr Lebenqualität zu schaffen. Dass diese Entscheidung für das Dorf wichtig ist, weiß auch Anton Tschurtschenthaler. Aber für den Bauernvertreter ist die große Tunnellösung kein gangbarer Weg. ,, Das kostet zu viel Geld, zu viel Kulturgrund und zu viel Zeit“, sagt er. Die Bauern möchten eine schnelle Lösung, die keinen allzu großen Eingriff in die Kulturlandschaft nötig macht.

Die dritte Variante hätte ursprünglich die Kompromisslösung werden sollen. Aber mittlerweile klammert sich niemand mehr an diese Kombination zwischen Tunnel und Kreisverkehr. Die Entscheidung fällt zwischen großer und kleiner Variante – zwischen Touristikern und Bauern.

Drei Projekte

1. Diese Variante sieht zwei Kreisverkehre vor, dazu kommt eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer. Die Erschließung der Handwerkerzone Öden erfolgt von Osten. Kostenpunkt: 6,3 Millionen Euro. Bauzeit 12 bis 15 Monate.

2. Hier soll die Pustertaler Straße nach Süden verlegt werden, ein Teil der Strecke wird untertunnelt. Die Trasse läuft über das Toblacher Feld der Bahnlinie entlang. Hinzu kommt ein weiterer Tunnel Tichtung Cortina. Kostenpunkt: 34,7 Millionen Euro Bauzeit: 3,5 bis 4 Jahre.

3. Dabei ist nur ein Tunnel im Hauptkreuzungsbereich bei der St. Johannstraße /Dolomitenstraße vorgesehen. Kostenpunkt: 19 Millionen
Euro. Bauzeit: 2,5 bis 3 Jahre.

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Eine Antwort auf Toblach: Bauern contra Wirte, TZ, 16.11.12

  1. forumonline sagt:

    Kommentar:
    Liebe Touristiker, es ist Utopie zu glauben, dass der Verkehr beseitigt wird, indem man ihn einfach unter die Erde verlegt.
    Er ist zwar nicht mehr sichtbar und kann auch eine punktuelle Entlastung bringen, aber dennoch verursacht der grenzenlose Verkehr sehr hohe Schäden an der Bevölkerung und deren Umwelt. Oberstes Ziel sollte deshalb eine Reduzierung des derzeitigen Verkehrsaufkommen sein.
    michl burger