Der Sender Toni, TZ 3./4. November 2012

Der Rai -Sender Bozen hat für den ,,Runden Tisch“ zur SEL -Affäre auch Renate Holzeisen eingeladen. Weil der ebenfalls eingeladene ,,Dolomiten“ -Chef Toni Ebner aber ein Ultimatum gestellt hat, wurde die grüne Anwältin kurzerhand wieder ausgeladen.
von Chrisoph Franceschini

Renate Holzeisen hat schon vieles erlebt. Doch diesmal verschlägt es selbst der kämpferischen grünen Anwältin die Sprache. ,,Ich bin über das Verhalten der Verantwortlichen des RAI – Sender Bozen entsetzt“, sagt Holzeisen. Heidy Kessler, RAI – Journalistin und Moderatorin des ,,Runden Tisch“ , kann die Aufregung nicht ganz nachvollziehen. ,,Es stimmt, ich habe einen Fehler gemacht, sagt Kessler, ,,indem ich Renate Holzeisen eingeladen habe, ohne darüber nachzudenken“.

Fehler macht jeder und jede. Doch dieser ,,Fehler“ sagt wohl mehr über den Zustand der Südtiroler Medienlandschaft und die medienpolitische Machtverteilung aus, als Dutzende Tagungen und Studien des Landeskommunikationsbeirates. Gleichzeitig wirft diese Episode aber auch ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Unabhängigkeit und Professionalität der Journalisten des RAI -Sender Bozen.

Heidy Kessler, Chefin vom Dienst am Mazziniplatz und für die Fernsehdiskussionssendung ,, Am runden Tisch“ zuständig, hat zum aktuellen Anlass beschlossen, für den kommenden Montag eine Diskussionsrunde zur ,,SEL -Affäre“ zu machen. Der Arbeitstitel der Sendung: ,,SEL und die politischen Folgen“: ,, Ich dachte vor allem an eine Diskussion unter den wichtigsten Medienleuten“, sagt die Moderatorin. Vorvergangene Woche wurde deshalb eingeladen: Toni Ebner, Chefredakteur der Tageszeitung ,,Dolomiten“,
Robert Weißsteiner, Chefredakteur der ,,Wirtschaftszeitung“ und Arnold Tribus, Herausgeber der Tageszeitung. Zudem lud Heidy Kessler noch Gernot Gruber, Chef des gleichnamigen Meinungsforschungsinstitutes, und eben Renate Holzeisen ein.

Ursprünglich sollte ,,ff“ – Direktor Kurt W.Zimmermann eingeladen werden, weil dieser sich in dieser Jahreszeit traditionell in Thailand aufhält, wich die RAI -Journalistin auf Holzeisen aus. ,,Ich wollte damit die Runde einfach mit einer Systemkritikerin erweitern“, erklärt Heidy Kessler die Einladung. Doch dazu wird es diesen Montag nicht kommen. Denn vor drei Tagen hat Kessler Holzeisen telefonisch wieder ausgeladen. Der Grund: Toni Ebner tobte, als er von der Diskussionsteilnahme der Athesia -Kritikerin Holzeisen erfuhr. Er bezichtigte Kessler der ,,Vorspiegelung falscher Tatsachen“ und erklärte, dass er an der Sendung nicht teilnehmen werde. Ebner stellte ein Aut-Aut-Ultimatum. Entweder er oder Holzeisen. Heidy Kessler gehorchte. Die durchaus als kritisch bekannte RAI -Journalistin lud Renate Holzeisen umgehend wieder aus. Die Einladung sei ihr Fehler gewesen, übernimmt sie jetzt die Verantwortung für den Fauxpas. Auf die Frage, ob sie nicht auf die Idee gekommen sei, Toni Ebner zu erklären, dass er in seinem Weinbergweg bleiben könne, hat die RAI -Journalistin eine skurille Erklärung: ,,Die Athesia soll eines der Diskussionsthemen sein, und da ist Ebner die zentrale Figur“.

,,Dass das Haus Athesia und die Brüder Ebner immer wieder massiv Einfluss nehmen auf die Berichterstattung des öffentlich -rechtlichen Senders RAI nehmen, ist ja kein Geheiminis“, kommentierte Renate Holzeisen die Ausladung. Die Interventionen aus dem Hause ,,Athesia“ beim RAI – Sender Bozen würden eigentlich ein ganzes Buch füllen. Diese Episode zeigt, dass steter Tropfen den Stein anscheinend höhlt. Nur so ist es zu erklären, dass man sich am Mazziniplatz zum Erfüllungsgehilfen der Arroganz aus dem Hause Ebner machen lässt. Der ,,RundeTisch“ wird auf jeden Fall zur einzigen Fernsehsendung der Geschichte, wo ein Diskussionsteilnehmer über seine Mitdiskutanten bestimmen darf. Apropos: Renate Holzeisens Platz soll am Montag ,,ff“- Kulturchef Georg Mair einnehmen. Es sei denn, auch er ist Toni Ebner nicht genehm.

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