Kommentar Albert Willeit zur Schutzhüttendiskussion

Schutzhüttendiskussion – was ist schön?

Über die „richtige“ Architektur von Gebäuden lässt sich bekanntlich streiten und damit auch über die Frage, was eigentlich schön ist. Ästhetik hat eben mit Geschmack zu tun. Die Globalisierung von Gesellschaft und Baustilen hat auch bei uns längst die letzten Winkel erreicht. Überall herrscht ein Chaos an Stilformen, Materialien und Farben. Es gibt keine (neue) regionale Architektur mehr, nicht so wie früher, wo jedes Tal von einer eigenen geprägt war.

Der Heimatpflegeverband hat dies oft genug bedauert und er wurde wegen seiner Kritik an der verbauten Umwelt als konservativ abgestempelt, weil er sich immer wo sinnvoll, vehement für den Erhalt der alten Bausubstanz eingesetzt hat. Zum Anderen aber tritt er auch verstärkt für eine gute zeitgemäße Architektur ein, welche Rücksicht nimmt auf ihre Umgebung.

Heimatpflege und neue Architektur sind keine Gegensätze – es kommt auf die Qualität des Neuen an! Und so ist es auch beim Thema „neue Schutzhütten“. Bei einem notwendigen Neubau auf 3000 m Höhe macht es keinen Sinn mehr, Steine zusammenzutragen und eine alte Hütte nachzubauen. Die Bauweise hat sich in 100 Jahren eben weiterentwickelt und geändert. Schon damals waren die Schutzhütten ein neues Element in den Bergen, ohne eine Tradition, und so ist es wohl richtig, dass auch heute eine funktionelle, zeitgemäße Bauform gesucht wird, die nicht modisch ist.

Dieser Auffassung ist der Heimatpflegeverband, obwohl es aus populistischen Gründen viel einfacher gewesen wäre, bei den Kritikern der neuen Hütten aufzusitzen, als sich für eine neue, der Zeit angepassten Bauweise einzusetzen. Nun wäre es aber wichtig, die ganze Diskussion zu versachlichen und auf eine breite Basis zu stellen, dann könnte daraus sogar eine weitere Entwicklung der guten regionalen Architektur stattfinden.

Albert Willeit
29.8.12

 

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